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Mehr Angriffe auf BeamtePolizei Rhein-Berg legt erstmals Einsatzstatistik vor

Lesezeit 3 Minuten

Einer von 230 Kollegen: Polizeioberkommissar Tobias Falkenstein ist einer der Mitarbeiter der Direktion Gefahrenabwehr.

Rhein-Berg – 45.313 Einsätze im Corona-Jahr 2020, rund 2800 weniger als 2019; knapp sechs Minuten braucht die Polizei bis zum Einsatzort, wenn der Täter noch vor Ort ist: In Sachen Offenheit geht die rheinisch-bergische Polizei ganz neue Wege. Auf Initiative ihrer obersten Beamtin, Polizeidirektorin Birgit Buchholz, hat die Sicherheitsbehörde am Dienstag erstmals eine Einsatzstatistik veröffentlicht.

Dabei erfuhren die per Videokonferenz zugeschalteten Journalisten allerlei Details aus dem Innenleben. In der Vergangenheit gab es Zahlen nur im Zusammenhang mit der Kriminal- und der Unfallstatistik.

124 Einsätze in Rhein-Berg pro Tag

Die Abteilung Blaulicht der Polizei, offiziell: „Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz“ (GE), hat insgesamt 230 Köpfe, die in der Zentrale oder auf einer der drei Wachen in Bergisch Gladbach, Overath-Untereschbach und Burscheid arbeiten, so der Referent, Hauptkommissar Christoph Simon. Simon: „Der uniformierte Wachdienst mit seinen 165 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das Herzstück und der bekannteste Dienst der Direktion GE.“ Hinzu kommen die Leitstelle mit 16 Köpfen, der Führungs- und Lagedienst, die Hundestaffel und 27 Bezirksdienstbeamtinnen und -beamte.

Bilanz in Zahlen

448 Haftbefehle versuchte die Polizei zu vollstrecken, 331 Mal war dabei der Bezirksdienst im Einsatz.

69 Benachrichtigungen musste die Polizei überbringen: Zu 70 Prozent Todesnachrichten, einmal aber konnten die Beamten einem Bürger die frohe Botschaft überbringen, dass seine Transplantationsniere auf ihn warte.

51 Demos gab es 2020, 27 mehr als 2019.

620 Personen- und Objektschutzeinsätze gab es 2020. Aktuell zählt dazu auch das Bergisch Gladbacher Impfzentrum. (sb)

Pro Tag arbeitet die Polizei Rhein-Berg 124 Einsätze ab; das Gesamteinsatzaufkommen ist nicht erst seit Corona, sondern bereits seit 2016 zurückgegangen. Die Polizei kann damit schneller reagieren, und entsprechend hat sich die Einsatzreaktionszeit bei von außen (durch Anrufer) veranlassten Einsätze (AvE) verbessert: Sie lag 2020 bei 16:10 Minuten, 36 Sekunden besser als 2019. Positiv war auch der Trend bei den Einsätzen mit „Täter am Ort“ oder Verkehrsunfall mit Verletzten: Hier haben sich die Zeiten um 4 Sekunden auf 5:54 Minuten beziehungsweise um 39 Sekunden auf 8:41 Minuten verbessert.

Zahl der Ruhestörungen stieg 2020

Bei 26 Prozent aller „AvE“ handelte es sich 2020 um Verkehrsunfälle, bei 23 Prozent um Hilfeersuchen oder verdächtige Wahrnehmungen, bei elf Prozent um Eigentumsdelikte und bei fünf Prozent um Gewaltdelikte. Interessant die Verteilung auf die Kommunen: Je größer und westlicher, desto mehr Einsätze, je kleiner und östlicher, desto weniger.

Zugenommen hat im Corona-Jahr die Zahl der Ruhestörungen: „Mehr Menschen waren zuhause und hatten die Chance, sich am Verhalten ihrer Mitbürger zu stören“, sagt Referent Simon augenzwinkernd. Die Zahl stieg von 1966 auf 2356. „Grundsätzlich fallen Ruhestörungen in die Zuständigkeit der kommunalen Ordnungsbehörden.“

Keine Polizisten im Einsatz mit Corona infiziert

Nicht gestiegen, sondern gesunken ist trotz Corona, trotz Lockdown und Homeoffice, die Zahl der Einsätze wegen häuslicher Gewalt. Die Anzeigen sind laut Polizei im Vergleich zu 20019 um 9,7 Prozent zurückgegangen und damit auf ein „Fünf-Jahres-Tief“ gefallen.

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Anders die Gewalt gegen Polizeiangehörige: Der Widerstand gegen und tätliche Angriff auf Polizistinnen und Polizisten hat sich in den vergangenen fünf Jahren nahezu verdoppelt. Simon: „Allein im vergangenen Jahr wurden 104 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte Opfer physischer und/oder psychischer Gewalt.“ Statistisch mehr als jede zweite Streifenpolizistin oder Polizist sei von Gewalt betroffen gewesen– ein Umstand, den auch Landrat Santelmann sehr besorgniserregend nannte.

Der Landrat hob hervor, dass es die Polizei durch „konsequente Schutzmaßnahmen und die vorbildliche Umsetzung durch alle Beschäftigen“ geschafft habe, dass sich bisher kein Mitarbeiter im Einsatz mit dem Coronavirus angesteckt habe. Santelmann: „In diesem Zusammenhang darf ich auch erwähnen, dass bereits eine große Zahl der »impfwilligen« Kräfte aus dem Wachdienst bis zum Impfstopp ihre erste Impfung erhalten hat.“ Rund 95 Prozent der infrage kommenden Belegschaft habe sich zur Impfung bereiterklärt.