Wildschweine in Bergisch Gladbach„Der einzig sichere Schutz ist ein solider Zaun“
Sie kommen im Dunkeln, sind immer hungrig und verwüsten seit Wochen die Gärten von Anwohnern in Gronau: Wildschweine. Die Wildtiere sind sogar schon mitten auf der Gierather Straße gesichtet worden und treiben ihr Unwesen auch auf dem Friedhof. Ralf Huckriede, Sprecher der Kreisjägerschaft Rhein-Berg, erklärt die Gründe für die zunehmende Verbreitung der Wildschweine.Hat die Stadt Bergisch-Gladbach ein Wildschwein-Problem?Ralf Huckriede: Nein, zumindest nicht flächendeckend. Es gibt aber bestimmte Ecken, da fühlen sich die Tiere halt sauwohl – dort treten sie dann auch konzentriert auf und verursachen oft Schäden.
Sind in diesem Winter besonders viele Wildschweine unterwegs?
Die Bestände der Wildschweine schwanken recht stark. Lokal gibt es mehr Sauen als im Vorjahr, aber vor einigen Jahren hatten wir mehr Wildschweine als heute.
Liegt es auch am Klimawandel mit den immer wärmeren Wintern, dass die Bestände wachsen?
Ja, auf jeden Fall. Wildschweine wühlen im Boden und suchen sich dort ihre Nahrung. Wenn der Boden knüppelhart gefroren ist, kommen sie nicht ans Futter und verhungern oft.
Ist der Druck auf die Jäger groß, so viele Tiere wie möglich zu erlegen?
Das ist er in der Tat – aber schon seit vielen Jahren. Gerade auf landwirtschaftlichen Flächen kommt es oft zu Schäden.
Würmer und Insekten in den Wiesen, aber auch Weizen, Mais und Kartoffeln stehen bei den Sauen hoch im Kurs.
Wie versuchen die Jäger, das Problem zu lösen?
Wir Jäger versuchen, durch Ansitz- und Drückjagden möglichst viele Wildschweine zur Strecke zu bringen. Das ist oft sehr zeitraubend, aber es ist die einzige Möglichkeit, die Sauenbestände zu reduzieren. Wegen Corona-Auflagen mussten aber die Drückjagden, bei denen viele Jäger gleichzeitig unterwegs sind, oft ganz abgesagt werden.
Können Jäger trotzdem helfen, das Problem zu lösen?
Aus Sicherheitsgründen darf in Siedlungsnähe nicht gejagt werden. Als Jäger versuchen wir aber, den Zuwanderungsdruck in die Wohngebiete weitgehend zu verringern, indem in Wald und Flur intensiv gejagt wird.
Wie können Anwohner ihre Grundstücke schützen?
Je mehr Leben im Boden ist, desto lieber kommen die Wildschweine zu Besuch. Neben einigen Hausmitteln wie Haare verstreuen oder urinieren gibt es allerlei käufliche Wundermittel.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die haben alle eines gemeinsam: Sie wirken nur kurz, meist aber gar nicht. Der einzig sichere Schutz ist ein solider Zaun, der nicht untergraben werden kann. Denn Wildschweine sind Meister im Wühlen.
Wie sollte man sich verhalten, wenn man Wildschweinen begegnet?
Wildschweine können locker 120 kg auf die Waage bringen. Und gerade die Bachen verteidigen ihre Frischlinge vehement. Ein Mensch zieht da immer den Kürzeren. Hunde übrigens auch. Oft hilft es, einfach nur laut zu reden. So gibt man den Tieren die Chance, den Menschen wahrzunehmen und das Weite zu suchen. Wildschweine nie in die Enge treiben und: Finger weg von den Frischlingen!