10 Jahre Bergisches WanderlandBegeisterte Wanderer meistern Schatzkartentour
Bergisches Land – Gundi Hebborn aus Bergisch Gladbach hat die Aufgabe gemeistert, ebenso wie Katja Hempelmann aus Köln, Boris Homrighausen aus Wuppertal und Anja Wiaterek Odenthal. Sie alle haben die vier Teile der Schatzkarten-Tour der Redaktion richtig zusammengesetzt, den Weg darauf gefunden und unterwegs vier markante Punkte fotografiert.
Auch wenn ’s manchmal ganz schön kniffelig war, der Route zu folgen, wie Svenja Mebus und ihr Sohn Paul feststellen mussten. „Wir haben uns sogar ein bisschen verlaufen und sind statt 13 am Ende 17 Kilometer gewandert“, wie die beiden schreiben. Aber: Auch sie haben die vier gesuchten Punkte gefunden und fotografiert.
Mehr als 100 Leserinnen und Leser haben ihre Bilder von an der Schatzkarten-Suche zum zehnjährigen Bestehen des Bergischen Wanderlands eingesendet. Svenja und Paul Mebus aus Leverkusen wurden gestern als Gewinner eines der drei Hauptgewinne gezogen, die von der Tourismusgesellschaft „Das Bergische“ zur Verfügung gestellt worden sind. Svenja und Paul Mebus erhalten einen 80-Euro-Gutschein für das Hotel Restaurant Gut Landscheid in Burscheid. Die Freude darüber war deutlich zu hören, als am Freitagnachmittag die Redaktion anrief.
Schatzkarte
Zum Herunterladen
Wer die Schatzsuche auch ohne Verlosung noch absolvieren möchte, findet alle Infos, die Schatzkarten-Teile und die GPS-Daten weiterhin auf den hier, wo sie heruntergeladen bzw. ausgedruckt werden können.
Auch die Streifzug-Quiz mit QR-Code gibt es weiterhin auf folgenden Streifzügen: dem „Obstweg“ in Leichlingen (Streifzug 4), dem „Mühlenweg“ in Kürten (Streifzug 7), dem „Steinhauerpfad“ in Lindlar (Streifzug 8), dem „Klangpfad“ in Nümbrecht und dem „Baumweg“ in Morsbach (Streifzug 24). Alle Infos zu den QR-Code-Rallyes anlässlich des Wanderland-Geburtstags gibt es ebenfalls im Internet.
Ähnlich war es bei Hendrik Brochhagen aus Bergisch Gladbach, der die Schatzsuche gemeinsam mit Maren Hartwig meisterte. Die beiden haben bei der Verlosung unter allen Einsendern der richtigen vier Fotos eine Übernachtung im Zirkuswagen „Sternenhimmel“ auf dem Bioland-Hof Höfferhof bei Much für zwei Personen gewonnen.
Übernachtung im Lindlarer Schlaffass
Der ersten Preis, eine Übernachtung mit Frühstück in einem Schlaf-Fass des „Campingparks im Bergischen Land“ bei Lindlar für bis zu vier Personen haben Judith Lewen und ihre Tochter Lena aus Kürten eingeheimst. Sie hatten die Schatzkarte im Juli zusammengesetzt und Anfang August bereits die vier Selfies von den in der Karte angegebenen besonderen Orten an die Redaktion gesendet.
Wer die Schatzroute ohne Verlosung noch machen möchte, hat noch die Gelegenheit dazu. Im Internet können die Teile der Schatzkarte sowie die GPS-Daten der Tour weiterhin heruntergeladen werden (siehe Schatzkarte kann weiterhin heruntergeladen werden). Viel Spaß dabei!
QR-Code-Quiz im Bergischen Wanderland
Auch die Preisträger der QR-Code-Quiz, die von der Tourismusgesellschaft „Das Bergische“ an einigen der 24 Streifzüge im Bergischen Wanderland angebracht wurden, sind mittlerweile gezogen worden. Wer das jeweilige QR-Code-Quiz erfolgreich absolviert hatte, erhielt eine Urkunde, die bis 31. August an die Redaktion gesendet werden konnte, um an der Verlosung teilzunehmen.
Folgende von der Tourismusgesellschaft „Das Bergische“ zur Verfügung gestellte Preise gehen an folgende Gewinner: Eine Ballonfahrt erhält Andreas Heinisch aus Gummersbach, je zwei Tickets fürs Monte Mare in Reichshof erhalten Marie Schnackertz aus Kürten und Melanie Manthey aus Leverkusen. Zwei Tickets für den Affen- und Vogelpark Eckenhagen gibt’s für Klaus Grünberger aus Köln. Je einen Deckel-Gutschein im Wert von 25 Euro für einen bergischen Gastronomiebetrieb erhalten Ludger Reinders aus Köln, Ulla Krämer aus Overath und Thomas Engeländer aus Rösrath. Je ein Bergisches Billett im Wert von 15 Euro für eine Freizeiteinrichtung im Bergischen gewinnen Noa Bilstein aus Wipperfürth, Marius Lejeune aus Köln und Marius Frielingsdorf aus Bergisch Gladbach.
Mit dem Höhlenforscher in den Untergrund
„Da vorne, wo der Fotograf gerade steht, da kam damals im Winter eine Nebelfahne aus dem Boden“, erzählt Stefan Voigt von dem Moment als er den ersten Hinweis auf eine Riesenhöhle fand, deren Zugang er vor dreieinhalb Jahren freilegte, mit Höhlenforscherkollegen vom Arbeitskreis Kluterthöhle am 23. März 2019 als erste Menschen betrat und die zwischenzeitlich weltweit bekannt wurde.
Interessiert lauschen die Leserinnen und Leser dem Entdecker der Riesenhöhle bei Ründeroth, während der Regen auf Schirme und Kapuzen prasselt. Sie haben die exklusive Wanderung mit dem Höhlenforscher auf dem Höhlenweg bei Ründeroth im Rahmen einer Verlosung dieser Zeitung mit der Tourismusgesellschaft „Das Bergische“ anlässlich des zehnten Geburtstags des Bergischen Wanderlands gewonnen.
Blick durch die Luke in die Riesenhöhle von Ründeroth
„Schlechtes Wetter? Ich freue mich so, dass ich die Tour gewonnen habe“, sagt Helga Jäger aus Rösrath-Forsbach, „und schlechtes Wetter gibt’s doch nicht – wenn man die passende Kleidung hat.“
Marie Tolksdorf aus Leverkusen ist die Erste, die mit der Taschenlampe des Höhlenforschers über die Steine zu der blauen Stahlplatte im Boden klettert, die seit der Entdeckung 2019 den Zugang zum „Windloch im Mühlenberg“ sichert. Durch ein Loch in der alarmgesicherten Luke kann man in den Höhlenzugang schauen. Faszinierend, auch wenn die Höhle selbst nicht zu besichtigen ist.
Bachwasser verschwindet plötzlich im Boden
Mit bislang erforschten 8453 Metern Ganglänge zählt das „Windloch im Mühlenberg“ zu den größten Höhlen Deutschlands und beinhaltet zahlreiche teils europaweit einzigartige filigrane Gipsformationen, Fossilien und Kristalle wie die rund 80 Zentimeter großen Kristallformationen der „Bäume des Glücks“, von denen Stefan Voigt ebenso begeisternd erzählt, wie von den Momenten, als die Höhlenforscher immer neue Sensationsfunde machten, von denen mancher wie ein mumifizierter Frosch einige Rätsel aufgab.
Auch der im Dauerregen mit reichlich Inhalt dahinrauschende Wasserlauf der Walbach, der urplötzlich im Boden verschwindet und unterirdisch durch bislang nicht gefundene Höhlengänge unter dem Mühlenberg hindurch in Richtung der Agger fließt, um kurz davor am Ufer des Flusses wieder aus dem Boden zu sprudeln, ist noch ein zu erforschendes Rätsel.
Bach fließt durch unterirdisches Höhlensystem zur Agger
Voigt berichtet davon, wie seine Forscherkollegen und er den Bach im Walbachtal einst einfärbten und das im Boden verschwindende Wasser nicht mal vier Stunden später an der Agger in Ründeroth wieder ans Tageslicht kam. Voigts Zuhörer stehen staunend im trockenen Bachbett, in dem wenige Meter oberhalb der Bach in so genannten „Schlucklöchern“ verschwindet.
Schon auf dem ersten Teil des Höhlenwegs hinauf zum Haldy-Turm ist die Gruppe an einer unter dem Wasserspiegel der Agger liegenden Höhle vorbeigekommen. Unterwegs hat Stefan Voigt anhand bestimmter „Zeigerpflanzen“ gezeigt, woran Höhlenforscher Kalkstein im Untergrund erkennen, der Voraussetzung für die Höhlenbildung ist.
Abstecherins Zwergendorf am Höhlenweg
Stefan Voigt ist ein begeisternd sprudelnder Erklärer, der den Dauerregen fast vergessen lässt, wenn er von der Faszination der bergischen Unterwelt erzählt und sein Wissen aus seinem (Haupt-)Beruf als Garten- und Landschaftsbauer einflicht.
Nach dem Abstecher zur Einstiegsluke des „Windlochs im Mühlenberg“ und einem Spaziergang durchs „Zwergendorf“, das kreative Einheimische mit Höhleneingang, Seilbahn und Haldy-Turm im Miniaturformat im Wald angelegt haben, geht’s für die Wanderer tatsächlich in die Unterwelt.
Die schon seit 100 Jahren als Schauhöhle ausgebaute Aggertalhöhle ist nicht wiederzuerkennen, seitdem Stefan Voigt und ein Spezialisten-Team seines Garten- Landschaftsbauunternehmens die Fossilien und Kristalle im Inneren behutsam von einer dicken Schlammschicht befreit haben.
Im dezenten Licht einer von Höhlenexperten neu geschaffenen Beleuchtung kommen die Schätze der Höhle wieder zur Geltung. Stefan Voigt zeigt, wo es gegebenenfalls noch eine Verbindung von der Aggertalhöhle zum Windloch auf der anderen Talseite geben könnte, erklärt Fossilien und nimmt die Gruppe mit auf eine Reise durch die Erdzeitalter, in denen sich Korallen bildeten, abstarben, eine neue Gesteinsschicht bildeten – und wie sich das Gestein später unter ungeheurem Druck verformte.
Berührende Worte in der Unterwelt
„Wirklich berührend, wie klein wir Menschen in diesem Zusammenhang doch sind, und wie gefährlich das ist, was wir mit der Erde angestellt haben“, sagt Leserin Susanne Tolksdorf, die den Lesertour-Gewinn mit ihre Tochter Marie geteilt hat.
Dann wird’s eng. Zumindest für alle, die sich durch den Pastorengang trauen. Der hat seinen Namen nämlich von einem Geistlichen, der einst darin steckenblieb und nur mit einigem Aufwand befreit werden konnte. Aber der hatte ein anderes „Format“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tour kommen ohne Probleme hindurch.
„Toll diese Tour und dass die Zeitung das so ermöglicht hat“, sagt Waltraud von Mengden auf dem Rückweg nach Ründeroth. „Und ich bin froh, dass mich meine Freundin hierzu mitgenommen hat.“
Bergische Wanderwoche in der achten Auflage
Wenige Monate nachdem im Herbst 2013 der letzte der neuen Wanderwege des Bergischen Wanderlands eröffnet war, initiierte die Tourismusgesellschaft „Das Bergische“ die erste Bergische Wanderwoche, die seitdem bis aufs Corona-Jahr 2020 einmal jährlich stattfand. Seit dem vergangenen Jahr gibt’s das Angebot von Dutzenden Wanderführerinnen und Wanderführern im September, in dem an diesem Samstag wie angekündigt auch die achte Auflage der Bergischen Wanderwoche startet.
„Die Bandbreite der Angebote reicht dabei von mehrtägigen Wanderpauschalen über geführte Wanderungen zur bergischen Natur- und Kulturlandschaft bis hin zu spannenden Ortsführungen mit historischen Erläuterungen, welche die Möglichkeit bieten, das Bergische Land neu zu entdecken und zu erleben“, so der Geschäftsführer von „Das Bergische“ Tobias Kelter.
Spezielle Einblicke in Bergische Kulturlandschaft
Pilzexkursionen, Wanderungen auf dem Höhlenweg oder Exkursionen in Steinbrüche geben spezielle Einblicke in die bergische Natur- und Kulturlandschaft. Spannende Aktivitäten wie Märchenwanderungen, eineSchnitzeljagd, Eseltrekking, eine Kinder-Rallye, eine Großeltern-Enkel-Tour oder ein Duathlon aus Wandern und Kanu richten sich speziell an Familien mit Kindern. Für kulturell interessierte Besucher werden unter anderem eine Theaterwanderung, eine Whiskey-Wanderung und eine musikalische Feierabendtour mit Orgelführung im Altenberger Dom geboten. Aber auch für Berufstätige bieten insgesamt 17 Touren die Möglichkeit, vor oder nach einem Arbeitstag einfach mal abzuschalten und aktiv die Natur zu genießen.
Wandertag
Von Brauerei bis Bierweg
Einen kompletten Wandertag im Rahmen der Bergischen Wanderwoche gibt es gleich zum Auftakt an diesem Sonntag, 11. September, ab 10 Uhr in Wiehl-Bielstein. Vom Brauereihof der Erzquell-Brauerei starten an diesem Tag mehrere geführte Touren auf dem Bierweg, der unter der Nummer 17 einer der 24 Bergischen Streifzüge des Bergischen Wanderlands ist. Um 10.30 Uhr startet eine Führung mit Regina Kerstin, um 11.30 Uhr eine mit Guido Wagner und um 12.30 Uhr eine mit Jochen Spies. Der Weg ist jedoch gut ausgeschildert, so dass er auch selbstständig begangen werden kann.
Neben zahlreichen Infos rund ums Thema Bier gibt es unterwegs verschiedene Stationen, an denen sich Wanderer mit Erfrischungen und Proviant versorgen können. Start und Ziel für die Wanderungen ist der Brauereihof an der Bielsteiner Straße 108 in 51674 Wiehl. Dort erwartet die Besucher ein Angebot an Speisen und Getränken sowie Livemusik. Dafür sorgen örtliche Gastronomen und Vereine. (r)
Einkehrmöglichkeiten nach den Wanderungen sorgen für den passenden kulinarischen Genuss und ein geselliges Beisammensein. „Als besonderes Highlight findet am Sonntag, den 11. September der Zunft Kölsch Wandertag der Erzquell Brauerei in Wiehl-Bielstein statt“, freut sich Kelter.
Ein Auszug aus den Angeboten der ersten Tage der Wanderwoche:
Samstag, 10. September:13 Uhr: 180 Minuten pilgern in Hückeswagen, Start: Wanderparkplatz Voßhagen, Anmeldung.15 Uhr: Vorstellung neuer Panoramaweg von Overath, 15 Kilometer, 3 Stunden, Start: Bahnhofplatz Overath, Anmeldung.ganztägig: Tier-Detektive, Rallye für Kinder, Treffpunkt Wanderparkplatz an den Fischteichen in Odenthal-Altenberg (an der Straße Richtung Neschen), Wanderung auf eigene Faust, Tour von Christina Tippkötter kann im Internet heruntergeladen werden.
Sonntag, 11. September:10 Uhr: Gesundheitswanderung, 4,5 Kilometer, 2 Stunden, Start: Parkplatz Herrenteich, Kreuzkapelle 1, Much, Anmeldung: 01 71-2 35 12 88.11 Uhr: Eseltrecking, 11 Kilometer, 5 Stunden, Start: Biogut Rosenthal, Rosenthal 1, Bergneustadt, Anmeldung: (0 22 61) 4 31 85.11 Uhr: Kräuterwanderung im Eifgental in Burscheid, 4 Kilometer, 3,5 Stunden, Start: Thomashof, Hammerweg 69, Burscheid, Anmeldung: Petra Koll, 01 60-98 59 21 49.11 Uhr: Oberbergische Waldgeschichten, 13 Kilometer, 4 Stunden, Start: Parkplatz Vierbuchermühle, Waldbröl, Anmeldung: 01 76-27 09 57 93.13 Uhr: Wanderung ins Weinsbergerbachtal in Solingen, 6 Kilometer, ca. 2 Stunden, Start: Parkplatz Schleiferei Wipperkotten, Solingen, Anmeldung bis 10. September 01 52-28 67 62 94.
Dienstag, 13. September:18 Uhr: Medical-Wanderung, Wanderparkplatz Wuppertalsperre, Ernst-Pflitsch-Straße, Hückeswagen, ohne Anmeldung.
Mittwoch, 14. September:10.30 Uhr: Zwei Homburgische Dörfer mit Tradition – Oberelebven und Heddinghausen, Anmeldung bis 11. September (0 22 93) 30 23 02.
Donnerstag, 15. September:16 Uhr: Waldbaden in Radevormwald, 3 Kilometer, 2 Stunden, Ort bei Anmeldung bis 10. September.
Freitag, 16. September:15 Uhr: Runter an die Eifgen – aber kinderleicht, 4 Kilometer, 3 Stunden, Anmeldung bis 14. September (0 21 74) 6 39 32.
Ein Faltblatt mit allen knapp 90 Veranstaltungen der Bergischen Wanderwoche ist an öffentlichen Orten wie Rathäusern, Museen und Bibliotheken aus und kann im Internet heruntergeladen werden.
Wegweisender Einsatz im Ehrenamt
Mit Markierungszeichen, Kratzer und Kleber sind sie auf den Wegen des Bergischen Wanderlands unterwegs: die „guten Geister“, die nicht nur Markierungen ausbessern. 64 ehrenamtliche Wegepaten arbeiten auch mit Bürste und Heckenschere, damit sich niemand verläuft. Vier Beispiele:
Wolf und Wegepate: Durch einen Artikel in dieser Zeitung ist Dietmar Birkhahn vor zwei Jahren auf die Möglichkeit aufmerksam geworden, als Wegepate einen Abschnitt des Bergischen Wanderland-Netzes zu betreuen. „Das klang interessant und ich habe mich gemeldet. Wandern ist ja auf einem aufsteigenden Ast“, sagt der Lindlarer, der als Haustechniker im Overather Seniorenzentrum Vivat arbeitet und auch privat sehr naturverbunden ist. Viele kennen den 54-Jährigen auch als Wolfsberater des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz.
Nach einer Ausbildung zum Wegepaten übernahm Birkhahn 2020 den damals neu eingerichteten Höhlenweg in Engelskirchen-Ründeroth. „Zusammen mit Wegemanager Wastl Roth-Seefrid habe ich die Erstauszeichnung gemacht und bin seitdem regelmäßig auf dem Weg unterwegs“, sagt er. „Es kommt immer mal wieder vor, dass Markierungen verschwinden und ich welche nachkleben muss“, so der 54-Jährige. „Vielleicht sind manche auch begehrte Souvenirs. Auch wenn das natürlich gar nicht geht, einfach ’ne Markierung mitzunehmen . . .“
So werden die Wege im Bergischen Wanderland markiert
Von der Ankündigung bis zur Quittung
„Als Grundregel für die Markierung eines Weges gilt: Dass ein Wandern ohne Karte möglich sein muss“, sagt der Wegemanager des Bergischen Wanderlands, Wastl Roth-Seefrid. Konkret bedeute das:
■ Jeder Weg wird in beide Richtungen markiert – auch damit man bei der Notwendigkeit eines Abbruchs der Wanderung, etwa wegen eines Gewitters, den Weg wieder zurück finde, so Wegemanager Roth-Seefrid.
■ Jeder Weg wird „auf Sicht“ markiert. Das heißt, die Markierungen sind in der Gehrichtung komplett zu sehen und sind nicht seitlich an Bäumen oder Pfählen, also parallel zum Weg, angebracht. Bei letzterem Vorgehen spare man sich zwar Markierungszeichen, der Wanderer müsse aber ständig erhöht aufmerksam sein, um kein Zeichen zu verpassen, so Roth-Seefrid. „Das beeinträchtigt natürlich den Erholungswert.“
■ Vor einem Abzweig, an dem die Route vom bisherigen Weg abbiegt, wird ein Markierungszeichen mit einem Pfeil angebracht, die sogenannte Richtungsankündigung.
■ Vom Abzweig aus muss der Wanderer dann in dem entsprechenden Weg bereits das nächste Zeichen, die „Quittung“ in 25 bis 50 Metern Entfernung sehen.
■ Nach weiteren 250 Meter folgt dann ein sogenanntes Beruhigungszeichen. „Damit der Wanderer weiß, dass er noch auf dem richtigen Weg ist“, sagt Wegemanager Wastl Roth-Seefrid. „Neben den Markierungszeichen gibt es an besonderen Stellen auch noch Wegweiser mit Entfernungsangaben zu Sehenswürdigkeiten, Einkehrmöglichkeiten, Orten und ÖPNV-Anbindungen.“ (wg)
Von dem Besucheransturm auf den neuen Streifzug war er überwältigt. „Ich bin den Weg mal entgegen der Hauptgehrichtung gegangen, und mir sind über 60 Wanderer entgegen gekommen“, sagt er und freut sich, dass es oft positive Rückmeldungen gibt. Wenn er auf dem Weg unterwegs ist, aber auch über die Wegedetektiv-Funktion der Wanderland-App, über die Wanderer eigentlich Schäden am Weg melden. „Da gab’s auch ganz liebe Rückmeldungen.“
Vater und Sohn: Der Wegepate des Bauernhofwegs bei Lohmar ist nicht nur regelmäßig mit seinem wanderbegeisterten Sohn (11) unterwegs, sondern auch beruflich mit dem Wanderland verbunden. Als Rhein-Bergs Kreisdirektor ist Erik Werdel Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Naturarena und der Projektgesellschaft Das Bergische gGmbH, die auch das Bergische Wanderland realisiert hat.
Privat greift er gerne ehrenamtlich zu Drahtbürste und Markierungszeichen, um den 12,6 Kilometer langen Bauernhofweg instand zu halten. „Ich empfinde das Bergische Wanderland nicht nur beruflich als großen Gewinn für unsere Region, sondern wollte mich auch privat dafür engagieren“, erklärt er, warum er vor einigen Jahren bei Wegemanager Roth-Seefrid nachfragte, ob er nicht noch einen Wegepaten gebrauchen könne.
In Zahlen
32 Markierungszeichen pro Kilometer weisen im Durchschnitt auf den Routen des Bergischen Wanderlands den Weg.
1,25 Euro kostet eine Markierung, die aus einem Aufkleber auf einem Alublech besteht, die an Bäume geklebt oder an Pfählen mit Nägeln befestigt wird. Eine Sprühmarkierung koste zwar nur 15 Cent, verblasse aber wesentlich schneller, so Wegemanager Wastl Roth-Seefrid. (wg)
Seit drei Jahren sind Erik und Maximilian Werdel nun schon im Wegepaten-Einsatz unterwegs. Ob es nicht langweilig wird, immer denselben Weg zu gehen? „Neee“, sagt Maximilian. Der Bauernhofweg sei doch schön. Er muss es wissen, schließlich ist er alle 24 Streifzüge des Bergischen Wanderlands schon gewandert.
Und der Bauernhofweg gehört mit zu den schönsten, findet er. Seine absoluten Favoriten sind übrigens der Lindlarer Steinhauerpfad und der Eifgenbachweg zwischen Wermelskirchen und Odenthal, auf dem er und seine Familie auch schon mit Manuel Andrack für eins von dessen Wanderbüchern unterwegs waren. Motivierend sei als Wegepate auch, „mal ein sichtbares Ergebnis von Arbeit zu sehen“, sagt Werdel, „in der Verwaltungsarbeit ist das ja nicht immer so.“
Ansprechpartnerin: „Ich bin noch nie allein gegangen“, sagt Susanne Maaß über ihre Arbeit als Wegepatin. Seit der ersten Stunde des Wegepaten-Projekts ist sie dabei. Zunächst betreute sie einen Abschnitt des Bergischen Panoramasteigs zwischen Erdingen und Morsbach, nun nimmt sie regelmäßig den Wacholderweg in Reichshof-Eckenhagen unter die Wanderschuhe. „Immer sind Freunde, Verwandte oder Bekannte dabei.“
Für die 56-jährige, die beruflich als Gründungsberaterin in der IHK-Geschäftsstelle in Gummersbach arbeitet, hat die Begleitung auch einen ganz praktischen Nutzen: „Immer wenn meine Begleiter zögern, schaue ich, was es an der Markierung zu verbessern gibt – sonst natürlich auch“, sagt sie augenzwinkernd.
Das Schöne sei, dass man auch unterwegs als Wegepatin mit sehr vielen Menschen ins Gespräch komme. „Einmal habe ich sogar ein Paar getroffen, das einen Wanderführer geschrieben hat. Da bin ich jetzt drin – mit Foto.“ Schön sei vor allem zu sehen, wie gut die Wege des Wanderlands angenommen werden. „Auch wenn manche anderen Verkehrsteilnehmer wie E-Mountainbiker manchmal ein bisschen mehr Rücksicht nehmen könnten.“
Notfall-Helfer: Als kurz vor den Osterfeiertagen 2018 am Steilufer der Agger der Overather Pilgerweg durch einen Hangrutsch unpassierbar wurde, war Hardy Raap sofort zur Stelle. Wie immer, wenn es um den von ihm betreuten Bergischen Streifzug geht. Im Nu richtete er an Karfreitagmorgen eine Umleitung ein, so dass die Route verlegt war, noch ehe die ersten Osterwochenendausflügler auf dem beliebten Weg auftauchten.
Regelmäßig ist der Overather auf dem Pilgerweg unterwegs und hat als ausgebildeter Wegezeichner auch bereits komplette Wanderwege mit Markierungen versehen. Deshalb hat er sich auch beim Wanderland als Wegepate gemeldet. „Ich wandere gerne, und so mach ich unterwegs auch noch was Sinnvolles.“
„Die Wegepaten sind meine Augen vor Ort“
Sie sind der hauptamtliche Wegemanager des Bergischen Wanderlands. Welche Bedeutung haben die 64 ehrenamtlichen Wegepaten, mit denen Sie bei der Instandhaltung der Wege zusammenarbeiten?
Es gibt zwei elementare Gruppen von Aktiven, die für die Qualität der Wanderwege entscheidend sind: die kommunalen Bauhöfe und die ehrenamtlich tätigen Wegepaten.
Inwiefern?
Sie kontrollieren und halten die Wege in stand, sie sind aber auch durch ihre Kleidung als Mitarbeiter des Bergischen Wanderlands und Naturparks Bergisches Land erkennbar und werden von Wanderern angesprochen, manchmal auch von Anwohnern angerufen, weil irgendwo etwas zu tun ist. Und wenn ich dann vielleicht ein, zwei Tage später dorthin komme, weil ich auch eine Meldung bekommen habe, dann war der Wegepate schon da und hat alles erledigt. Wirklich: Die Wegepaten sind meine Augen vor Ort.
Ist es schwer, Wegepaten zu finden?
Ganz und gar nicht. Ich habe noch 30 Interessenten auf der Liste, die wollen alle fürs Wanderland aktiv werden und einen Streifzug oder einen Abschnitt der Fernwanderwege Bergischer Weg oder Bergischer Panoramasteig, das sind Weglängen zwischen sechs und 20 Kilometer, übernehmen.
Was ist dazu notwendig?
Zweimal im Jahr den eigenen Abschnitt abgehen – die meisten gehen das freiwillig öfter – und schauen, wo eine Markierung auszubessern ist oder vielleicht auch ein Weg, eine Bank oder ähnliches von einem Bauhof instand gesetzt werden muss. Dazu bekommt jeder zu Beginn seiner Tätigkeit eine Schulung und natürlich die entsprechende Ausrüstung. Die Wegepaten sollten natürlich eine direkte Verbindung zu ihrem Wegeabschnitt haben, körperlich fit sein – und E-mail-fähig.
Welche Menschen wollen Wegepaten werden?
Das ist bunt gemischt, vom Studenten bis zum Rettungsassistenten, vom Hausmeister bis zum Kreisdirektor. Menschen, die sich dieser Aufgabe mit großem Engagement widmen. Ein System übrigens, das bundesweit für Nachfrage sorgt.
Ein Exportschlager?
So kann man es nennen. Der Schwarzwaldverein führt beispielsweise gerade ein Wegepatensystem nach bergischem Vorbild ein. Ich habe Nachfragen aus dem Nationalpark Harz wie aus dem Naturpark Aukrug in Schleswig-Holstein. Bundesweit haben viele Wandervereine, die Wege bislang instandgehalten haben, Nachwuchsprobleme. Bei unseren Wegepaten kann ich über mangelnde Nachfrage nicht klagen (lächelt).
Vom Hörerlebnis bis zum Erdkühlschrank
Stempelstellen, Trekkingplätze oder Wanderpässe wie in anderen Wanderregionen gibt es zwar auch im zehnten Jahr des Bergischen Wanderlands (noch) nicht an den Wegen – gegenüber der Eröffnung hat sich aber auch auf den Bergischen Streifzügen und den hiesigen zertifizierten Fernwanderwegen einiges verändert, um Wanderern Neues zu bieten.
Von digitalen Informationen über einen komplett neuen Weg bis hin zu Erdkühlschränken, die jüngst entlang des Bierwegs in Wiehl in Betrieb genommen wurden. Ein Überblick:
Hörstationen: Ob der Forscher von der Entdeckung der Riesenhöhle bei Engelskirchen-Ründeroth erzählt, am Lüderich das Steigerlied erklingt oder sich in Much Heinrich Böll im O-Ton an die Zeit erinnert, als er auf dem Land den Krieg überlebte – an vielen Stellen gibt’s auf den Bergischen Streifzügen nicht nur Interessantes zu sehen, sondern auch zu hören.
Gegenüber der Erstausstattung bei der Eröffnung der Bergischen Streifzüge vor zehn Jahren, sind zahlreiche der vom Bensberger Metallbauer Frank Dörich konstruierten Hörstationen 2.0 hinzugekommen.
Per Kurbel lässt sich an ihnen Strom erzeugen und damit eine oder mehrere Audiodateien abspielen. Insgesamt 17 solcher Stationen sind allein 2014 aufgestellt worden. Insgesamt gibt es 19 Audiostationen an den Bergischen Streifzügen, die meisten davon, nämlich acht, am Waldmythenweg in Waldbröl.
Bergische Wanderwoche: Keine acht Monate, nachdem mit dem Bergneustädter Feuer- und Flamme-Weg Ende September 2013 der letzte der 24 Bergischen Streifzüge eröffnet war, fand im Mai 2014 die erste Bergische Wanderwoche auf den neuen Wegen statt.
Eine Woche lang boten Wanderführerinnen und Wanderführer Touren auf Streifzügen und Fernwanderwegsetappen an – ein Angebot, das in den folgenden Jahren immer vielfältiger wurde. Von der Feierabendwanderung über kulinarische Wanderangebote bis hin zu Touren mit Eseln.
Seit Jahren koordiniert, sammelt und sortiert Maren Pussak von der Tourismusgesellschaft „Das Bergische“ die Angebote der Wanderwoche und hat auch dafür nach und nach in ihrer Freizeit alle Bergischen Streifzüge und nahezu sämtliche Fernwanderwegsetappen von Bergischem Weg und Bergischem Panoramasteig unter die Wanderschuhe genommen.
Die nächste, nunmehr achte Auflage der Bergischen Wanderwoche erstreckt sich über zwei Wochen und findet vom 10. bis zum 25. September dieses Jahrs statt. Das Programm ist gerade fertig und soll in der nächsten Woche auch als Faltblatt erhältlich sein. Bereits jetzt gibt’s die Angebote sowie Anmeldemöglichkeiten dazu im Internet.
Wanderland-App: Während der zweiten Bergischen Wanderwoche ist am 29. Mai 2015 die erste Generation der Wanderland-App fürs mobile Telefon freigeschaltet worden. Seitdem ist sie stetig weiterentwickelt worden und bietet heute neben Infos und digitalen Karten zu allen Streifzügen und den Fernwanderwegsetappen, aktuelle Angaben etwa zu Sperrungen beziehungsweise Verlegungen von Wegabschnitten sowie die Möglichkeit, bereits gewanderte Etappen und Streifzüge abzuhaken.
Ein nützliches Tool ist von Anfang an der vom ersten Projektleiter des Bergischen Wanderlands, Marc Rathgeber, entwickelte „Wegedetektiv“. Mit ihm kann jeder Wanderer Beschädigungen von Wegemarkierungen, umgestürzte Bäume oder andere Probleme entlang der Wege dokumentieren und samt Koordinaten an das Wegemanagement des Wanderlands übertragen. Nicht selten gibt’s bereits am nächsten Tag die Rückmeldung von Wegemanager Wastl Roth-Seefrid, dass das Problem vom örtlichen Bauhof, einem der ehrenamtlichen Wegepaten, die die Routen zusätzlich regelmäßig inspizieren oder ihm selbst behoben wurde.
Höhlenweg: Nachdem der Vogelweg (Streifzug Nr. 14) in Engelskirchen im Jahr 2016 wegen eines Hangrutsches an einer Aggerstufe gesperrt werden musste und nach einem erneuten Erdrutsch 2018 alle Hoffnungen auf eine Sanierung platzten, suchten die Wanderland-Macher mit der Gemeinde Engelskirchen nach einem Ersatz. Da passte es prima, dass mit dem „Windloch im Mühlenberg“ 2018 bei Engelskirchen-Ründeroth eine Riesenhöhle entdeckt wurde, die bald bundesweit für Aufsehen sorgte.
In Kooperation mit den Höhlenforschern vom Verein Arbeitskreis Kluterthöhle entstand der 8,4 Kilometer lange Höhlenweg, der wie der Vorgänger als einer von sechs besonders fürs Wandern mit Kindern geeigneten Streifzügen eigene Texte für Kinder erhielt. Am 23. Augst 2020 wurde der Höhlenweg, der ebenfalls wieder die Nummer 14 erhielt, eröffnet.
Waldsofas: Weit verbreitet sind sie zwar noch nicht entlang der Wege des Bergischen Wanderlands – einige gemütliche Waldsofas gibt es aber schon: am Bergischen Weg in Odenthal-Scheuren, am Höhlenweg in Ründeroth, an Wasserweg und Panoramasteig an der Wuppervorsperre in Hückeswagen und am Heckberg bei Much. Auf der hölzernen Liege lässt sich die Rast an besonderen Aussichtspunkten besonders entspannt genießen.
Hopfenhöhlen: Wandern macht durstig, besonders am Bierweg in Wiehl-Bielstein. Seit diesem Jahr haben die Schönenbacher Maibaum-Jungs aus Waldbröl im Auftrag der örtlichen Erzquell-Brauerei an fünf Wanderrastbänken Erdkühlschränke, sogenannte Hopfenhöhlen, installiert.
Vor einer Wanderung kann die Füllung eines Erdkühlschranks mit Getränken gebucht werden, die sich dann per Zahlencode unterwegs entnehmen lassen. 30 Euro für 15 Flaschen, Buchung über Haus Kranenberg: Telefon (0 22 62) 79 76 59 8, WhatsApp: 0170/59 29 817.
QR-Code-Quiz: Zum zehnten Geburtstag des Bergischen Wanderlands sind fünf Bergische Streifzüge zu neuen Entdeckungstouren ausgerüstet worden. Per QR-Code können Wanderer an den Starttafeln dieser Wege zu Quizfragen gelangen, die sie unterwegs anhand der übrigen Thementafeln beantworten und sich damit am Ende eine Urkunde ausstellen lassen. Mit dieser kann man in einer Verlosung von Bergischer Landeszeitung und „Kölner Stadt-Anzeiger“ zudem eine Ballonfahrt und weitere Preise gewinnen.
Um teilzunehmen einfach die Urkunde über einen erfolgreich absolvierte QR-Code-Quiz-Streifzug per E-Mail bis 31. August an die Lokalredaktion senden: redaktion.rhein-berg@ksta-kr.de
Streifzug-Quiz mit QR-Code gibt es auf folgenden Streifzügen: dem „Obstweg“ in Leichlingen (Streifzug 4), dem „Mühlenweg“ in Kürten (Streifzug 7), dem „Steinhauerpfad“ in Lindlar (Streifzug 8), dem „Klangpfad“ in Nümbrecht und dem „Baumweg“ in Morsbach (Streifzug 24).
Alle Infos zu den QR-Code-Rallyes gibt's hier, Hinweise zu einer Schatzsuche der Redaktion anlässlich des Wanderland-Geburtstags gibt es hier.
Entdeckertouren an der „Perlenkette“ der Streifzüge
Sie sollten sich wie „Perlen“ entlang der zertifizierten Fernwanderwege aufreihen und haben letzteren im Bergischen Wanderland längst als „Publikumslieblinge“ den Rang abgelaufen: Die Themenrouten der 24 Bergischen Streifzüge vom Tuchmacherweg in Radevormwald bis zum Baumweg in Morsbach sind mit ihren reich bebilderten Infotafeln, Erlebnis- und Audiostationen mittlerweile bundesweit unter Wanderern ein Begriff – insbesondere aber für Wanderer aus der Region das Ziel bis heute ungezählter Halb- und Ganztagestouren.
„Die Idee des Bergischen Wanderlands war ja von Anfang an, nicht nur Angebote für einen zweiwöchigen Urlaub, sondern vor allem auch für Tagestouristen zu schaffen“, erinnert sich Sylvia Asmussen aus Rösrath-Hoffnungsthal.
Die Kunsthistorikerin und Werbekauffrau war als Mitarbeiterin der oberbergischen Kreisverwaltung von Ende 2008 bis Herbst 2013 bei der Tourismusgesellschaft Naturarena Bergisches Land/Das Bergische tätig. Dort hat sie die 24 von Naturarena-Geschäftsführer Mathias Derlin initiierten Themenwege im Team und mit zahlreichen lokalen ehrenamtlichen Experten aus der Taufe gehoben – und ihr Leben am Ende selbst davon prägen lassen . . .
„Jede Stadt und Gemeinde sollte einen Weg bekommen, deshalb hat es zunächst Gespräche mit den Verantwortlichen in den Rathäusern gegeben“, erinnert sich Asmussen an die ersten Gespräche zur Themenauswahl. Jeder Weg sollte sich einem Thema widmen, das im Bergischen von Bedeutung ist, dem Wanderer die Region, ihre Menschen und Geschichte näherbringt. Zugleich sollte jedes Thema nur einmal vorkommen.
Jedes Streifzug-Thema gibt's nur einmal im Bergischen Wanderland
„Viele konnten sich einen Wasserweg vorstellen, realisiert worden ist er schließlich an der Wuppervorsperre in Hückeswagen“, erinnert sich Sylvia Asmussen. „Und das Thema Bergbau hätte man an vielen Stellen im Bergischen verorten können, den Zuschlag gab’s am Ende für den Lüderich bei Rösrath, weil die Bergbaugeschichte dort damals schon bis in die Römerzeit zurück belegt war“, erläutert die Kunsthistorikerin, die freiberuflich auch als Domführerin in Köln engagiert ist.
Die Frage nach dem schönsten Streifzug
Jeder Weg hat seinen besonderen Reiz
Was denn der reizvollste Streifzug im Bergischen Wanderland ist, werden auch Wandertag-Autoren dieser Zeitung gerne gefragt. „Kommt ganz drauf an, was man sucht“, ist dann in der Regel die Antwort. Denn jeder Weg hat seinen besonderen Reiz – und das komplette Angebot besticht durch seine Vielfalt. Ein kleiner Ausschnitt:
Für Entdecker
Auf kaum einem der 24 Streifzüge des Bergischen Wanderlands gibt es so viel zu entdecken wie auf dem Rösrather Bergbauweg. Vom Bahnhof in Hoffnungsthal führt er hinauf auf den sagenumwobenen Lüderich und neben gleich zwei Fördertürmen, an mehreren (verschlossenen) Stollen und jeder Menge glitzernden Halden vorbei – und an dem Ort, an dem bereits römische Legionäre nach Blei- und Silbererz gruben.
Für Literaturfreunde:
Dort zu wandern, wo Heinrich Böll den Krieg überlebte, sein erster Sohn geboren wurde und begraben liegt, ist ein nahegehendes Erlebnis. Der Streifzug lässt erahnen, warum Böll die Friedensbewegung so wichtig wurde. Der Böllweg in Much hat die Nummer 20.
Für Romantiker:
Einmal fühlen wie ein Märchenprinz, das Schloss umrunden, in dem schon Robbie Williams, Paul McCartney und die brasilianische Fußballnationalelf nächtigten: Auf dem Bensberger Schlossweg (Nr. 13) lassen sich auch Schlosshotel Lerbach und die Erdenburg sowie ihre Geschichte(n) entdecken.
Für Musikliebhaber:
Der Heimatweg (Nr. 3) in Wipperfürth folgt mit seinen Stationen den Strophen des Bergischen Heimatlieds und stellt Eigenarten, Land und Leute des Bergischen Landes vor.
Für Landlustige:
Das Bergische nicht nur erwandern, sondern auch schmecken können Wandernde auf dem Bauernhofweg (Nr. 18) in Lohmar – und dabei jede Menge Tiere sehen: von Hühnern über Kühe bis zu Pfauen und Pferden.
Für Neu-Gierige:
Der jüngste Weg im Bergischen Wanderland ist der 2020 eröffnete Höhlenweg (Nr. 14) in Ründeroth, der mit Tafeln und Audiostationen Einblicke in die 2019 entdeckte Riesenhöhle „Windloch im Mühlenberg“ bietet.
Alle Infos zu den 24 Bergischen Streifzügen
Infos zu Länge, Markierung und Besonderheiten aller 24 Bergischer Streifzüge gibt’s auf den Internetseiten des Wanderlands: www.bergisches-wanderland.de
Was als Thema für Tagestouristen von auswärts interessant sein könnte, konnte auch sie gut einschätzen. „Ich komme aus Köln, und wir waren damals erst kurz zuvor ins Bergische gezogen, für mich war vieles neu – und ich habe über die Streifzüge vieles kennengelernt.“
Lokale Experten brachten einen großen Wissensschatz ein
Den wohl größten Schatz an Wissen brachten dabei lokale Experten ein, die sich vor Ort auskannten, Sehenswürdigkeiten für die Routenführung benannten, Informationen zur Verfügung stellten und bei der Bildbeschaffung behilflich waren.
Ohne Menschen wie die Bergbauexperten Herbert Ommer und Siegfried Raimann wäre der Bergbauweg in Rösrath kaum denkbar gewesen, ohne Dr. Rainer Stahlke wohl kaum der Mühlenweg in Kürten und ohne den Lyriker Arnold Leifert kaum der Böllweg in Much entstanden. Walter Jordan prägte maßgeblich den Feuer- und Flamme-Weg in Bergneustadt, Harry Böseke den Fuhrmannsweg in Marienheide und Wolfgang Steimel den Fachwerkweg in Ruppichteroth, um nur einige zu nennen.
Vom Fachwerkweg für eigenes Leben isnpirieren lassen
Wobei der Fachwerkweg Sylvia Asmussen auch privat nicht mehr losließ: „Der war sicher der Auslöser dafür, dass wir hier in Hoffnungsthal dann ein historisches Fachwerkhaus gekauft haben“, sagt sie und schaut durch ihren Garten zu dem mit viel Liebe instandgesetzten Gebäude.
Buchtipp
Die 24 Themenwege (Bergische Streifzüge) des Bergischen Wanderlands sind in einem Buch unseres Autors Guido Wagner im Kölner Bachem-Verlag in zweiter Auflage erschienen (Preis: 14,95 Euro). Erhältlich ist der 192 Seiten umfassende Wanderführer im Buchhandel und im Shop dieser Zeitung, Telefon (02 21) 56 79 93 03 sowie im Internet.
Was die Streifzüge bei Wanderern so beliebt macht? „Ich denke, es sind die unterschiedlichen Angebote, die es auf jeder Tafel gibt, in ein Thema einzusteigen: einzelne Textbausteine, kürzere und längere, ein Zitat, eine Zahl, große Bilder mit Bildzeilen, die in ein Thema hineinführen“, sagt Sylvia Asmussen. „Das ist schon deutschlandweit neu gewesen“, bestätigt auch Wegemanager Wastl Roth-Seefrid.
Wandern mit der Maus aus dem Fernsehen für Kinder
Dass die besonders für Kinder geeigneten Streifzüge mit eigenen Texten, die sich an junge Wanderer ab dem Grundschulalter richten, von der Maus aus dem Fernsehen begleitet werden, war eine Idee von Sylvia Asmussen: „Ich habe im Studium lange im Maus-Laden gearbeitet, komme aus Köln und wusste, wie bekannt die Maus bei Kindern ist“, sagt sie, „und mein Mann Christian arbeitet in einem der wenigen Studios, in dem auch Maus-Spots entstehen.“
Dass am Ende zwischen dem 6. Mai 2012 und dem 29. September 2013 neben den beiden zertifizierten Fernwanderwegen auch alle 24 Streifzüge eröffnet werden konnten, hat auch Maren Pussak mit gestemmt – und mit viel Einfühlungsvermögen auch die meisten Maus-Texte verfasst.
Nach ihrem Sporttourismus- und Erholungsmanagementstudium war sie in der „heißen Phase“ der Streifzugfertigstellung Ende 2011 bei der Das Bergische gGmbH eingestiegen, hatte die Koordination einer Reihe von Wegen übernommen und betreut das Wanderland in der Tourismusgesellschaft bis heute mit großem Engagement.
In den vergangenen Jahren hat sie auch die Weiterentwicklung begleitet, nach und nach hinzugekommene zusätzliche Hör- und Erlebnisstationen und den 2020 neu entstandenen Höhlenweg in Ründeroth organisiert – nachdem ein Erdrutsch den Vogelweg als vorherigen Streifzug der Gemeinde Engelskirchen unpassierbar gemacht hatte.
Seit 2014 gibt es eine jährliche Wanderwoche auf Streifzügen und Co
Seit 2014 koordiniert Pussak zudem die jährliche Bergische Wanderwoche mit an die 100 Touren auf den Wegen des Wanderlands, die das umsetzen soll, was die Erfinder des Wanderlands vor zehn Jahren bei der Eröffnung stets betont haben: „Es reicht nicht allein, neue Wege zu haben, sie müssen auch bespielt werden.“ Aber das ist eine andere Geschichte in dieser Serie.
„Weitere Streifzüge vorstellbar“ – Tobias Kelter im Interview
Herr Kelter, als Geschäftsführer der Tourismusgesellschaft „Das Bergische“ sind Sie auch für die Vermarktung der 24 Streifzüge im Bergischen Wanderland zuständig. Was ist Ihr Favorit unter den Wegen?
Mein Favorit ist die Nr. 22. Der Bergische Fachwerkweg. Nicht nur, dass mich persönlich das Thema Fachwerk fasziniert, weil ich überzeugt bin, dass es gegenüber neuen Bauformen nicht nur mithalten kann, sondern bei vielen Faktoren auch sinnvoller und nachhaltiger ist, sondern auch weil der „Bergische Dreiklang“ und die Fachwerkhäuser das Bergische Land prägen. Es ist ein touristisches Alleinstellungsmerkmal des Bergischen Landes. Zudem mag ich den südöstlichen Teil des Bergischen Landes mit dem Brölkorridor sehr.
Warum sind mehr Wanderer auf den Bergischen Streifzügen als auf den zertifizierten Fernwanderwegen unterwegs?
Die Region „Das Bergische“ profitiert sehr stark vom Tagestourismus und von der Naherholung der Bewohner der Rheinschiene und der Einheimischen. Die Wertschöpfung, die wir über Tagesgäste und Naherholungssuchende generieren, übersteigt die des Geschäfts- und Übernachtungstourismus. Davon profitieren fast alle Branchen, und die Werte steigen in den letzten zehn Jahren des Bergischen Wanderlands stetig, wenn man die Jahre der Corona-Pandemie ausklammert. Die Naherholer suchen sich bewusst die Streifzüge aus, um eine Rundtour zu wandern, um dann mit dem Auto oder dem ÖPNV wieder nach Hause zu kommen. Die zertifizierten Fernwanderwege sind die Lokomotive des Bergischen Wanderlandes. Sie sind das Qualitätsversprechen, welches sich auf die Bergischen Streifzüge ausdehnt.
Im Herbst soll in Solingen ein neuer Streifzug eröffnet werden. Kommen noch weitere hinzu?
Unter bestimmten qualitativen Kriterien können wir uns weitere Streifzüge in der Region vorstellen. Ein Kriterium ist dabei, die Besucher in schöne Bereiche des Bergischen Landes mit eher schwachen Besucheraufkommen zu lenken, in denen es noch keine Streifzüge gibt. Es gilt aber auch, die vorhandenen Wege zu qualifizieren: Erlebnisse an den Wegen zu schaffen wie Waldsofas, Fotopunkte und Schwungliegen. Hier sind auch die Betriebe gefragt, zusammen mit „Das Bergische“ an der Erlebnisqualität, zu der auch Essen, Trinken und Einkehren gehören, zu arbeiten. Picknickkörbe oder die Bierhöhlen am Bierweg in Wiehl haben gezeigt, dass man hier sehr kreativ werden kann.
Das Interview führte Guido Wagner.
Große Schatzsuche im Bergischen Wanderland – Mitmachen und gewinnen bis 30. August 2022
Zehn Jahre alt wird das Bergische Wanderland in diesem Jahr. Anlass für die Redaktion, zu einer Schatzsuche auf den Wegen des mehr als 900 Kilometer umfassenden Routennetzes im Bergischen Land einzuladen. Dabei gibt es attraktive Übernachtungs- und Gastronomiepreise zu gewinnen, die von der Tourismusgesellschaft Naturarena Bergisches Land/Das Bergische zur Verfügung gestellt werden. Einsendeschluss ist der 30. August 2022.
Alle Infos und die Schatzkarte gibt es hier.
QR-Code-Rätsel auf ausgewählten Streifzügen und Gewinnchance bis zum 30. August 2022
Haben Sie eins der im Sommer 2022 neu installierten digitalen Streifzug-Quiz auf dem „Obstweg“ in Leichlingen (#4), dem „Mühlenweg“ in Kürten (#7), dem „Steinhauerpfad“ in Lindlar (#8), dem „Klangpfad“ in Nümbrecht oder dem „Baumweg“ in Morsbach (#24) gelöst und sich eine Urkunde heruntergeladen? Dann können Sie auch noch einen Preis gewinnen. Als Hauptpreis lockt eine Ballonfahrt. Alle Infos gibt's hier.
Wie aus den „Wegen durch die Zeiten“ das „Bergische Wanderland“ wurde
Eine kleine Kamera auf dem Helm, ein damals noch recht unbekanntes Navigationsgerät am Lenker, und das alles im Dienste des Wanderns? Mancher Wanderer staunte Ende der 2000er-Jahre nicht schlecht, wenn er Marc Rathgeber begegnete.
Der Diplom-Sportwissenschaftler war damals mit Video- und GPS-Datenaufzeichnung unterwegs, um reizvolle und passende Wege für ein bis dahin in Deutschland noch nicht dagewesenes Wanderprojekt ausfindig zu machen.
Mehr als 700 Kilometer neue Wanderwege, darunter zwei Fernwanderwege sollten in einem Schwung an den Start gebracht werden. Dabei sollten gleich zwei Fernwanderwege als Qualitätswanderwege vom Deutschen Wanderverband nach strengen Richtlinien zertifiziert werden.
„Dazu musste ein hoher Anteil naturnaher Wege gefunden, Asphalt weitestgehend vermieden und der Weg zudem abwechslungsreich gelegt werden“, sagt Rathgeber. Er war damals als Projektleiter für das Wanderprojekt einer der ersten, die der Geschäftsführer der Naturarena Bergisches Land, Mathias Derlin, neu eingestellt hatte, als er mit seiner Idee zu einem groß angelegten Wanderprojekt den Förderzuschlag beim Landeswettbewerb „Erlebnis.NRW“ errungen hatte.
Von „Wege durch die Zeiten“ zum Bergischen Wanderland
„Wege durch die Zeiten“ hieß das Projekt damals noch. „Wie daraus dann »Bergisches Wanderland« wurde, kann ich gar nicht mehr genau sagen“, erinnert sich Derlin, „wichtig war uns aber, das »Bergische« reinzubekommen, das Menschen in anderen Teilen Deutschlands damals noch eher im Süden der Republik, in Baden-Württemberg oder Bayern, vermuteten.“ Der Begriff „Wanderland“ sollte sich zudem von dem eher auf einen historischen Fokus ausgerichteten „Wege durch die Zeiten“ lösen.
Der Weg dorthin war unterdessen steinig. Zwar hatte der damalige Regierungspräsident Hans Peter Lindlar am 23. November 2009 tatsächlich Förderzusagen von je 1,8 Millionen Euro für das Bergische und die südlich angrenzende Naturregion Sieg überreicht, zusammen also 3,5 Millionen Euro für die Aufwertung von Wanderwegen, doch die zu finden, war nicht nur für den Projektleiter Marc Rathgeber eine Kärrnerarbeit.
„Wir hatten rund 1500 private Waldgrundstücke, mit deren Besitzern wir uns »ins Benehmen setzen musten«, wie das so schön heißt“, erinnert sich Mathias Derlin. „Andere Wanderregionen hatten solche Probleme nicht, weil da häufig zuvor Flurbereinigungsverfahren durchgeführt worden waren und die Wege dann im Eigentum der Kommunen waren.“
Doch im Bergischen war das anders. Schon allein die Information sämtlicher Betroffener dauerte Monate. „Wir hatten rund 50 Abendveranstaltungen mit Reaktionen von friedlich bis zu härtesten Beschimpfungen“, erinnert sich Derlin. Immer wieder mussten Wegeplanungen geändert, wieder neue Anlieger informiert und verhandelt werden, ob eine Wanderroute, die mit Wegweisern, Markierungen und Bänken an markanten Stellen ein angenehmes Wandern ermöglichen sollte, über diesen oder jenen Weg geführt werden durfte. „Neue Wege haben wir ja so gut wie gar nicht angelegt“, sagt Mathias Derlin.
Kreisvertreter hielten fürs Projekt den Rücken frei
Er sei froh gewesen, dass Verantwortungsträger wie der damalige oberbergische Kreisdirektor Jochen Hagt und Landrat Hagen Jobi, aber auch Udo Wasserfuhr und Gabi Wilhelm im Rheinisch-Bergischen Kreis ihm damals politisch den Rücken freigehalten hätten. „Sonst hätten wir das nicht so geschafft.“ Entgegen der ursprünglichen Planung hatte sich bei der Projektentwicklung auch noch die Zahl der Fernwanderwege verdoppelt.
Eigentlich sollte der historische Fernwanderweg »Bergischer Weg«, der 1935 erstmals vom Sauerländischen Gebirgsverein zwischen Essen und der Sieg ausgewiesen und markiert worden war, aufgewertet werden, wie sich Projektleiter Rathgeber erinnert. „Aber es sollten ja auch alle Kommunen etwas von den Fernwanderwegen haben, und mit der eingefügten Schleife nach Oberberg wurde es dann irgendwann alles zu lang.“
So entstand ein teilweise kräftig gegenüber dem historischen Vorläufer auf reizvollere Pfade verlegter 260 Kilometer langer Bergischer Weg, der zudem über die Sieg hinaus bis ins Siebengebirge mit Anschluss an den Rheinsteig fortgeführt wurde; und als zweiter zu zertifizierender Fernwanderweg eine 242 Kilometer lange Rundtour (zwölf Tagesetappen) durch Rhein-Berg und Oberberg, die den Namen „Bergischer Panoramasteig“ erhielt.
Anders als die 24 thematischen Wege (Bergische Streifzüge) für Tages- oder Halbtagestouren mussten die Fernwanderwege für ihre Zertifizierung noch die Prüfung des Deutschen Wanderverbands gebracht werden. Dafür stellte Projektleiter Marc Rathgeber auch seine Helmkamera-Aufnahmen sowie die digitale Erfassung der Wege zur Verfügung. Am Ende gab’s für beide Wege die Zertifizierung als Qualitätswanderwege Wanderbares Deutschland“.
Bergisches Wanderland in Zahlen
931 Kilometer Wanderrouten umfasst das Bergische Wanderland (inklusive Zu- und Verbindungswege).
65 ehrenamtliche Wegepaten und ein Wegemanager sorgen dafür, dass die Wanderland-Wege stets gut markiert sind und etwaige Schäden unter anderem mit Hilfe der kommunalen Bauhöfe beseitigt werden.
267 Tafeln informieren an den Bergischen Streifzügen über Themen des Bergischen sowie an den Fernwanderwegen über die Etappenorte. Jeder Streifzug widmet sich einem anderen Thema.
19 Audio-Stationen an den Streifzügen machen Inhalte wie Sagen oder ein Interview mit einem Höhlenforscher auch hörbar. (wg)
Am 6. Mai 2012 ging mit dem Bergischen Streifzug Bergbauweg in Rösrath der erste Weg des Bergischen Wanderlands an den Start. Dann ging’s im Abstand weniger Wochenenden weiter, bis am 29. September 2013 auch der letzte Weg des Wanderland-Startportfolio eröffnet wurde. Damit steige das Bergische in die Bundesliga des Wanderns auf, betonte Mathias Derlin damals nicht nur bei der Eröffnung des Bergischen Wegs am Overather Gut Eichthal.
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Ist die Region aus seiner Sicht auch dort angekommen? „Von der Infrastruktur in jedem Fall“, sagt der heute in Minden lebende Wanderland-Erfinder am Freitag im Telefonat mit der Redaktion. „Aber natürlich braucht auch das Wanderland immer mal wieder einen Fresh-Up und muss sich weiterentwickeln. Das wünsche ich ihm auf jeden Fall.“
Nächste Serien-Folgen: „Was einen Wanderweg ausmacht und welche Routen es nicht geschafft haben“ und „Wanderlust kontra Wandererlast?“ Welche Erfahrungen haben Anlieger wie Grundstückseigentümer, Land- und Forstwirte , Jäger, Gastronomen, Anwohner, Wanderer selbst und anderweitig Betroffene mit dem Wanderland gemacht? Mailen Sie uns gerne auch Ihre eigenen Erfahrungen unter dem Stichwort „Bergisches Wanderland“ an folgende Adresse:
redaktion.rhein-berg@ksta-kr.de
Hochzeit mit Hürden vor großer Geburt
Nicht die Geburt stand am Anfang, sondern eine Hochzeit. Ohne die jedenfalls hätte das „Bergische Wanderland“ vor zehn Jahren wohl kaum aus der Taufe gehoben werden können.
Die Rede ist von der Hochzeit des Rheinisch-Bergischen und des Oberbergischen Kreises in Sachen Tourismus, die bereits sieben Jahre vor der Wanderland-Eröffnung besiegelt wurde. Dabei war die Liaison zunächst vor allem eine Zweckheirat. Denn im bis dahin bestehenden Tourismusverbund mit den bergischen Städten Remscheid, Solingen und Wuppertal kamen sich die Vertreter der beiden bergischen Landkreise nicht gut vertreten vor. Sie wollten stattdessen vor allem mit ihren eigenen Stärken auf sich aufmerksam machen. Und dazu, so war man sich in Rhein-Berg wie Oberberg damals einig, zählte vor allem die bergische Natur.
Kurzerhand wurde die nun gegründete gemeinsame Tourismus-GmbH „Naturarena Bergisches Land“ genannt.
Wie bei jeder behutsamen Zweckheirat achteten unterdessen beide Seiten vor allem zu Beginn auf absolute Gleichberechtigung: Je 30 Prozent der neuen Gesellschaft hielten die beiden Kreise, nochmals je 20 Prozent die beiden damals noch voneinander getrennten Tourismusverbände, in denen Gastronomen, Hoteliers und andere Tourismusvertreter in beiden Kreisen zusammengeschlossen waren.
Als Sitz das Domizil des Abfallwirtschaftsbverbands angepeilt
Den Sitz der neuen Gesellschaft versuchte man genau in die Mitte zu legen. Dass die Naturarena zunächst ausgerechnet beim Bergischen Abfallwirtschaftsverband (BAV) in Engelskirchen unterzukommen versuchte, sollte den Erfolg der Tourismusförderung allerdings nicht nachhaltig stören.
Als schwieriger erwies sich da schon die Tatsache, dass beide Kreise auch die Geschäftsführung je zur Hälfte mit einem eigenen Mitarbeiter besetzten, und man sich anfangs wohl auch nicht so recht auf eine gemeinsame Strategie einigen konnte. Mal abgesehen davon, dass man ein Info-Center am Flughafen Köln/Bonn eröffnen wollte.
Fernreisende auf Europatrip für einen Abstecher ins Bergische begeistern? Die Ziele jedenfalls schienen hoch gesteckt. Aber es war damals ja auch schon schwierig genug, überhaupt erst einmal alle Akteure in den 21 Städten und Gemeinden der beiden Kreise für die neue Naturarena zu gewinnen. Da gab es im Hintergrund offenbar mehr als ein dickes Brett zu bohren.
Die ersten Geschäftsführer traten aus gesundheitlichen Gründen zurück
Am Ende traten die ersten Geschäftsführer Theo Boxberg (Oberberg) und Stefan Merten (Rhein-Berg) offiziell aus gesundheitlichen Gründen zurück, Gabriele Wilhelm (Rhein-Berg) und Vera Schmidt (Oberberg) übernahmen erstmal kommissarisch.
Da war es ein großer Schritt der beiden frischvermählten Kreise, dass sie sich nicht nur auf einen eigenen Sitz der neuen GmbH in Lindlar, sondern 2007 doch tatsächlich auch auf einen gemeinsamen Geschäftsführer einigen konnten: Mit dem Blick von Außen sollte der gebürtige Hamburger Mathias Derlin die Naturarena Bergisches Land nach vorne bringen.
Das tat der damals 41-jährige studierte Erziehungswissenschaftler mit Schwerpunkt Freizeit, Kulturarbeit und Tourismus auch – indem er die Aktivitäten im Schulterschluss mit Politik fokussierte. Auf das, was dem gebürtigen Nordlicht als Erstes und Zentrales im Bergischen aufgefallen war: die Landschaft.
Mit den Augen eines Reisenden
Er gilt als ein Elternteil des Bergischen Wanderlands: Mathias Derlin, der 2007 erster alleiniger Geschäftsführer der rheinisch-bergisch/oberbergischen Tourismusgesellschaft Naturarena Bergisches Land geworden war, hatte zuvor viele Jahre für verschiedene Reiseveranstalter gearbeitet. Warum jemand, der die Welt gesehen hat, das Ruder der Naturarena übernehmen wollte? „Nachdem ich fast 20 Jahre Reisende aus Deutschland woanders hingebracht habe, reizt es mich sehr, Menschen in eine Region zu holen“, sagte er damals im Interview. Was ihn ausgerechnet am Bergischen reizte? „Mir gefällt die Mentalität der Menschen hier – diese Offenheit, man kommt sehr leicht an sie heran.“ (wg)
Nicht aber große neue Infrastrukturprojekte in der Art eines Freizeitparks, wie tatsächlich damals einer in Wermelskirchen-Dhünn geplant, glücklicherweise aber nicht realisiert wurde, hatten Derlin und seine Mitstreiter im Sinn. Vielmehr ging es ihnen um einen „sanften Tourismus“, um Wandern auf gut ausgezeichneten Wegen, mit Wegweisern zu bestehenden Sehenswürdigkeiten, ÖPNV-Angeboten und Einkehrmöglichkeiten. Im besten Fall sollten die Routen auf bestehenden Wegen den Wandernden das Bergische näher bringen und sie zum Wiederkommen animieren.
Nachbarn waren dem Bergischen damals weit voraus
Nachbarregionen wie das Sauerland mit dem Rothaarsteig aus dem Jahr 2001 oder das Rheintal mit dem Rheinsteig, der 2005 eröffnet worden war, waren da schon deutlich weiter. Entsprechend auffällig wollte nun das Bergische Land aufholen.
Die Serie
Im Mai 2012 wurde in Rösrath der erste Weg des Bergischen Wanderlands eröffnet. Zehn Jahre nach der Fertigstellung des insgesamt 931 Kilometer umfassenden neuen Wanderwegenetzes im Bergischen zieht die Lokalredaktion Bilanz, spricht mit Fans und Kritikern, fragt, wie sich das Bergische verändert hat und was noch kommt. Weitere Serien-Teile und Aktionen zum Wanderland-Geburtstag finden Sie hier.
„Wege durch die Zeiten“ hieß das Projekt, mit dem Finanzmittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre-Mittel) beantragt wurden und mit dem das Bergische im Land punktete. Als eins von 53 Projekten wurde dasjenige der Naturarena Bergisches Land 2008 beim landesweiten Tourismuswettbewerb „Erlebnis.NRW“ zur Förderung vorgeschlagen.
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Im November 2009 gab’s den ersten Förderbescheid über 1,8 Millionen Euro vom damaligen Regierungspräsidenten Hans Peter Lindlar. Damit wurde ein Wanderprojekt in einer Größendimension auf die Schiene gesetzt, wie es keine andere Region zuvor in einem Aufschwung versucht hatte.
Auf neuen Wegen in die Bundesliga
Der 6. Mai 2012 war ein Sonntag, vielleicht ein bisschen nieselig, aber sonst von bestem Wanderwetter gekennzeichnet. Ideale Voraussetzungen also, um den ersten Weg des Projekts „Bergisches Wanderland“ zu eröffnen. Es war der Bergbauweg in Rösrath, einer der 24 Themenwege, des Wanderwegeprojekts, der damals im Rahmen eines Zeitungswandertags eröffnete.
Hunderte Wanderer waren – auch aus Köln und dem Linksrheinischen – gekommen, um dabei zu sein. Mit den neuen Wanderrouten, zu denen auch noch zwei vom Deutschen Wanderverband zertifizierte Fernwanderwege gehören, würde auch das Bergische nun in die Bundesliga des Wanderns aufsteigen, kündigte Mathias Derlin, der damalige Geschäftsführer der Naturarena Bergisches Land an. Die nannte sich bald darauf „Das Bergische“.
Insgesamt 931 Kilometer Wanderrouten
Zehn Jahre sind seitdem vergangen, alle 26 Wege längst eröffnet – zusammen 931 Kilometer. Und was ist aus dem Wanderland geworden? Was hat sich im vergangenen Jahrzehnt durch das Angebot im Bergischen verändert? Und ist die Region tatsächlich angekommen in der Wander-Bundesliga?
Diesen und weiteren Fragen möchte die Redaktion in einer Serie nachgehen und dabei Menschen am Wegesrand ebenso vorstellen wie Geheimtipps und Überraschendes. Wir sprechen mit Anliegern von Wegen, interviewen Freunde wie Kritiker des Projekts, und spüren Hintergründen nach.
Eine Schatzsuche im Wanderland
Darüber hinaus wird es Rätseltouren zum selbst Entdecken und ganz neue Formate von Touren-Angeboten geben wie die Schatzsuche-Tour, zu der wir in den kommenden vier Wochen jeweils einen Teil einer Schatzkarte im Wochen-Newsletter der Redaktion veröffentlichen werden. Wer nach den vier Wochen alle vier Teile der Schatzkarte hat und sie zusammensetzt, kann sich auf Schatzsuche begeben.
Übernachtungsarrangements und Gastronomiegutscheine gibt es bei einer außergewöhnlichen Schatzsuche zu gewinnen. Dazu veröffentlicht die Lokalredaktion in ihrem E-Mail-Newsletter an den nächsten vier Freitagen jeweils ein Viertel einer Schatzkarte, die Wanderfreunde zusammensetzen können. Ist die Karte komplett, lässt sich damit den Sommer über ein Weg im Bergischen Wanderland erkunden und damit an einer Verlosung teilnehmen.
Lesertour mit Höhlenentdecker im Spätsommer
Als Gewinne für die Schatzsuche stiftet die Tourismusgesellschaft „Das Bergische“: 1. Preis: 1 Übernachtung mit Frühstück im Schlaf-Fass im „Campingpark im Bergischen Land“, Lindlar, für bis zu vier Personen; 2. Preis: 1 Übernachtung im Zirkuswagen „Sternenhimmel“ , Bioland Gut Höfferhof, Much, für zwei Personen; 3. Preis: 80-Euro-Gutschein für Hotel & Restaurant Gut Landscheid, Burscheid. Auch Karten für eine exklusive Lesertour mit dem Entdecker der Riesenhöhle am Ründerother Mühlenberg werden wir im Laufe des Sommers verlosen.
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Zum Abschluss wollen wir dann den Verantwortlichen von der Naturarena Bergisches Land/Das Bergische, die für die Vermarktung des Wanderlands zuständig ist, und vom Naturpark Bergisches Land, der sich um die Wege im Gelände kümmert, die Frage stellen: Wie sehen die Perspektiven für das Bergische Wanderland aus? Und was wird aus ihm in den nächsten zehn Jahren?