Neuer GeschäftsführerAndreas Willeke will Zanders wieder profitabel machen
Bergisch Gladbach – Gar nicht so einfach, einen passenden Foto-Hintergrund für den neuen Leiter der Zanders-Geschäftsführer Andreas Willeke zu finden. Das Werk ist riesig und nicht überall wird gearbeitet und das Licht ist in vielen Hallen aus. Aber bei der Papiermaschine 3 –1983 für rund eine Milliarde DM gebaut wurde – ist dann doch Licht und es wird gearbeitet. Eine Walze muss repariert werden. Willeke stellt sich an ein Steuerpult. Das sieht nach Kontrolle aus. Das Foto passt zu seinem Auftrag.
Unter Willeke soll Zanders 2019 zum ersten Mal nach Jahrzehnten wieder schwarze Zahlen schreiben. „Und das werden wird auch schaffen“, sagt er später in seinem Büro.
Die Papierfabrik musste am 22. Juni 2018 Insolvenz anmelden. Wenige Tage später betritt Willeke zum ersten Mal das Werk. Insolvenzverwalter Marc d’Avoine hat ihn angeheuert. D’Avoine und Willeke haben bereits bei anderen Insolvenzen zusammengearbeitet. Zum Beispiel in der Autoindustrie. Willeke sagt über sich selbst: „Ich bin ein Sanierer“. Also kein Abwickler. Bei Zanders seien zwei Dinge offensichtlich gewesen: Die finanziellen Belastungen etwa durch die Werksrenten und die ineffizienten Strukturen. 500 aktive Zandrianer mussten die Renten von 2200 Ehemaligen erwirtschaften. Schon Willekes Vorgänger hatte dieses Verhältnis als „krank“ bezeichnet. Nach dem Insolvenzverfahren gibt es diese Belastungen nicht mehr. Willeke spricht davon, dass Zanders erst durch die Insolvenz seine Bilanzen aufräumen konnte. Das sei nicht sein Verdienst. Seine Aufgabe sei es, die Produktion auf Vordermann zu bringen.
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Vor der Insolvenz arbeiteten bei Zanders über 500 Menschen, jetzt sind es 320. Doch trotz dieses personellen Aderlasses soll die Produktpalette erhalten bleiben. Die Kernfrage an Willeke lautet: Warum denn nicht die Geschäftsführer vor ihm auf diese Idee gekommen sind? Willeke räumt ein, dass sicher alle Zanders-Geschäftsführer das Unternehmen effizienter machen wollten. „Aber ich mache es.“
Einschnitte nun möglich
Durch das Insolvenzrecht seien Einschnitte möglich gewesen, die früher nicht denkbar gewesen seien. Und jeder im Werk wisse inzwischen, dass es ohne diese tiefen Einschnitte keine Zukunft für Zanders geben könne. Willeke spricht von „der Mannschaft“, die das verstanden habe. „Ich habe hier Mitarbeiter neben einer laufenden Maschine schlafen gesehen“, sagt er. Und das sei damals normal gewesen, denn die Maschine habe ja gelaufen und deshalb sei nichts zu tun gewesen. Bei der aktuellen Panne an der PM3 sei die Belegschaft früher nach Hause geschickt worden. Heute würden sie mithelfen, die Walze zu reparieren.
Alte Strukturen müssen aufgebrochen werden
Effizienz ist das Schlüsselwort in Willekes Strategie. Jeder Mitarbeiter stünde vor Veränderungen. Alte Strukturen würden aufgebrochen, bei der jeder Organisation der Arbeit sei die Frage: Muss das so sein? Es sei auch die Abkehr von einer Firmenphilosophie, die den Umsatz im Mittelpunkt gestellt habe. „Früher ging es darum, die Maschinen möglichst rund um die Uhr am Laufen zu halten – anschließend wurde geschaut, wie das Papier verkauft werden konnte.“ Jetzt soll erst produziert werden, wenn der Auftrag vorliegt. Es gehe darum flexibel und schnell auf die Auftragslage zu reagieren. „Zanders ist ein kleines mittelständisches Unternehmen, das um jeden Auftrag kämpfen muss.“
Vom Nimbus der großen Papierfabrik mit den einzigartigen Produkten gelte es Abschied zu nehmen. „Wir müssen uns wieder erarbeiten, stolze Zandrianer zu sein.“ Willeke spricht davon, dass ihn Terje Haglund, der Kopf der skandinavischen Investorengruppe, zum Bleiben aufgefordert habe. Und da er auch mit dem Betriebsrat und großen Teilen der Mitglieder im Gläubigerausschuss ein gutes Verhältnis habe, sei er dem Wunsch von Haglund gerne nachgekommen.
Die Zusammenarbeit mit Haglund klappe hervorragend. „Das sind alles Leute, die aus der Papierindustrie kommen und wissen, was sie wollen.“ Ob er dauerhaft bei Zanders bleibe, wollte Willeke nicht sagen. „Mir macht meine Arbeit Spass und ich habe keinen Termin, wann ich hier aufhören soll.“ Seinen Wohnsitz in Herne will er aber nicht aufgeben. Als begeisterter Motorradfahrer freue er sich schon auf den Sommer. „Da schaffe ich die Strecke schon mal in 45 Minuten.“ 15 Minuten schneller als die Routenplaner bei normaler Verkehrslage einkalkulieren.