Odenthal – Die Zisterzienser in Altenberg und das Wasser – das ist eine jahrhundertelange Erfolgs-, aber auch Leidensgeschichte. Die Mönche galten als Meister der Wasserbaukunst und schon früh regulierten und nutzten sie die Wasserkraft. Trotzdem kam es immer wieder zu schweren Hochwasserkatastrophen, wie etwa zu einer Flut, die sich im 14. Jahrhundert zugetragen und zehn Mönche das Leben gekostet haben soll.
Ihren Niederschlag fanden die schrecklichen Ereignisse, gegen die das Hochwasser vor zwei Wochen dank der inzwischen gebauten Großen Dhünntalsperre noch glimpflich abgelaufen ist, auch in den Legenden des Ortes.
Teiche waren wichtig für tägliches Leben
„Das gesamte Gelände war früher von zahlreichen Teichen geprägt“, sagt Randolf Link vom Verein Landschaft und Geschichte (LuGeV) über die ehemalige Klosteranlage Altenberg. Die Weiher sorgten nicht nur dafür, dass auf dem Speiseplan im Kloster regelmäßig Fisch landete. Das Wasser aus Dhünn, Eifgen- und Pfengstbach, drei Bäche, die in Altenberg zusammentreffen, betrieb auch Mühlen, bewässerte Wiesen „und wurde sogar für Toiletten genutzt“, erzählt Link, der sich mit der Wasserwirtschaft der Zisterzienser intensiv befasst hat.
Führung am Sonntag
Wasserbaukunst der Zisterzienser
Auch die Spurensuche, die der Verein Landschaft und Geschichte (LuGeV) am Sonntag, 1. August, in Altenberg anbietet, beschäftigt sich mit der „Wasserbaukunst der Zisterzienser: Hochwasser in Altenberg“ – ein Thema, das nicht nur Geschichte ist. Randolf Link vergleicht bei seiner Führung die jüngsten Ereignisse des Hochwassers in Altenberg mit den Überlieferungen und historischen Nachrichten.
Der Rundgang beginnt um 14 Uhr und dauert anderthalb Stunden. Treffpunkt ist der Torbogen gegenüber vom Altenberger Dom. Wegen der Pandemie-Bestimmungen sind die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln sowie die verbindliche Anmeldung erforderlich. Kosten: 10 Euro pro Person. Anmeldung auf der Internetseite des Vereins oder per Mail.
Dem reinen Vergnügen dienten die Teiche mit Sicherheit nicht. Das war erst dem Gondelteich vorbehalten, der sehr viel später im Schatten des Domes entstand. Da waren die Mönche längst weg und Altenberg nicht mehr nur spirituelles Zentrum, sondern auch touristischer Anziehungspunkt. Wann genau der Gondelteich in Betrieb genommen wurde, der sich ungefähr an der Stelle des heutigen Bolzplatzes befand, das kann auch Randolf Link nicht genau sagen.
Schwimmen lernen in der Dhünn
Es dürfte aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewesen sein, als Kahnweiher überall schwer in Mode kamen und den Städtern als sonntägliches Ausflugsziel dienten. Auch der Teich in Altenberg, so zeigt es eine alte Postkarte, konnte mit kleinen Ruderbooten befahren werden: Festlich ausstaffierte Damen mit Sonnenschirmchen wurden von Herren im Sonntagsstaat gemächlich über das Wasser geschippert. Ein Gasthof sorgte für das leibliche Wohl.
Das könnte Sie auch interessieren:
Der Weiher sei Überbleibsel der alten Fischteiche der Zisterzienser gewesen, so Link. Die Lage „intra muros“, also innerhalb der Klostermauern, spreche dafür, dass er als Fischteich bereits in der Anfangszeit des Klosters angelegt worden sei. Gespeist wurde er nicht von der nahen Dhünn, sondern vom Pfengstbach. Wie lange der Gondelteich existierte und ob er im Winter auch zum Schlittschuhlaufen genutzt wurde, ist unklar. Im Vorfeld der Regionale 2010 habe es Überlegungen gegeben, den Gondelteich wieder erstehen zu lassen, erinnert sich Link. „Das ist aber kläglich gescheitert.“
Schwimmen gelernt haben die Odenthaler früher wohl eher in der Dhünn. „Vermutlich im Bereich der ehemaligen Wehranlagen, die wie eine Art Rückhaltebecken wirkten und dadurch im Sommer einen relativ gleichmäßigen Wasserstand hatten.“ Die größte Wehranlage habe sich unterhalb vom heutigen Märchenwald befunden. Das erste Wehr sei bereits im 14. Jahrhundert von den Mönchen gebaut worden, eine extrem frühe Form des Hochwasserschutzes. „Wir nennen das immer die erste Dhünntalsperre“, sagt Link. Bis zum Bau der heutigen großen Talsperren-Schwester sollte es da noch rund 600 Jahre dauern.
Die Wasserteufel
Am Tag vor Christi Himmelfahrt, am 23. Mai des Jahres 1324, türmte sich oberhalb von Altenberg eine ungeheure Wolkenmasse auf „und stürzte ihre Fluten unter Donner, Blitz und Schwefelqualm in das enge Tal herab.“ Die Flut, so berichtet Montanus in seiner literarischen Version des Ereignisses, riss alles mit: Menschen und Tiere, der ganze Kirchhof stand unter Wasser, das auch in Kirche und Abteigebäude eindrang.
Erst dem Klosterabt Reinhard gelang es der Legende nach, die Katastrophe zu beenden, die man nicht dem Wetter, sondern dem Satan zuschrieb, indem der Abt das Kreuzzeichen schlug und dem Teufel einen „gesalbten Fluch“ entgegenschleuderte. Das Kloster war gerettet, aber schwer verwüstet: „Zehn Mönche, von den frömmsten, die da waren, hatten in den Fluten ihren Tod gefunden, alles Vieh, selbst die zur Mast eingepferchten Hühner und Gänse waren umgekommen, und den Fischen waren die Teiche geöffnet.
Die Getreidevorräte waren verdorben, die Mühlen zerbrochen, der Hausrat beschädigt, alles lag voll Schlamm und Trümmer; selbst in der Kirche lagen Heiligenbilder, Schlamm, Messgewänder, Bänke, Kerzen, Bücher, heilige Gefäße und alles Mögliche andere durcheinander. Felder, Gärten und Obstwiesen waren ... verödet...“.
(Quelle: „Der Wasserteufel“ nach „Montanus: Das Kloster Altenberg im Dhünthale und das Mönchswesen“, Solingen 1838 )