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Konflikt um BauvorhabenSperrt sich Kürten gegen Mehrfamilienhäuser an der Bergstraße?

Lesezeit 4 Minuten
Ein abgeholztes Gelände am Hang der Bergstraße in Kürten. Im Hintergrund eine Kirche.

Der Bewuchs auf dem etwa 7.000 Quadratmeter großen Areal zwischen Bergstraße und Am Wiedenhof wurde bereits entfernt.

Die Verwaltung möchte einen Bebauungsplan aufstellen, um Einfluss auf die Pläne zu haben. Die Bauherren zeigen sich frustriert.

Veränderte Entwürfe präsentierte der Architekt Markus Berghaus, zugleich - gemeinsam mit seiner Frau - potenzieller Bauherr, beim Informationsabend zur geplanten Bebauung an der Bergstraße. Wie berichtet, waren auf dem annähernd 7.000 Quadratmeter großen Areal in unmittelbarer Nähe von Jugendzentrum K51 und Pfarrhaus zunächst sechs Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen, darunter auch Sozialwohnungen, geplant.

Weil der Rheinisch-Bergische Kreis aber die Genehmigung für eine Bebauung im Zentrum des Grundstücks zwischen Bergstraße und Am Wiedenhof nicht in Aussicht stellte, sieht der neue Entwurf der Planer jetzt nur noch vier Mehrfamilienhäuser mit je sieben, beziehungsweise acht Wohnungen vor: Zwei an der Bergstraße und zwei Am Wiedenhof.

Auf den Entwürfen befindet sich im Zentrum jetzt eine Grünfläche

Zwischen den Gebäudekomplexen findet sich auf den Plänen nun eine Freifläche mit viel Grün und einem kleinen Teich – eine geringere bauliche Ausnutzung des Grundstücks, die die Erbpacht, die für das Areal an die Kirche zu zahlen sei, verringere. Das sei vertraglich abgesichert, so Berghaus.

Schon im Vorfeld hatte die Bebauung in Politik und Verwaltung eine Kontroverse ausgelöst. Zwar hat die Gemeindeverwaltung eine Bauvoranfrage für ein erstes Wohnhaus an der Bergstraße positiv beschieden, bewertet aber die Dimension des Gesamtvorhabens kritisch. Bisher prägen hier Einfamilienhäuser das Bild.

Streit um Bebauungsplan und Veränderungssperre

Um Einfluss auf das Projekt zu bekommen, müsse die Gemeinde einen Bebauungsplan aufstellen und das Gebiet mit einer Veränderungssperre belegen, so die Forderung aus dem Rathaus. Ohne Bebauungsplan könne der Bauträger direkt bei der Bauverwaltung des Kreises einen Bauantrag einreichen.

Ein Architektenplan zeigt den Aufriss von vier Mehrfamilienhäusern. Dazwischen eine Grünfläche.

Der neue Entwurf sieht nur noch vier Häuser vor, zwischen ihnen eine Grünfläche.

Diese Warnung hatte auch Bürgermeister Willi Heider (parteilos) im Gemeinderat an die Fraktionen gerichtet, die das Vorhaben unterschiedlich beurteilen. Andernfalls käme der Paragraf 34 des Baugesetzbuches zum Tragen, nach dem innerhalb bebauter Ortsteile ein Bauvorhaben zulässig ist, wenn es sich in die bauliche Umgebung einfügt.

Die Bauherren haben Bauantrag beim Kreis eingereicht

Diesen Weg hat die Bauherrengemeinschaft inzwischen beschritten. Für eines der geplanten Häuser Am Wiedenhof sei der Bauantrag beim Kreis gestellt worden, berichtete Berghaus. Da die Genehmigung noch nicht vorliegt, scheint die Auseinandersetzung um das Bauvorhaben im Kürtener Oberdorf nun möglicherweise ein Rennen um die Zeit zu werden: „Kommt die Veränderungssperre, dann wird da nicht gebaut“, sagt Markus Berghaus. „Dann weiden da vielleicht Schafe.“

Lediglich das Haus an der Bergstraße, für das bereits eine positive Bauvoranfrage vorliegt, wäre von einer Sperre nicht mehr betroffen. „Dann würden wir dort aber keine Sozialwohnungen mehr bauen“, kündigte Berghaus an.

Die Befürworter verweisen auf die Wohnungsnot

Vom Instrument der Veränderungssperre hatte vor wenigen Tagen erst der Rat der Nachbargemeinde Odenthal in einem anders gelagerten Fall Gebrauch gemacht. Hier soll mit diesem Instrument der Charakter des historischen Ortskerns geschützt werden. Eine ausführliche Begründung soll vor möglichen Regressforderungen schützen.

Während die Befürworter des Bauprojektes in Kürten besonders die Notwendigkeit von Wohnraum, insbesondere Sozialwohnungen betonen, wollen sich die Kritiker in erster Linie die Einflussmöglichkeiten auf das Projekt sichern. Entwürfe seien geduldig und was am Ende wirklich dort entstehe, wisse man nicht, argwöhnen die Kritiker. Daher die Forderung nach einem B-Plan, mit dem man die Interessen des Jugendzentrums sichern und Flächen für die Allgemeinheit festlegen könnte, etwa für Brauchtumsveranstaltungen wie die Kirmes oder auch Flächen als Spielplatz ausweisen könnte.

Kritiker befürchten Konflikte mit der Nachbarschaft

Entsprechend angespannt und von Misstrauen geprägt war die Stimmung auf dem Infoabend: Die Verwaltung kritisierte die wiederum veränderten, neuen Entwürfe, Anwohner äußerten die Sorge um ihre Parkplätze, kritisierten, dass das Gelände bereits bis auf ein paar Bäume vom Bewuchs freigeräumt worden sei, andere befürchteten, dass die bauliche Nähe zwischen Neubauten und Jugendzentrum Konflikte hervorrufen könnte.

Die Motivation seiner Familie, dort zu bauen, sei gesunken, sagte Markus Berghaus nach der Veranstaltung im Gespräch. Über allem hänge wie ein Damoklesschwert die Veränderungssperre, und auch ein Bebauungsplan verschlechtere „die baulichen Möglichkeiten“ auf dem Grundstück und sorge erst einmal für jahrelangen Stillstand, meinte der Architekt. „Wir wollten der Verwaltung ein Konzept auf dem Silbertablett präsentieren und sind überrascht, dass die Gemeinde Kürten das nicht so will“.