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Wirtschaft gegen Umwelt?Rewe und Gemeinde Kürten streiten um Standort für Supermarkt

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Gerungen wird in Kürten um Neubau und Nachnutzung dieses Rewe-Marktes.

Kürten – Dieses Thema wird überall Fahrt aufnehmen: Wie in Zeiten der Klimakatastrophe den Ausgleich zwischen Ökologie und wirtschaftlichen Interessen schaffen?

In der Gemeinde Kürten hätte dies am Donnerstagabend fast zu einem Bruch zwischen Politik und den Vertretern des Lebensmittelkonzerns Rewe und der Planungsgruppe Schoofs geführt. Die Sülzauen und der dort geplante Vollsortimenter-Markt (plus Drogerie, plus Parkplätze) waren der Streitpunkt.

Rewe soll mit geringerer Flächenversiegelung planen

Die drei hochrangigen Vertreter, unter anderem Geschäftsführer Josef Schoofs (Schoofs-Gruppe), waren schon drauf und dran, das Bürgerhaus zu verlassen und den Bebauungsplan-Antrag für einen neuen, großen Markt (1700 Quadratmeter) mit angrenzender Drogerie (700 Quadratmeter) und 120 Parkplätzen im Hauptort Kürten zurückzuziehen. Das wäre es dann mit den Rewe-Plänen gewesen.

Erst in allerletzter Sekunde gelang ein Kompromiss, in dem die Mehrheitskooperation aus CDU, Grünen und FDP in Teilen zurücksteckte. Nach langer Sitzungsunterbrechung ließ die Kooperation ihre entscheidende Forderung fallen, einen Teil des ökologisch bedeutsamen Auengebiets der Sülz auf keinen Fall zu bebauen. Nun soll Rewe mit einer „deutlichen geringeren Versiegelung“ der Grünfläche planen. „Damit würden wir mitgehen können“, sagte für die Kooperation Dagobert Sagroda (FDP). Was das genau bedeutet, soll in den nächsten Planungsschritten abgestimmt werden.

Neuer Markt soll nach modernen Ökostandards entstehen

In der Debatte hatte Schoofs an die Politik appelliert, keine unerfüllbaren Forderungen in den Bebauungsplan aufzunehmen. Das könnte zum Fall für die Gerichte werden. Rewe werde dann auf keinen Fall einen neuen Markt in Kürten bauen. Dem Kompromiss stimmten die meisten CDU-Vertreter, FDP und Grüne zu. Freie Wähler, SPD sowie CDU-Vertreter Ludger Breick enthielten sich. Damit beginnt das Planungsverfahren zu laufen. Zuvor hatten auch Bürgermeister Willi Heider und Planungsleiter Oliver Wiesner gewarnt. Heider: „Mit Vorgaben, die nicht erfüllt werden können, machen wir uns angreifbar.“ Auch ein Öko-Ausgleich sei vorstellbar.

Von dem 10.000 Quadratmeter großen Grundstück lasse Rewe ein Viertel frei, hatten die Konzernvertreter zuvor ausgeführt. Auch der in den Antrag aufgenommene einhundertprozentige Ausgleich an Überschwemmungsflächen (wichtig nach dem Juli-Hochwasser) werde erreicht und übererfüllt, unter anderem mit Rollkies im Untergrund. Und der neue Markt werde nach modernsten Ökostandards gebaut. Nur auf das Auengebiet könne Rewe nicht verzichten.

Ohne Neubau will Drogeriekette abspringen

Auch eine geforderte Tiefgarage statt der Parkplätze lehnten die Konzernvertreter ab, das Projekt werde damit nicht wettbewerbsfähig, Kunden würden abwandern. „Wir wollen alle den Rewe“, sagte im Ausschuss Helmut Müller (CDU). Das sei doch unstrittig. „Aber die Versiegelung muss weniger werden.“ Rewe setze der Politik eine Pistole auf die Brust, kritisierte Dagobert Sagroda. Er werde dann zur Seite springen. „Die Bevölkerung will nicht mehr, dass Flächen zugeballert werden“, sagte Klaus Aßheuer von den Grünen.

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Dass es Auswege geben kann, bewies die Debatte in Kürten. Vor Ort geht es auch um ein Altgebäude, in dem aktuell der Rewe zu finden ist. Die Idee, ebendort die Drogerie anzusiedeln oder einen angrenzenden Parkplatz mit einem Drogerie-Haus zu bebauen, nahmen die Rewe-Vertreter mit, die Planungspolitiker erweiterten für ihr Angebot extra die Grenzen des Plangebietes. Ein Vorbild: Auch anderenorts gibt es in die Jahre gekommene Supermärkte, die vor einer Umnutzung stehen. Aber es müssen dicke Bretter gebohrt werden: Die Drogeriekette gehe nur in einen Neubau und springe sonst ab, sagte Schoofs.