Unfallstatistik 202013 Prozent weniger Verkehrsunfälle im Rhein-Berg-Kreis
Rhein-Berg – Homeoffice, Kurzarbeit und geschlossene Freizeiteinrichtungen – die Pandemie hat sich auch auf den Verkehr auf Rhein-Bergs Straßen ausgewirkt. Bis zu 40 Prozent weniger Berufsverkehr, dabei aber umso mehr Menschen, die in der Freizeit ins Auto, aufs Rad oder Pedelec und vor allem aufs Motorrad stiegen und dabei teilweise ordentlich Gas geben. Mit weitreichenden Folgen.
Während die Zahl der Verkehrsunfälle zwar im vergangenen Jahr um 1101 gegenüber dem Vorjahr auf 7034 sank (minus 13 Prozent), ging die Zahl der Unfälle, bei denen Menschen verletzt wurden, lediglich leicht zurück – um 1,5 Prozent (siehe Grafik „Verkehrsunfälle im 6-Jahres-Vergleich“). „Ein Anlass zur Sorge“, sagte Landrat Stephan Santelmann heute bei der Vorstellung der Unfallstatistik 2020.
Vor allem die Zahl der verunglückten Motorradfahrer stieg im zurückliegenden Jahr von 88 auf 106 und damit auf einen Wert, der in den vergangenen sechs Jahren lediglich 2018 höher war (120). Oft sei nicht angepasste und überhöhte Geschwindigkeit die Unfallursache gewesen, erläuterte Daniel Mohr. Dabei stellte der Leiter der Direktion Verkehr der Kreispolizei einen nochmals verstärkten Motorradtourismus ins Bergische Land fest. Zahlreiche Biker kamen von weit her, um im Bergischen landschaftlich attraktive Strecken zu fahren. Und manchmal auch illegale Rennen: An etwa der Hälfte der auf 28 Fälle hochgeschnellten Strafverfahren wegen illegaler Rennen (2019 waren es noch vier), waren Motorradfahrer beteiligt. Den Motorradverkehr nehme man nun noch stärker in den Fokus, so der Leiter der Führungsstelle der Direktion Verkehr, Claus Risch.
Drei Menschen starben im vergangenen Jahr auf Rhein-Bergs Straßen: ein 65-jähriger Radfahrer, der am frühen Morgen des 28. Februar von einem Lkw beim Abbiegen auf der Altenberger-Dom-Straße in Bergisch Gladbach-Schildgen erfasst wurde, eine Motorradfahrschülerin, der laut Polizei vermutlich ein Fahrfehler zwischen Altenberg und Dabringhausen zum Verhängnis wurde und eine 87-jährige Fußgängerin, die an der Ernst-Reuter-Straße in Bergisch Gladbach-Frankenforst von einem Auto erfasst wurde. In den vergangenen 25 Jahren gab es nur 2014 weniger Verkehrstote (2), der niedrige Wert im zurückliegenden Jahr sei aber aufgrund des insgesamt zurückgegangenen Verkehrs nicht repräsentativ, gaben Santelmann und Mohr zu bedenken.
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Dass sich nach Beginn der Pandemie zahlreiche Menschen Pedelecs kauften, spiegelt sich ebenfalls in der Unfallstatistik wider. Die Zahl der verunglückten Pedelecfahrer stieg um fast 125 Prozent von 41 auf 92 Verletzte. Häufig hätten die Fahrer die Geschwindigkeit ihrer neuen mit Elektromotor-Unterstützung fahrenden Zweiräder unterschätzt, seien bei missachteter Vorfahrt verunglückt oder beim Auf- und Absteigen.
Die Kreispolizei hat diesbezüglich bereits reagiert und ihre Verkehrssicherheitsberater zu Pedelec-Trainerinnen und Trainern ausgebildet, die nun spezielle Trainings etwa für Seniorinnen und Senioren in Kooperation mit der Stadt Bergisch Gladbach anbieten und auf die Unfallgefahren des Verkehrsmittels hinweise sollen. Zudem kündigte Verkehrsdirektionschef Mohr an, auch angesichts der ebenfalls um 8,7 Prozent gestiegenen Zahl der verunglückten Fahrradfahrer (199) zusätzliche Fahrradstreifen einzusetzen.
Zugenommen hat auch die Zahl der Unfallverursacher, die nach einem Unfall, bei dem andere verletzt wurden, flüchteten. Waren es 2019 noch 63 gewesen, so suchten im vergangenen Jahr 84 das Weite. Allerdings, so lobte Landrat Santelmann, sei auch die Aufklärungsquote um mehr als zwölf Prozentpunkte auf 72,6 Prozent gestiegen (61 Fälle). „Und da wird die Polizei auch nicht locker lassen“, so Santelmann. Er rief insbesondere Motorradfahrer zu einem „vernünftigen Verhalten“ auf und appellierte auch an alle anderen Verkehrsteilnehmer, „mit Besonnenheit und Gefahrenbewusstsein auf den Straßen unterwegs zu sein“. Die Polizei werde auch in dieser Saison Verstöße wieder konsequent ahnden, so der Landrat.