Tier verletzt gefundenFamilie aus Rhein-Berg lässt geretteten Bussard frei
Zielstrebig läuft Tobias Thelen auf dem Wanderweg an der Igeler Mühle, in den Händen hält er einen Pappkarton mit kostbarem Inhalt: Es ist jener Mäusebussard, dem Vater Thomas am 3. Januar am lichten Wegesrand seine Mütze übergestülpt hat, um ihn gefahrlos zu bergen. Mila, der Hund einer Spaziergängerin, hatte den verstörten und verletzten Greifvogel entdeckt, Frauchen Doris Küpper war froh, dass ihr die Familie Thelen zu Hilfe kam. „Mila hat ihn zwar aufgestöbert, ist aber ein wenig ängstlich weggelaufen“, erinnert sie sich.
In der Katzentransportbox brachten die Thelens am Jahresanfang den Vogel zur Greifvogelstation am Turmhof am Rande der Wahner Heide. Fast genau einen Monat später gab Vogelexperte Dirk Sindhu das Tier für die Entlassung in die Natur frei. Am Sonntagnachmittag holen Tobias Thelen und Vater Thomas das Tier in der Greifvogelstation ab. Geduldig lässt sich der Mäusebussard, ein Männchen, in den stabilen Transportkarton packen. „Im Auto hat er ein bisschen rumort, dann aber war er still“, berichtet Tobias Thelen bei der Ankunft im Wald vor der Igeler Mühle. „Auf die Katzenbox haben wir verzichtet, er hätte sich an dem harten Kunststoff verletzten und Federn verlieren können.“
Retter dürfen Vogel in sein Revier zurückbringen
Fast wie in einer Prozession ziehen die Thelens, Hund Mila mit Frauchen Küpper und die Pressevertreter den Berg hoch zur Fundstelle. „Dirk Sindhu hat empfohlen, ihn genau an dieser Stelle auszuwildern, damit er sich sofort in seiner alten Umgebung zurecht findet“, so Thomas Thelen. Noch kurz ein Erinnerungsfoto mit Mila und dem Greifvogel im Karton. Dann stellen sich alle Beteiligten im gebührenden Abstand zu dem Vogelkarton auf.
Keiner will den Abflug verpassen. Vor allem der Fotograf ist äußerst konzentriert. Alle sind still, um den Bussardmann nicht zu verunsichern. Vorsichtig öffnet Tobias den Karton, zuerst die obere Abdeckung , dann die mittlere Kartonlage. Als dann nur noch der letzte Deckel geöffnet werden muss, um dem Vogel die Freiheit zu geben, hält er kurz inne: „Ich bin vorsichtig, er könnte auch in meine Finger hacken “, meint er. Und dann lüftet er den Deckel.
Rückführung verläuft reibungslos
In einem Bruchteil von Sekunden macht sich der Mäusebussard lang, breitet die Flügel aus und fliegt mit weit ausgebreiteten Schwingen dicht an den Beobachtern vorbei, gewinnt an Höhe und verschwindet im Wald – überraschend lautlos trotz der unmittelbaren Nähe. Wenige Minuten später entdeckt ihn die Gruppe noch einmal, als er mit kräftigem Flügelschlag durch die hohen Fichten in Richtung Herrenstrunden entschwindet. Vielleicht sind da seine ergiebigen Jagdgründe.
Thomas Thelen ist erleichtert. Die Aktion ist reibungslos verlaufen. Aber er ist auch nachdenklich: „Wir kümmern uns vielleicht um jenen Mäusebussard, der bei uns die Küken holt.“ Immerhin 15 Hühnerküken seien in der vorigen Saison vom Greifvogel geschlagen worden, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen. Und dieser Mäusebussard war kein Anfänger – er ist schon ein paar Jahre alt.
Therapie des verletzten Vogels genau wie beim Menschen
In der Greifvogelstation äußert sich Vogelexperte Dirk Sindhu hochzufrieden: „Heute konnten wir drei Mäusebussarde, einen Hühnerhabicht und einen Uhu sogar zu seinem Brutpartner zurückbringen – ein netter Erfolg an diesem schönen Tag.“ Ein Schädel-Hirn-Trauma habe der Bussard gehabt, den die Thelens gerade abgeholt haben.
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„Das passiert bei einer Kollision mit einem Auto – dies ist immer noch die häufigste Verletzungsart“, so Sindhu. „Es ist eine Schockdiagnose. Therapiert wird im Grunde genau wie beim Menschen: Medikamente gegen die Kopfschmerzen, abschwellende Mittel für das Gehirn. Darunter hat er sich ganz gut entwickelt, bald angefangen zu fressen.“ Dann sei er ins Gehege gekommen, um seine Schwingen wieder zu trainieren – für den Flug in die Freiheit.