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Entscheidung der KreisverwaltungTrailer-Park in Kürten wird ab sofort stillgelegt

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Der Kürtener Trailer-Park mit Tipi, Bauwagen und der Jurte. Im August hatte Michael Flossbach die ungewöhnliche Anlage eröffnet.

Kürten – Übernachtet werden darf im Trailer-Wohnpark von Michael Flossbach nicht mehr. Die Jurte, das Tipi-Zelt, der Bau- und der Schäferwagen stehen bis auf weiteres leer, auf Anordnung der Kreisverwaltung. Die Anlage im Ortsteil Sülze ist mit sofortiger Wirkung stillgelegt.

Erst im August hat der durch sein Friedensprojekt „Stoning Roll“ bekannt gewordene Künstler und Gartengestalter die etwas anderen Übernachtungsmöglichkeiten fertiggestellt, als Kunstevent mit vielen Gästen gefeiert. Es war nach dem Friedensstein, den Flossbach mit Freunden bis zum Brandenburger Tor gerollt hatte, das nächste Projekt des Künstlers.

Ein Projekt mit Hürden

Kaum drei Monate nach der Eröffnung steht Flossbach der Kreis als oberste Bauaufsicht auf den Füßen. Denn aus Sicht des Kreises verstößt der Trailer-Park mehrfach gegen geltendes Recht. Er liegt im Landschaftsschutzgebiet, im Überschwemmungsgebiet der Sülz und im Außenbereich des Ortes – kurzum: Einen ungünstigeren Ort für sein Vorhaben hätte sich Flossbach nach Kreis-Auffassung nicht aussuchen können. Ebenso fehlt ein Bauantrag, der laut Kreis sowieso keine Chance auf Genehmigung hätte. „Gewerbliche Nutzung ist im Außenbereich nicht zulässig. Das ist das wichtigste Argument“, sagt Kreissprecherin Hannah Weisgerber. Für den Trailer-Park sieht es trist aus.

Wohnen im Boot, auch möglich im Trailer-Park.

Auf dem großen Wiesenplatz am Haus haben seit der Eröffnung die einzelnen „Trailers“ auf Übernachtungsgäste gewartet, einfach eingerichtet und ganz anders als in einem Hotel. Eine gemeinsame Outdoor-Küche und ein kleines Waschhaus bot Flossbach den Gästen für Grundbedürfnisse an. Und der Trailer-Park ist längst nicht vollendet: „Villa Kunterbunt“, Baumhaus und ein Wohnfass sind in Vorbereitung bei Flossbach.

„Überwältigende“ Resonanz

Die Resonanz auf sein Projekt schildert er als „überwältigend“, teils sei ausgebucht gewesen. Tageweise vermietete er die Unterkünfte, die den Selbstversorgern auch einen Hauch von Abenteuer boten: Übernachtung im Freien, an der Sülz. Der Frust bei Flossbach ist entsprechend groß: „Im Grunde habe ich mit dem Projekt schon abgeschlossen.“ Auch Seminare und Kurse dürfe er dort nicht mehr geben, die Vermietung müsste auch genehmigt werden. „Im Grunde ist da alles illegal“, sagt er, selbst seine Tätigkeit als Selbstständiger werde durch die Blume hinterfragt.

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Mit etwas gutem Willen könnten die Behörden den Trailer-Park genehmigen, meint er. In die Trailer-Anlage habe er rund 100 000 Euro an Eigenmitteln investiert, etwa für den Kauf der Wagen, und alle Unterkünfte in zahllosen Stunden hergerichtet. Dass sein Projekt jetzt zum Stein des Anstoßes werde, könnten er und seine Frau Jenniver nicht nachvollziehen. Im Gespräch mit den Mitarbeitern der Kreisverwaltung habe man ihm aber keine Hoffnung gemacht. „Dabei gibt die Rechtslage eine Erlaubnis her.“

Keine Hoffnung auf Wende

Auch in Corona-Zeiten, wo Urlaub in Deutschland im Trend liege, sollte seine Idee unterstützt werden. Wenn die Behörden wollten, könnten sie doch anders, meint Flossbach. Bis 13. November habe er jetzt Zeit für eine Stellungnahme bekommen, danach werde das Verfahren entschieden. Hoffnung auf eine Wende hat Flossbach nicht. „Da werden in dem Schreiben so viele Paragrafen angeführt. . .“

Aus Sicht der Kreisverwaltung hätte der Trailerpark nie in Sülze entstehen dürfen. Das Grundstück, jenseits der Ortsgrenze, dürfte höchstens für landwirtschaftliche Bauten genutzt werden. Darunter fielen die Trailer nicht. Dann fehle Flossbach auch eine Genehmigung für die gewerbliche Vermietung der Unterkünfte. Nach der Anhörung werde entschieden, der Eigentümer bekomme eine angemessene Frist für das Abräumen der Unterkünfte eingeräumt, teilt die Behörde mit.

Flossbach denkt unterdessen daran, Kürten und auch Deutschland mit seiner Familie zu verlassen. „Wenn die Kinder Schule und Ausbildung hinter sich haben.“ Er kenne Freunde in Schweden, dort werde anders gedacht. In anderthalb Jahren wolle er auswandern.