Zanders PapierfabrikSchweden übernehmen insolventes Unternehmen
Bergisch Gladbach – Jetzt ist es offiziell: Zanders ist an eine skandinavische Investorengruppe verkauft worden. Schon ab dem 1. Dezember soll die operative Führung des Geschäfts an die neuen Eigentümer übergehen. Insolvenzverwalter Marc d'Avoine bestätigte am Donnerstag den Vertragsabschluss – und er bestätigte auch, dass es über 100 weitere Entlassungen gibt.
Rund 300 Mitarbeiter zählt Zanders dann noch. „Das war leider nicht zu vermeiden“, so d'Avoine. Die gute Nachricht: Es geht weiter, eine Liquidierung wurde verhindert. Zanders verlässt das Insolvenzverfahren und wird wieder ein normales Unternehmen.
Verzicht auf Großteil der Forderungen
Der Abschluss des Insolvenzverfahrens wurde nur möglich, weil die Gläubiger von Zanders auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichtet haben. Wie hoch die Quote tatsächlich ist, war am Donnerstag nicht bekannt. D'Avoine: „Sowohl die Gläubiger als auch der Käufer sind hohe Verpflichtungen eingegangen.“
Die Skandinavier übernehmen ein Werk, das rote Zahlen schreibt. Sie haben nach Informationen dieser Zeitung einen Business-Plan vorlegt, nach dem ein einstelliger Millionenbetrag in die Anschubfinanzierung gesteckt werden soll.Mitglieder im Gläubigerausschuss berichten davon, dass mit den Skandinaviern die Fortführung des Betriebs langfristig gesichert werden soll.
Ob das allerdings klappt, steht auf einem anderen Blatt. Gladbachs Bürgermeister Lutz Urbach – er vertritt die Stadt im Gläubigerausschuss – sagte: „Es ist zu früh die Entwicklung bei Zanders zu bewerten. Es ist ein Prozess mit offenen Fragen, die zuerst beantwortet werden müssen.“
Vor allem das Konzept für die Produktion wird im Werk und von Fachleuten kritisch hinterfragt. Ob mit dem drastisch abgebauten Personal wirklich die Produktion aufrechterhalten werden kann, ist so eine Frage. Als sicher gilt die Fortführung der Produktion der Chromolux-Papiere – seit 1958 wird bei Zanders dieses Papier produziert.
Zu den besten Zeiten der Gladbacher wurde dieses Papier nicht wirklich verkauft, sondern zugeteilt. Der Preis war fast eine Nebensache – die Nachfrage überstieg bei weitem das Angebot. Mitarbeiter an der Chromolux-Maschine sind auch heute noch Spezialisten, die nicht einfach an anderen Papier-Maschinen eingesetzt werden können. Die hohe Flexibilität, die im neuen Konzept von den Mitarbeitern verlangt wird, setzt auch intensive Fort- und Weiterbildung voraus.
Betriebsratschef enttäuscht über Entlassungen
Für Taner Durdu, Betriebsratsvorsitzender, waren die vergangenen Wochen eine „grausame Zeit“. Und weiter: „Es wurden rund 200 Kollegen entlassen, und da sitzt die Enttäuschung erst einmal ganz tief.“ In den Verhandlungen sei um jeden Arbeitsplatz gekämpft worden – „mehr war wirklich nicht möglich“.
Mit dem neuen Eigentümer wolle man fair zusammenarbeiten. „Wir haben hier eine Belegschaft, die bereit ist, auch neue Wege mitzugehen.“ Gleichwohl müsse sich in der Praxis zeigen, ob es möglich sei, die Produktionsabläufe so zu optimieren, wie man sich das vorstelle.
Durdu spricht davon, dass nach etwa einem halben Jahr klar sei, ob das neue Konzept funktioniere. „Es gibt keine Alternative: Wir müssen nach über 20 Jahren endlich schwarze Zahlen schreiben.“
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Der Insolvenzverwalter sieht in dem schnellen Verkauf auch ein deutliches Signal, dass die Marke Zanders erhalten bleibt. Ein wichtiges Signal für Kunden und Zulieferer. D'Avoine verweist auch auf die Insolvenz der Papierfabrik Feldmühle in Uetersen. Dort wurde innerhalb kurzer Zeit zwei Mal Insolvenz angemeldet. „Genau so etwas wollen wir für Zanders unbedingt vermeiden.“
Dabei zeigt ein Blick auf den Papiermarkt schnell, dass das Sterben von Papierfabriken noch nicht abgeschlossen ist. Für Zanders aber auch eine Chance: Jedes geschlossene Werk hinterlässt Kunden, um die geworben wird. Zanders bewegt sich weiter in einem gnadenlosen Verdrängungswettbewerb, den nur wenige Unternehmen überleben werden.
Hans Wolfgang Zanders, seine Familie hat die Fabrik 1989 verkauft, kommentierte auf Anfrage: „Es tut unglaublich weh mitzuerleben, wie immer weniger Menschen in der Fabrik Beschäftigung finden.“ Er habe keine Detailkenntnisse und könne nur hoffen, dass mit den Skandinaviern ein langfristiges Bestehen des Traditionsunternehmens gesichert werde.