Normalerweise arbeitet Esel Flipp in der Tierwerkstatt Altenberg. An Heiligabend führt er eine Krippenwanderung in Odenthal an.
Gelassener MenschenkennerEsel Flipp führt Krippenwanderung in Altenberg an
Er ist berufstätig, scheut für die Arbeit keine Wege, obwohl sein Lohn nur in Naturalien besteht. Und Heiligabend ist er auch im Dienst. Wer denkt, das macht doch nur ein Esel, der liegt richtig. Flipp ist 13 Jahre alt und mit einem Stockmaß von 110 Zentimetern ein ziemlich großer Zwerg-Esel.
Normalerweise ist er als Mitarbeiter der Tierwerkstatt Altenberg von Besitzerin Katja Naseband pädagogisch tätig. Neben der freiberuflichen Tätigkeit für verschiedene Kinder- und Jugendeinrichtungen seit Oktober auch fest angestellt im Refrather Kinderdorf Bethanien.
Heute, am Morgen des Heiligen Abends, hat Flipp allerdings eine religiöse Sendung: Er führt die Krippenwanderung an, zu der die beiden Pfarrerinnen Claudia Posche und Julia-Rebecca Riedel im Namen der Evangelischen Domgemeinde Altenberg alle Kinder und ihre Familien einladen. Die kleine Wanderung startet um 11.15 Uhr am Martin-Luther-Haus, Uferweg 1.
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Name des Odenthaler Esels kommt von Freund von Biene Maja
Flipp, der seinen Namen nicht etwa vom biblischen Philippus, sondern vom Grashüpfer-Freund der Biene Maja ableitet, sei ihr bester Mitarbeiter, sagt Katja Naseband. Klug, gelassen, und freundlich, das sei Flipp, der schon als Fohlen zu ihr kam. Damals „adoptierte“ Katja Nasebands Pony Maja das Eselbaby kurzerhand, was maßgeblich zur Namensgebung beitrug.
„Flipp ist ein sehr guter Menschenkenner“, sagt die Odenthalerin. Und er spiegele geradezu das Verhalten und die Empfindungen, die ihm entgegengebracht würden. Offene Kinderherzen beantworte er mit ebensolcher Liebenswürdigkeit. In der Bibel ist der Esel das Reit- und Lasttier schlechthin.
Und anders als das Pferd, das auch als Streitross eingesetzt wird, gilt der Esel dort als friedfertig und vornehm. Attribute, die Flipp auch für sich reklamieren kann, und so wird er sich gemächlich auf den biblischen Weg machen, auf dem die weihnachtliche Karawane Menschen und Engeln begegnet. Vielleicht sogar auch Schafen, dann jedenfalls, wenn sich Paulinchen traut.
Auch das Schaf ist Teil des tierisch-therapeutischen Pädagogenteams von Katja Naseband und könnte die biblische Szenerie erweitern, „falls sie mutig genug ist, ihre kleine Herde zu verlassen“. Die Route von Mensch und Tier wird nicht von Nazareth nach Bethlehem führen, eine Strecke von rund 100 Kilometern, für die Maria und Josef samt Grautier etliche Tage benötigt haben dürften.
Stattdessen geht es vom Martin Luther-Haus, wo der römische Zenturio (alias Küster Falk Musielik) auf Befehl von Kaiser Augustus agiert, über den Jordan, der hier Dhünn heißt. Vorbei an Haus Altenberg, wo Lektorin Lore Dallmeyer nach biblischem Drehbuch keine Herberge gewähren darf. Und weiter zum Lagerplatz der Hirten bis endlich zum Dom.
Dort liegt dann schon das Jesuskind in der Krippe parat. Ein bergisches Wunder im Zeitraffer. „Wir haben das Format in Corona-Zeiten entwickelt“, erklärt Pfarrerin Posche. Weil der Kleinkinder-Gottesdienst mit Plüschtieren damals nicht möglich war, verlegte man 2021 die Veranstaltung kurzerhand nach draußen. Und engagierte Flipp.
An der Krippe wird der Esel aber vermutlich fehlen. Denn er ist kein Ochse. „Im vergangenen Jahr hat er sich geweigert, durch das Seitenportal in den Dom zu gehen“, sagt seine Besitzerin lächelnd. Das sei keine Sturheit, sondern reine Vorsicht. Esel seien keine Fluchttiere wie Pferde, sie würden nicht kopflos fliehen, sondern jeden Schritt gut abwägen.
„Esel können logisch denken“, erklärt sie und so träfe auch Flipp seine eigenen Entscheidungen. Dass er sich gegen die heutige Samstagsarbeit ausspricht, glaubt Katja Naseband trotzdem nicht: Flipp ist ein Profi. „Er geht gerne spazieren, mag Kinder und hat auch nichts dagegen, im Mittelpunkt zu stehen.“