„Am Ende war alles umsonst“Odenthal Bürgermeister spricht über Flut und Regionale-Aus
Odenthal – Hochwasserflut und Corona-Pandemie, Regionale-Aus, strittige Baupläne und wenig Geld in der Gemeindekasse– auch in der Gemeinde Odenthal ging es 2021 turbulent zu. Über die Erfahrungen des vergangenen Jahres und die kommunalen Erwartungen für 2022 sprach Stephanie Peine mit Odenthals Bürgermeister Robert Lennerts (parteilos).
2021 – wenn Sie in einem Satz sagen sollten, was das für ein Jahr für Odenthal war, wie würde der dann lauten?
Robert Lennerts: 2021 war für Odenthal ein sehr turbulentes und in vielen Bereichen auch hartes Jahr.
Womit wir schon bei den Themen Corona und Hochwasserschäden sind. Wie stark werden diese beiden Katastrophen den kommunalen Haushalt belasten?
Corona ist ja noch nicht vorbei, belastet uns möglicherweise noch die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Dabei müssen wir auch klären, wie wir mit Abschreibungen der Corona bedingten Schäden umgehen wollen.
Der Kämmerer schlägt vor, das Geld – wir rechnen mit fünf bis zehn Millionen bis 2025 – nicht anschließend über 50 Jahre abzuschreiben, sondern aus der Rücklage zu nehmen. Das wäre für nachfolgende Generationen gerechter und würde auch Planungssicherheit geben. So oder so ist das eine große Bürde für den Gemeindehaushalt.
In Odenthal haben sich die politischen Mehrheiten bei der Kommunalwahl 2020 geändert. Mit welchen Folgen?
Konzepte, die vorher mehrheitlich auf den Weg gebracht worden waren, sind im Nachhinein gestoppt worden. So zum Beispiel die Regionale-Beteiligung mit der „Entwicklungsachse Odenthal-Altenberg“ und Flächenausweisungen für den Regionalplan. Damit vergeben wir unnötig Chancen und Handlungsspielräume und nehmen sie künftigen Entscheidungsträgern schon weg. Das finde ich politisch nicht klug.
Und mir als Chef der Verwaltung fehlt da auch Verlässlichkeit. Die Zusammenarbeit mit der Politik ist dadurch in Teilen schwieriger geworden; dies gilt insbesondere für die unendliche Diskussion um die Dhünner Wiese.
Die Regionale-Pläne sind nach 2010 schon zum zweiten mal geplatzt. Schadet das Odenthal?
Ja, da müssen wir uns schon fragen: Welches Bild geben wir ab? Bei der Bezirksregierung, beim Land. Für die Regionale haben wir mit großem Engagement gearbeitet, haben viel Geld und auch Zeit investiert. Und am Ende war alles umsonst.
Der Rheinisch-Bergische Kreis, der sich an unserem Regionaleprojekt beteiligt hat, sieht Altenberg ganz offensichtlich mit anderen Augen als wir selbst es tun.
Was ist 2021 gelungen?
Die Krisenbewältigung ist gut gelungen, auch durch den großen Einsatz der Ehrenamtler, der Feuerwehr, des Bauhofs und der gesamten Verwaltung ... Das war schon beeindruckend, wie gut wir Krise können. Pragmatisch und professionell. Da profitiert Odenthal sehr von den kurzen, schnellen Wegen.
Was wird die wichtigste Aufgaben 2022?
Ich wünsche mir, dass es gelingt, unter anderem ein gutes Konzept für die Alte Kaplanei auf den Weg zu bringen, in Voiswinkel einen Treffpunkt und Ort für Kulturveranstaltungen zu realisieren sowie einen innovativen und pragmatischen Neubau des Bauhofs konsequent weiterzuverfolgen. Und wir müssen eine gute Lösung für Grundschule und Erweiterung des Gymnasiums finden.
Was ist aus den Plänen für den sozialen Wohnungsbau in Voiswinkel geworden?
Hier müssen wir eine Entscheidung treffen. Vielleicht gelingt es gemeinsam mit einem Investor, aber ich möchte, dass die Gemeinde Einfluss auf die Vermietung behält. Im nächsten Jahr müssen wir auch damit rechnen, dass wir deutlich mehr Zuweisungen von Flüchtlingen bekommen werden. Da preiswerter Wohnraum in Odenthal sehr begrenzt ist, kann das zu einem großen Problem werden. Vielleicht werden wir sogar wieder Wohncontainer benötigen.
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Worauf möchten Sie im Dezember 2022 zurückblicken?
Ich wünsche mir, dass wir gute Projekte zum Wohl unserer Bürgerschaft auf den Weg gebracht haben und die Corona-Krise dann überwunden ist.