Der Verein Finn-Friends aus Odenthal hatte zum Austausch eingeladen. Eine Station war auch die Firma Nordhaus in Kürten
Gäste aus FinnlandWirtschafts-Delegation besucht Firmen in Rhein-Berg
Es riecht nach frischem Holz. Das liegt säuberlich gestapelt und wartet auf sein zweites Leben als Hauswand. Große Förderwagen schieben ganze Hauswände von einer Seite der Halle in die andere, um den nächsten Produktionsschritt vorzubereiten. Die Fertigung bei der Firma Nordhaus in Kürten, Spezialist für die Produktion von Fertighäusern, wird an diesem Tag interessiert von einer Besuchergruppe beobachtet.
Die kennt sich zwar nicht in Kürten, dafür aber mit dem Werkstoff Holz ganz gut aus: 13 Gäste aus der finnischen Stadt Paimio und ihrem Umland waren auf Einladung des Vereins Finn-Friends Odenthal fünf Tage lang im Bergischen unterwegs, um hiesige Wirtschaftszweige und hier ansässiges Gewerbe kennenzulernen.
„In Finnland wird sehr viel mehr aus Holz gebaut als hier“
Die kleine finnische Wirtschaftsdelegation setzte sich aus Vertretern verschiedener Berufsbranchen zusammen: Sie sind in Krebsforschung, der Physiotherapie, der Abfallkreislauf-Wirtschaft, der Ernährung, in Gebäudeplanung und -bau sowie im Fahrzeugbau und der Fahrzeugreparatur tätig. Das umfangreiche Programm der Betriebsbesichtigungen, das die Odenthaler für ihre Gäste zusammengestellt hatten, war darauf zugeschnitten.
Bei der Firma Nordhaus in Broch, Spezialist für die Produktion von Fertighäusern, sind nicht nur die Vertreter aus Gebäudeplanung und Gebäudebau in ihrem Element. „In Finnland wird sehr viel mehr aus Holz gebaut als hier“, sagt Sonja Schneider, zuständig für das Marketing der Kürtener Firma, während sie die Gruppe gemeinsam mit dem Technischen Leiter Christian Stein durch die Hallen führt. Nachhaltigkeit und Haltbarkeit seien in Skandinavien große Themen.
Für die Verständigung sorgten Dolmetscher
Und so muss der Technische Leiter viele Fragen zu den Materialeigenschaften des verarbeiteten Holzes beantworten. Auch nach der Wärmedämmung und ihrer Verarbeitung gefragt – in Finnland mit seinen harten Wintern ein besonders wichtiger Aspekt.
Man versteht sich – dafür sorgen auch die von Finn-Friends organisierten Dolmetscher. An diesem Nachmittag hat Tiina Ripatti diese anspruchsvolle Aufgabe übernommen. Gemeinsam mit Uwe Koch unterstützt die gebürtige Finnin die Vereinsvorsitzende Veronika Körner im Vorstand der Finn-Friends.
Auch Wassertechnologien sind ein wichtiges Thema in Finnland
Trotzdem kann oder will Christian Stein nicht alle Fragen der Gäste beantworten. Etwa die nach den produzierten Quadratmetern im Jahr. „Der Betrieb hier ist nicht auf Masse, sondern auf Qualität ausgelegt“, sagt Stein über das Unternehmen, das rund 100Mitarbeiter beschäftigt. „Wir beraten immer individuell, produzieren viele Sonderbauten, Anbauten, Aufstockungen….“ Insgesamt entspreche dies vielleicht rund „60 Einfamilienhäusern im Jahr“, lässt sich Stein dann doch entlocken. Entsprechend unterschiedlich seien die Preise.
Auch Wasser ist ein finnisches Element. Im Land der vielen Seen ist das Interesse groß an Fragen der Wassertechnik und -aufbereitung, des Hochwasserschutzes und der Energiegewinnung. Wie das in Deutschland funktioniert, das erfuhren die Gäste bei einem Besuch an der Großen Dhünntalsperre.
Das ehemalige Papierunternehmen Zanders war einmal in finnischer Hand
Holz und Wasser benötigt auch die Papierindustrie. So verwundert es wenig, dass das ehemalige Bergisch Gladbacher Papierunternehmen Zanders auch vorübergehend für ein paar Jahre in finnischer Hand war. Zanders existiert nicht mehr – das Industrieareal mitten in der Stadt allerdings schon. „Die Pläne und Entwicklungsmöglichkeiten fanden die finnischen Gäste beim Besuch auf dem Gelände sehr spannend“, sagt Veronika Körner.
Noch andere Stationen lernte die Delegation kennen, informierte sich bei Metabolon in Lindlar über Stoffkreisläufe und Umwelttechnologie und beider Wirtschaftsförderung in Bergisch Gladbach, wie Unternehmen im Rheinisch-Bergischen Kreis unterstützt werden. Weitere Höhepunkte waren die Besichtigung der BayArena in Leverkusen und ein Besuch im Kölner Dom und der Altstadt am Rhein.
Die Bilanz des Pilotprojektes durch die Finn-Friends, die sich bisher eher auf den Jugendaustausch konzentriert haben, fiel positiv aus: „Es war ein Mammutprogramm, das zu stemmen war, aber es hat sich gelohnt“, meint Veronika Körner zufrieden. „Wir würden es gerne wiederholen.“ Auch die finnischen Gäste hätten sich für den herzlichen Empfang durch die gastgebenden Firmen bedankt. Eine Gegeneinladung sei ausgesprochen.