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„Leise fallen die Riesen“Designer setzt mit Fotos Denkmal für Wald seiner Kindheit

Lesezeit 3 Minuten

Den Designer faszinieren die akkuraten Linien der langen Stämme. Er sieht in ihnen geometrische Bilder in morbider Stimmung.

Rhein-Berg – Es ist das Jahr 1977, als Christian mit seinen Freunden in den heimischen Wäldern unterwegs ist. Er ist auf der Suche nach Abenteuern, Verstecken, Herausforderungen. Er baut Lauben und Verschläge, beobachtet Tiere und verbringt viel Zeit auf seinem ganz persönlichen Abenteuerspielplatz.

Inzwischen, im Jahr 2021, ist Christian Knauer 54 Jahre alt. Er geht nicht mehr mit Freunden in „seinen“ Wald, er nimmt inzwischen seine Kamera mit. Er läuft für die Aufnahmen kreuz und quer, mal im geisterhaften Morgennebel, mal in der warmen Abendsonne. Klettert über Baumstämme, springt selbst noch im Dunkel der Frühjahrsnächte über das alte Laub in den Siefen. Rast macht er zwischen Dornenranken vor einer der unzähligen, kahlen Fichten, und wirkt dabei wie der letzte Überlebende einer heftigen Schlacht.

Baumkronen erinnern an Leichenfinger

Knauers Fotoaufnahmen setzen ein Denkmal für seinen Wald der Kinderzeit, sind eine Liebeserklärung an dessen Schönheit inmitten des Zerfalls. Den Grafikdesigner faszinieren die akkuraten Linien, mit denen die langen Stämme geometrische Bilder in einer einzigartigen, morbiden Stimmung zeigen.

Ihn beeindrucke das borstige Schön der nadellosen Kronen, die ihn an Leichenfinger erinnern, die bizarren Formen der abgeholzten, rindenlosen Stämme mit manchmal menschlichen Zügen. Ihm begegneten winzige Verästelungen, durch die das Licht fällt. „Manche Fotos wären vor zwei, drei Jahren noch gar nicht möglich gewesen, weil da der Wald noch viel zu dicht war“, sagt der Overather.

Ein Spaziergang durch das stille Halbdunkel der Wälder

Christian Knauer sieht den Wald im Wandel und zeigt eine Auswahl seiner vielen Fotos in dem Bildband „Leise fallen die Riesen.“ Doch entbindet eine gewisse Melancholie nicht von der Realität? „Wir sind von Nutzwald umgeben, das macht auch das apokalyptische Foto auf der vorletzten Seite deutlich.“

Da zeigt der Künstler einen Harvester inmitten des gerodeten Forsts. Der „Weg“ durch das Buch sei für ihn ein Spaziergang durch das stille Halbdunkel der Wälder auf weichem, federndem Nadelboden. „Es hat auch immer etwas Kontemplatives, bewusst durch unsere Wälder zu wandern, den Blick auf das Innere gerichtet, die Gedanken fokussiert“, sagt er. Er lasse unterwegs seine Probleme nichtig werden, finde Lösungen und Ideen.

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Die Fotos transportieren über die reine, realistische Abbildung hinaus Knauers Stimmung und Empfindungen. Er hat die Alterungsprozesse seiner Fotos simuliert, um ausdrücken zu können was er während seiner Wanderung durch den „Friedhof“ Wald empfand. Die einzigartige Stimmung habe er beim Betrachten seiner „unbehandelten“ Fotos nicht mehr nachvollziehen können, sagt er.

Zum Leben des Fotografen und Diplom-Designers gehört auch das eigene Tonstudio. „Ich habe keine unerfüllten Träume, ich verwirkliche meine Ideen um sie mit anderen teilen zu können“, so der Familienvater. Er liebe es, mit Ehefrau Wiebke und seinen Töchtern in der Bretagne zu surfen, oder in den einsamen Wäldern Skandinaviens zu wandern. Seiner Familie hat er auch die letzte Seite seines Bildbandes gewidmet und ihre Namen in das Foto mit dem Baumstamm geschnitzt.