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RathaussturmVermessene Brückenidee hielt den Odenthaler  Jecken nicht stand

Lesezeit 2 Minuten
Dreigestirne halten einen goldenen Schlüssel in der Hand.

Der goldene Schlüssel der Gemeinde Odenthal in den Händen der Jecken. Den Bürgermeister (Mitte, mit Bauhelm), scheint es nicht zu betrüben.

Nach dem Vorbild der realen Bücke in Menrath, entpuppte sich auch das Bollwerk der Verwaltung als Reinfall. Die Narren eroberten das Rathaus.

Maßarbeit mussten die Jecken leisten, um den Odenthaler Bürgermeister zu entmachten und ihm den großen goldenen Schlüssel zum Rathaus aus den Händen zu reißen. Denn Robert Lennerts hatte aus den vergangenen neun Rathauserstürmungen gelernt und ging bei seiner letzten Schlacht im Amt des Bürgermeisters kein Risiko ein.

Keine intakte Brücke führte über die extra bis zur Rathauspforte umgeleitete Dhünn, die ihr Bachbett an diesem Weiberfastnachtstag gegen ein gut gefülltes Planschbecken getauscht hatte. Bauzäune verwehrten den Zugang und hauseigene „Vermessungstechniker“ sicherten zusätzlich die Baustelle, die nicht ganz zufällig an die reale Brückenbaustelle in Menrath erinnerte, die wegen eines Vermessungsfehlers bis heute eine Bauruine darstellt.

Keine intakte Brücke führte ins Rathaus

Diesen Pfusch am Bau, dessen Verursacher in weniger närrischen Tagen noch geklärt werden muss, hatten sich die Jecken jedenfalls für diesen Tag auf die Fahnen geschrieben: „De Bröck vermesse, d’r Kraach es perfek, uns stürt dat nit, denn jeck bleiv jeck!“

Drei Menschen stehen vor einem Rathaus.

Das Vermessungsteam beim vergeblichen Versuch, das Rathaus gegen die von Markus Wißkirchen (rechts) angeführten närrischen Truppen zu schützen.

Der Brückenbau vor dem Rathaus gefiel den angerückten Dreigestirnen der Interessengemeinschaft Voiswinkler Karnevalsfreunde (IVK), des Festkomitees der Karnevalsfreunde Oberodenthal (FKO) und des Festkomitees Bergische Jecken aus Blecher jedenfalls nicht: „Die Konstruktion stimmt doch schon wieder nicht“, monierte Markus Wißkirchen, der die Eroberungstruppen anführte, mit fachmännischem Blick. Und er sollte Recht behalten.

Der Bürgermeister setzte auf Diplomatie

Doch zunächst setzte Bürgermeister Robert Lennerts auf Diplomatie: „Das ist meine letzte Amtszeit“, sagte er mit Blick auf die Bürgermeisterwahl im Herbst, bei der er nicht mehr antritt. „Deswegen wird heute mal wirklich nicht gestürmt“.

Eine Frau in Feuerwehrausrüstung klettert auf einer Leiter an einer Hauswand empor.

Trotz Höhenangst wagte sich Doris I. auf die Feuerwehrleiter, um das Rathaus zu erobern.

Doch das ausgegebene Kölsch führte nur zu einer trügerischen Waffenruhe. Im Hintergrund schmiedeten die Karnevalisten andere Pläne. Ein dringender Interviewtermin warte auf den Bürgermeister, schnell wurde das auffallend junge Journalistenteam - alias Voiswinkeler Kinderprinzenpaar - durch die Baustelle zum Bürgermeister gelotst und dafür eigens die Dhünn trockengelegt.

Gleichzeitig legte die Freiwillige Feuerwehr von außen die Leiter an. Prinz Doris I. aus Blecher mit und Prinz Daniel I. ohne Höhenangst nutzten diesen Weg, um ins Bürgermeisterbüro zu gelangen. Im Handstreich wechselte der goldene Schlüssel den Besitzer, die Herrschaft der Jecken wurde ausgerufen und anschließend im Herzogenhof gebührend gefeiert.