Vivawest bautGrundstein für 123 neue Wohnungen an Gladbacher Kalköfen gelegt
Bergisch Gladbach – Von einer Attraktivierung der Stadt“ sprach Bürgermeister Frank Stein (SPD) beim kleinen Festakt im künftigen Wohnquartier an den denkmalgeschützten Kalköfen nahe der Johann-Wilhelm-Lindlar-Straße. Hier, in Bestlage der Stadtmitte, hat sich in den vergangenen Monaten vieles getan. Auf der ehemaligen Industriebrache des Kalkwerks Cox sind die ersten Wohnhäuser im Entstehen. Am Montag feierten Eigentümer, Bauträger und Stadtspitze Grundsteinlegung.
Von der Paffrather Straße aus hat man den besten Blick aufs Baufeld: Den ersten Rohbau haben der Wohnungsbaukonzern Vivawest (Gelsenkirchen), einer der großen Akteure auf Landesebene, und das Bauunternehmen Grenzland-Bau (Ahaus) schon errichtet. Aber das ist erst der Anfang auf dem seit Betriebsaufgabe 1987 brachliegenden Grundstück (2,2 Hektar). Weitere sieben Mehrparteienhäuser werden in den nächsten Monaten nach und nach folgen.
Wohnraum in Bergisch Gladbach ist dringend nötig
Gebaut wird drei- bis viergeschossig mit Staffelgeschoss, die Stadt wird an dieser Ecke ihr Gesicht verändern. „Wohnungsraum wird dringend in Bergisch Gladbach benötigt“, berichtete der Bürgermeister beim Festakt. Leerstände gebe es seit langem nicht mehr. Dass auch sein Beigeordneter Ragnar Migenda (Grüne) mitgekommen sei, verdeutliche die Bedeutung des Projekts.
Zu Kalkwerk Cox
Über 100-Jährige Betriebsgeschichte
1852 entstanden die ersten beiden Kalköfen auf dem Gelände, 1858 ein dritter. Die Kalksteine wurden damals von den Steinbrüchen der nahen Marienhöhe angeliefert. Um die Wende zum 20. Jahrhundert waren rund 45 Mitarbeiter beim Kalkwerk Cox angestellt. Die Kalkbrennerei wurde 1958 eingestellt, seit 1935 verarbeitete das Unternehmen eisenarmes Dolomit. Die endgültige Betriebseinstellung erfolgte 1987. Aufbereitungsanlage und Vorratssilo wurden 1997 abgebrochen. Die alte Feldbahn mit ihren Loren steht heute als Attraktion vor dem Bergischen Museum in Bensberg.
Die Kalköfen gelten wegen ihrer unmittelbaren Erlebbarkeit als herausragendes Zeugnis der Gladbacher Industriegeschichte. Mit Beleuchtung und besserer Präsentation hatte die Stadt in jüngerer Zeit die Bedeutung der beiden Denkmäler hervorgehoben. Einen umfassenden Überblick über die Kalkbrennerei in Gladbach liefert Hans Leonhard Brenner in seinem 2013 erschienen Standardwerk „Vom Alabasterberg zum Teufelsfuhrloch“. (cbt)
Die Stadt werde ihrerseits für die Infrastruktur für die vielen Hundert Neubürger sorgen. Das Projekt an den Kalköfen gehört zu einem ganzen Bündel an neuen Quartieren in Gladbach, die schon kommen oder in den nächsten Jahren noch kommen werden: das Steinbüchel-Gelände an der Tannenbergstraße („Stadtquartier 13“), Eisengießerei Köttgen (Isotec), die Papierfabriken Zanders und Wachendorff (Gröner-Gruppe).
Zeitungsausgaben des Tages in Zeitkapsel
Bis Ende 2023 werden rund um die Kalköfen insgesamt 168 hochwertige Miet- und Eigentumswohnungen entstehen, geplant ist auch eine Hotelanlage. Vivawest baut davon 123 barrierefreie Wohnungen, das Invest des Konzerns liegt im Millionenbereich. Dass das sogenannte „Kalköfen Carrée“ ein weiteres Großprojekt für sein in ganz NRW tätiges Unternehmen sei, verdeutlichte Geschäftsführer Uwe Eichner im Gladbacher Schniesel. Von der Grenzland-Bau war Geschäftsführer Marco Körkemeyer nach Gladbach gekommen.
Ausgaben von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Bergischer Landeszeitung vom Tage sowie aktuelle Euro-Münzen wanderten in die Blechhülse, die mit einigen Kellen Zement in einen Mauervorsprung verschwand. Der Vivawest-Geschäftsführer berichtete, dass sein Unternehmen im Projektrahmen auch 21 öffentlich geförderte Wohnungen errichten werde. Für die Neubürger würden zwei große Tiefgaragen entstehen mit 139 Pkw- und 173 Radplätzen für die Mieter.
Kalköfen bleiben als denkmalgeschützte Landmarken stehen
Eichner betonte die Zusammenarbeit mit der Stadt, insbesondere mit dem Gestaltungsbeirat. In mehreren Runden seien Entwürfe gesichtet worden, die Bedeutung des Bauprojekts für diese markante Stelle im Stadtgebiet sei dabei allen bewusst gewesen. Die Pläne des Gladbacher Architekten Bernd Zimmermann, nach denen gebaut werde, seien dann wohlwollend vom Beirat unterstützt worden. Die Stadt habe mit Bebauungsplan (2019) und Baugenehmigung (Ende 2020) das Projekt wegweisend gefördert.
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Vor dem Engagement von Vivawest war das Grundstück zwischen Paffrather und Johann-Wilhelm-Lindlar-Straße nicht präsent im Stadtbild: verwildert, zugewachsen, zugemüllt, nicht einsehbar, teilweise als Parkplatz genutzt. Ein wenig attraktives Gebiet. Auch als Rückzugszone für einige, die nicht gesehen werden wollten, war das Areal bekannt. Mehrere Tausend Lkw-Ladungen Bodenaushub hatten die Neueigentümer vor dem Baustart abgefahren, das Gelände ist neu modelliert worden. Geblieben als bedeutende Landmarken sind die Kalköfen, denkmalgeschützt und die beiden letzten von ehemals rund 80 in der Industriestadt Bergisch Gladbach.