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„Idealer Weg zum Zölibat“Drei Kinder, Fünf Enkel – Odenthaler Priester im Interview

Lesezeit 4 Minuten

Priester Udo Casel nach seiner Primizfeier 2020 mit Kindern und Enkeln: Ein Bild, das in der katholischen Kirche Seltenheitswert hat.

Odenthal – Udo Casel ist seit September Kaplan in Odenthal und Altenberg. Zum katholischen Priester wurde der 68-Jährige erst 2020 geweiht. Zuvor war er als Gemeindereferent und Diakon tätig, führte ein Leben als Ehemann und Familienvater.

Katholische Priester unterliegen dem Zölibat. Stutzen die Leute, wenn sie erfahren, dass Sie Kinder und Enkel haben?

Casel: Ich werde häufig darauf angesprochen. Fast alle reagieren positiv, sagen mir: „Sie können mitreden, das finde ich gut“. Ich selbst sehe das auch als Stärke.

Zur Person

Udo Casel: geboren am 15. September 1953 in Köln. Familienstand: Witwer, drei Kinder, fünf Enkel

Beruflicher Werdegang: Studium der Theologie. Seit 1976 Gemeindereferent, 1987 Diakonen-Weihe. 2020 Priesterweihe

Berufliche Stationen: Altenberg, Bergheim-Büsdorf, Kürten-Dürscheid, Königswinter, Odenthal

Wie sehen Sie vor diesem familiären Hintergrund den Pflichtzölibat?

Als Diakon habe ich gesehen, dass es durchaus möglich ist, als Verheirateter in der Seelsorge zu arbeiten. Jetzt erlebe ich auf der anderen Seite auch den Wert des Zölibats, durch den man sich ganz hineingeben kann in die Aufgabe. Für die Zukunft der Kirche kann ich mir vorstellen: freiwilliges Zölibat ja, aber nicht als Pflicht. Mein Weg war für mich der ideale Weg zum Zölibat.

Sie hätten bis zum Ruhestand Diakon bleiben können. Warum die Priesterweihe?

Der Gedanke kam mir nach dem Tod meiner Frau im Jahr 2018. Ich hatte sie ein Jahr lang sterben gesehen, das schlimmste Jahr meines Lebens. Ich konnte mir das als meine Berufung vorstellen und mein Geistlicher Begleiter und andere haben mich darin bestärkt. Aufgrund meines Theologiestudiums und meiner 45-jährigen Erfahrung in der Seelsorge hat mir unser Kardinal einen kurzen Zugangsweg ermöglicht.

Die katholische Kirche ist in einer schweren Krise. Missbrauchsvorwürfe – auch hier vor Ort – Austritte, Glaubwürdigkeitsverlust. Haben Sie selbst noch Vertrauen in diese Institution?

Ich habe Liebe zu dieser Kirche, zu dieser Gemeinschaft, ohne die der Glaube nicht weitergegeben wird. Natürlich leide ich unter dem, was da jetzt passiert. Aber es ist für mich eine Motivation zu zeigen: Kirche kann auch anders sein und ich kann daran positiv mitwirken.

Welche Zukunft hat Kirche?

Sie darf auf keinen Fall elitär sein. Ich glaube, dass die Kirche kleiner, aber auch wieder glaubwürdiger werden wird, wenn der ganze Müll abgetragen ist. Viele haben mit Vertretern der Kirche schmerzliche Erfahrungen gemacht. Ich möchte auf die Menschen zugehen, sie mitnehmen. Ich verstehe meinen Dienst als einen Service für die Menschen. Wir haben ihnen nicht zu sagen, wie sie zu leben haben, sondern sie bekannt zu machen mit der Liebe Gottes.

Sie wollten nach Odenthal? Warum?

Ich habe in Altenberg meine ersten Erfahrungen in der Jugendseelsorge gemacht, habe hier auch bei einem Kurs meine Frau kennengelernt. Wir haben 1979 im Altenberger Dom geheiratet, meine Frau ist auch hier begraben. Ich habe 17 Jahre als Diakon in Dürscheid gearbeitet und meine Kinder leben in der Nähe.

Als der Wechsel anstand, habe ich daher darum gebeten, ins Bergische versetzt zu werden. Dass es dann Odenthal und Altenberg wurde, hat mich überrascht. Weil das Pfarrhaus in Odenthal noch nicht renoviert ist, wohne ich jetzt vorübergehend im Pfarrhaus in Altenberg – in einem Gebäude, indem ich ganz am Anfang meiner Tätigkeit schon einmal gewohnt habe.

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Welche Schwerpunkte wollen Sie in Odenthal setzen?

Die Glaubensvermittlung ist mir Herzensangelegenheit, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, etwa in Glaubenskursen für Erwachsene. Zu zeigen, dass man im Glauben froh werden kann. Wir sind hier ein gutes Team, auf das ich mich freue.

Casel – Ihr Name ist Bezeichnung für das Messgewand des Priesters. Zufall oder Künstlername?

Das war schon bei meiner Primizpredigt Thema (lacht). Da sagte der Prediger, er habe bei der Weiheliturgie „dem Casel die Casel angelegt“. Aber eigentlich kommt das Wort aus dem Italienischen und bedeutet „kleines Haus“ oder „Hüttchen“.