Odenthaler KommunalpolitikRegionale-Plan nicht zu retten, Baumschutzsatzung scheitert
Odenthal – Ein bisschen verhält es sich mit der Odenthaler Kommunalpolitik und ihren Projekten wie mit der Hochwasserflut im Juli: Einiges kam 2021 heil davon, anderes wurde aufgeweicht, beschädigt oder ging ganz unter – und Aufbaupläne gibt es auch. Anders als bei dem bekannten Starkregenereignis liegt die Ursache für die politischen Ereignisse allerdings eher am Mangel als am Überfluss: In der Gemeindekasse herrscht Ebbe.
Finanzen
Auf die klamme Kasse hatte der scheidende Kämmerer Rolf Stelberg schon bei seinem Abschied im Januar 2021 hingewiesen. Auch mit Blick auf viel Geld, das in Odenthal noch wird verbuddelt werden müssen: Trinkwassernetz und Straßen sind sanierungsbedürftig. Seit Jahresbeginn haben Corona, Flutschäden, sinkende Einnahmen und hohe Belastungen die Lage derart verschlechtert, dass Stelbergs Nachfolger Thorsten Stefer zum Haushaltsausgleich die Erhöhung der Grundsteuer B vorgeschlagen hat. Eine unpopuläre Maßnahme, die die Ratsmehrheit dann auch erwartungsgemäß zunächst einmal ablehnte. Im Frühjahr, wenn der Haushalt verabschiedet werden soll, wird sich zeigen, ob der Rotstift wirklich ausreicht, um den Haushalt ohne Steuererhöhungen zu retten.
Planung
Nicht zu retten waren die Regionale-Pläne für 2025, die im September von der neuen Ratsmehrheit eingestampft wurden. Von den vielen Blütenträumen blieb nicht nur im Jahr 2010, sondern am Ende auch 2021 nur Asche. Gras wächst hingegen weiter auf der Ponywiese. Was aber nicht bedeutet, dass es bei diesem Thema friedlich und beschaulich zugeht. Im Gegenteil, das geplante Baugebiet Dhünner Wiese ist immer noch ein politischer Sprengsatz, der jederzeit hochgehen kann.
Neue Nahrung erhielt die Diskussion durch das Hochwasser, das die Bedeutung von Retentionsräumen noch stärker in den Vordergrund gerückt hat, sowie durch den jüngst abgesprungenen Gutachter, der die Verkaufsvorgänge auf Korrektheit überprüfen sollte. Mitte Januar tagt der Ältestenrat, um festzulegen, wie es nun weitergehen soll.
Zu den Flutopfern zählen Kinder und Lehrer der Grundschule Odenthal. Das zerstörte Gebäude soll durch einen Neubau ersetzt werden, der Unterricht bis dahin in Containern stattfinden. Auf Drängen vieler Eltern sollen diese Module auf dem Schulcampus aufgestellt werden. Weil dort nur wenig Platz ist, ist nun das Geschick der Planer gefordert, die hier zudem auch noch den Erweiterungsbau für das Gymnasium unterbringen sollen.
Die Alte Kaplanei liegt immer noch im Dornröschenschlaf, aber die Dornenhecke wird langsam lichter: Wenn auch nur in bescheidener Variante soll das historische Haus restauriert und künftig mit einem gastronomischen Betrieb die Ortsmitte beleben.
Ad acta gelegt wurde 2021 der geplante Park & Ride-Parkplatz am Busbahnhof. Gleich mit zu Grabe getragen wurde damit auch der dort ebenfalls vorgesehen Kreisverkehr, der ohne Zuschüsse für die Gemeinde nicht zu finanzieren ist. Die hätte es aber nur als Paket inklusive Parkplatz gegeben. Der aber sollte unglücklicherweise direkt in einem Quellgebiet gebaut werden, was der Naturschutz verhinderte.
Umwelt und Mobilität
Die von den Grünen zaghaft beantragte Baumschutzsatzung wird keine Wurzeln schlagen. Sie fand keine Mehrheit. Für die energetische Sanierung kommunaler Gebäude, die Emissionen vermeiden und Kosten sparen soll, liegt inzwischen ein Konzept vor und wartet auf schrittweise Umsetzung. Auch ein Verkehrskonzept wurde erarbeitet, konnte aber den gordischen Knoten der Staus und der chronischen Parkplatznot im Ort bisher auch nicht lösen.
Soziales
Der soziale Wohnungsbau in Voiswinkel ist ins Stocken geraten. Investor, Geld und Plan fehlen, Nachbarn sind wenig angetan. Die Offene Jugendarbeit Odenthal hat hingegen am Dhünntalstadion mit dem Thal-Stopp endlich ein ansprechendes Domizil gefunden. Die Jugendlichen können sich hier seit diesem Jahr mit ihren Handys auch in das kostenfreie Wlan-Netz der Gemeinde einwählen, ebenso wie in Odenthal-Mitte und im berüchtigten Funkloch Altenberg.Ein sozialer Treffpunkt für Voiswinkel soll das „Café der Träume“ werden, eines der wenigen Projekte, das gute Aussichten hat, dem Rotstift der Politik zu entgehen und vom Traum zur Realität werden soll.
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Tourismus
Altenberg kann nun nicht mehr vom Planungs-Paket der Regionale, sondern nur noch von Einzelprojekten profitieren. Ein Beispiel hierfür ist der „Prinzenblick“, der mit Liebe zum Detail und Fördergeld vom Land wiederhergestellt wurde.
Blickte der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm IV. wie anno 1833 heute von dort oben auf das Dhünntal hinunter, dann würde er keine Ruinen mehr sehen, aber dennoch etliche Baustellen.