DRKDie Helfer gegen das Corona-Virus in Rhein-Berg
- Das Ehrenamt beim Deutschen Roten Kreuz hat viele Gesichter und ist sehr freundlich in Zeiten der Krise.
- Das Team vom Kreisauskunftsbüro hat es übernommen, im Auftrag des Kreisgesundheitsamtes mit den Personen in Quarantäne zu telefonieren.
- Dabei gibt es alle Hände voll zu tun.
Rhein-Berg – Ortstermin in der rheinisch-bergischen DRK-Zentrale. Ruhig und routiniert geht es in dem schmucklosen Zweckbau zu. In einem 42 Quadratmeter großen Raum mit gekacheltem Fußboden sitzt ein Dutzend Freiwillige.
Zum Teil als Zweierteams, aber auch allein sind sie zugange. Sie telefonieren die mehr als 800 Rhein-Berger ab, die sich wegen des Corona-Virus’ in häuslicher Quarantäne befinden, fragen sie nach ihrer Körpertemperatur.
Das Ehrenamt hat viele Gesichter
Telefonierende Helfer: Das ist eher nicht das Bild, das sich im Zusammenhang mit Rotkreuz-Einsätzen aufdrängt. Da denkt man eher an Katastrophenschutz-Helfer bei Hochwasser. Oder an Sanitäter am Rande von Karnevalszügen.
Oder an die vielen Ehrenamtler, die an jenem Freitagabend im Juli vor fünf Jahren stundenlang bereit standen, bis am Abend endlich die ersten 42 vom Land zugewiesenen Flüchtlinge in Bergisch Gladbach-Sand an der Turnhalle ankamen.
Telefonate mit den Patienten in Quarantäne
Doch das war 2015. Heute ist 2020, und da ist zunächst einmal Telefondienst gefragt. Das Team vom Kreisauskunftsbüro hat es übernommen, im Auftrag des Kreisgesundheitsamtes mit den Personen in Quarantäne zu telefonieren.
Einmal am Tag rufen sie die Betroffenen an, fragen die letzten zwei Temperaturmessungen ab und tragen sie am Computer in Tabellen ein. „Gestern haben wir bis 20 Uhr gearbeitet“, sagt Helferin Martina Henk, „aber da haben uns vereinzelt schon Leute gesagt, dass sie so spät nicht mehr sprechen wollen.“
Es hat schon einige Rückfragen beim Gesundheitsamt gegeben
Die Rotkreuzler freuen sich, dass ihre Telefon-Tätigkeit durch diesen Bericht bekannter wird: „Es hat schon einige Rückfragen beim Gesundheitsamt gegeben, weil die Angerufenen nichts von uns wussten“, sagt Kreisvorsitzende Ingeborg Schmidt - ein Mehraufwand, den man sich gut sparen kann.
Dabei beschränkt sich der Einsatz der Rotkreuzler schon jetzt nicht mehr allein auf den Telefondienst. Als am Sonntag die Massenabstrich-Entnahme bei den Bensberger Realschülern fällig wurde, waren die Helfer ebenso im Einsatz wie am Montag, als die Overather Karnevalisten reihenweise vor Ort untersucht werden mussten.
Am Montag in Overath waren erneut 40 Personen zu verpflegen
Der Einsatz am Sonntag kam um 6 Uhr, um 18 Uhr rückten die Helfer wieder ab. Einen solchen Einsatz zu stemmen, dazu gehört schon eine Menge, was dem Laien erst einmal nicht einfällt – und seien es die 70 Portionen Frühstücks- und Mittagsverpflegung für die Helfer. Am Montag in Overath waren erneut 40 Personen zu verpflegen. Schmidt: „Wir waren nicht eben unterbeschäftigt.“
Gut beschäftigt ist aber auch der Telefondienst. Die Mitarbeiter sind in erster Linie dafür gedacht, bei Katastrophenfällen, etwa einem Flugzeugabsturz, aktiv zu werden und Auskünfte zu erteilen. Jetzt erleben sie einmal einen echten Telefoneinsatz, keine Übung. Aktuell unterstützt werden die 22 Helfer von Freiwilligen aus anderen Bereichen. Auch Schüler seien dabei, sagt Schmidt. Je nach Art des Kontaktes – Erstanruf oder wiederholter Kontakt – ruft ein Helfer allein an und trägt das Ergebnis ein oder es sitzt ihm ein Assistent an seiner Seite.
Professionalität schon oft unter Beweis gestellt
Dass das DRK Rhein-Berg dazu in der Lage ist, in einer Krise hoch professionell und wirksam zu handeln, das haben die Freiwilligen zuletzt vor fünf Jahren unter Beweis gestellt, als sie Hand in Hand mit den hauptamtlichen Mitarbeitern in den Rathäusern und beim Kreis sehr kurzfristig hunderte von Flüchtlingen unterbrachten und versorgten.
Im Telefon-Interview lässt DRK-Chefin Schmidt lässt keinen Zweifel daran, dass das Rote Kreuz auch jetzt willens und in der Lage sei, noch mehr zu tun – und etwa eine weitere ständige Abstrich-Stelle unter „Vollvermummung“ der Helfer zu eröffnen.
Das Warten auf das Kommando zum Loslegen
Dabei arbeiteten die Hilfsorganisationen, etwa der Arbeiter-Samariterbund, die Johanniter oder eben das DRK, zusammen. Schmidt: „Wir warten darauf. In dem Moment, in dem der Kreis sagt, dass wir loslegen können, werden wir nicht mehr nur telefonieren, sondern auch Abstriche vornehmen können.“
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Man könnte auch sagen, das DRK stehe Gewehr bei Fuß. Aber das mit dem Gewehr klänge bei einer Organisation, die im 19. Jahrhundert gegründet wurde, um den Verwundeten auf dem Schlachtfeld zu helfen, doch irgendwie deplatziert.