Der Täter sprach im Mordprozess vor dem Kölner Landgericht von einer „Exekution von Hochverrätern“.
Rechte Gewalt20 Jahre nach Dreifachmord enthüllt Overath eine Gedenktafel
Der Killer kennt kein Erbarmen. Mit Schüssen aus einer Pumpgun tötet der bekennende Neonazi und frühere Söldner Thomas A. (45) am 7. Oktober 2003 in einer Overather Anwaltskanzlei drei Menschen. 20 Jahre nach dem Overather Dreifachmord erinnert die Stadt im Bergischen jetzt offiziell an das rechtsextreme Verbrechen: Auf dem Bahnhofsplatz im Herzen der Stadt wird am Dienstagabend, 14. November, eine Gedenktafel enthüllt.
„Mit dieser Gedenktafel möchte die Stadt Overath an das Schicksal der Opfer rechtsextremer Gewalt inmitten der Stadt erinnern und ein Zeichen gegen rechte Gewalt setzen“, schreibt der parteilose Bürgermeister Christoph Nicodemus in seiner Einladung zum Gedenken an die Opfer, Rechtsanwalt Hartmut N., seine Ehefrau Mechthild B. und die älteste Tochter des Paares, Alja N.
Der Weg zu dieser offiziellen Erinnerung an den Neonazi-Dreifachmord war ein langer und kein leichter. Es ist kein Overather Spezifikum, dass lange Zeit bei rechtsterroristischen Verbrechen der politische Hintergrund möglichst ausgeblendet wurde. Im Overather Fall hob das NRW-Innenministerium noch 15 Jahre nach dem Dreifachmord in der Hauptstraße darauf ab, dass der Täter auch Geld geraubt habe.
Ja, hat er. Aber er hat auch Nazi-Pamphlete verfasst, hat versucht, die Mordwaffe an einen „Kameraden“ weiterzureichen, damit der weitermache, hat in seinem Mordprozess vor dem Kölner Landgericht von der „Exekution von Hochverrätern“ gesprochen und den Dreifachmord als Teil eines „Befreiungskampfes“ zum Umsturz beschrieben. Und eben 70 Euro erbeutet.
Die offizielle Einschätzung für den Overather Fall änderte sich erst im Juni 2022. Da gab NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) persönlich den Auftrag, die gesamte Tathandlung in Overath als rechts motiviertes Tötungsdelikt nachmelden zu lassen. „Wir sind es den Opfern schuldig“, erklärte Reuls Sprecher damals dazu.
Altbürgermeister Heider gibt den Anstoß
Im Zusammenhang mit dieser neuen Entwicklung knapp 19 Jahre nach der Tat zeigte sich in Overath der frühere Bürgermeister Andreas Heider (CDU), von dieser Zeitung danach gefragt, sofort offen für eine offizielle Erinnerung an die Tat und ihre Opfer - so wie es ein solches spätes Gedenken inzwischen auch in der Overather Nachbarstadt Bergisch Gladbach gegeben hat.
Dort war 1996 die 23-jährige Gladbacherin Patricia Wright in ihrer Wohnung von einem Neonazi vergewaltigt und ermordet worden. Seit 2023 erinnert, angeregt durch eine Bürgerinitiative, auf dem Konrad-Adenauer-Platz eine Stele aus Stahl an die junge Frau.
„Bedenkenträger“ setzen sich nicht durch
Altbürgermeister Heider sagte 2022, eine solche Erinnerung für Overath müsste aus den Reihen des Stadtrates vorgeschlagen werden. Knapp ein Jahr später, im Mai 2023, war es so weit: CDU, FDP, Grüne und SPD stellten im Hauptausschuss den interfraktionellen Antrag, dauerhaft an die rechtsextrem motivierte Tat zu erinnern.
Heiders Wunsch, dass sich nicht die Bedenkenträger in Sachen „Image“ der Stadt durchsetzen, ist damit in Erfüllung gegangen. Heider damals im Gespräch mit dieser Zeitung: „Wir müssen ein Bewusstsein für die Gefährdung der Demokratie schaffen und wachhalten. Und wir müssen auch im Kleinen dafür sorgen, dass nicht die Falschen Oberwasser bekommen.“
Die Gedenktafel wird am Dienstag, 14. November, um 18 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz enthüllt, keine hundert Meter vom Tatort entfernt.