Rhein-Berg – Dass er der erste Rhein-Berger ist, der im Impfzentrum seine Corona-Schutz-Impfung erhalten hat, ist Hanjo Lüttgen zunächst gar nicht bewusst. „Das habe ich erst nachher gehört, ich hatte ja eigentlich erst den Termin um 14.05 Uhr“, sagt der 80-Jährige aus Bensberg. Da aber das Impfzentrum im Untergeschoss der Rhein-Berg-Galerie am Montag mit drei Impfstraßen parallel öffnet, ist er der erste, der nach dem kleinen Pieks im Wartebereich eintrifft.
Was sich für ihn ändern wird nach der Impfung, zu der noch eine zweite in einigen Wochen gehört? „Nichts’“ sagt Lüttgen. „Maske, Abstand halten, Hände waschen – ich werde erstmal alles weitermachen“, sagt er. „Es ist nur wichtig für alle, dass wir angefangen haben mit dem Impfen.“
Urenkel wieder sehen
Anna-Maria Kukies aus Rösrath-Forsbach freut sich: „Ich habe fünf Urenkel – und die kann ich bald endlich wieder sehen“, sagt die 87-Jährige. Ein Mitarbeiter der Johanniter-Unfall-Hilfe hilft ihr auf dem Weg zum Taxi.
Dass derzeit viele damit beschäftigt sind, sich gegenseitig die Verantwortung für Fehler beim Impfstart zuzuschieben, hält Hanjo Lüttgen für wenig zielführend. „Das wir jetzt schon impfen, hätte doch vor einem Jahr keiner gedacht“, zeigt er sich optimistisch und fährt fort: „Und wissen Sie: Wir Älteren mussten doch eigentlich gar nicht verzichten. Die jungen Menschen mit drei Kindern im Homeoffice und Schulunterricht zu Hause, das sind für mich die Helden.“
Die ersten Impflinge, die am Montag vor dem Impfzentrum gewartet haben, sind Bernhard und Christa Hartmann. Mehr als eine Stunde, bevor sich das Rolltor um 14 Uhr öffnete. Wann die beiden den Impftermin bekommen haben, weiß der 84-Jährige ganz genau: Am 25. Januar um 8.02 Uhr. Nun seien sie angesichts der Wettervorhersage mit Schnee und Eis etwas früher losgefahren. „Wir wussten nicht, wie gut wir durchkommen“, sagt der 84-Jährige aus Odenthal-Blecher und lächelt: „Wir sind sehr gut durchgekommen.“ Viel ändern werde sich durch die Impfung wohl nicht, vermutet Christa Hartmann: „Wir werden weiter die Maske tragen müssen.“ – „Das dauert sicher noch ein Jahr“, schätzt ihr Mann.
Die Fläche zwischen Rolltreppen und dem Impfzentrum, das im Dezember in der vormaligen Saturn-Filiale eingerichtet wurde, füllt sich nach und nach, bevor sich das Rolltor des neuen Impfzentrum zum ersten Mal öffnet.
Security-Mitarbeiter empfangen die Senioren, geleiten sie zur Handdesinfektion und den Fieberthermometern, die am Eingang installiert sind. Einmal kurz die Stirn davor halten, und wenn die Temperatur nicht zu hoch ist, geht’s weiter zu Anmeldung. Einige sind schon etwas aufgeregt. Einer Frau fällt die Tasche vom Rollator: Impfpass, Handy und Formulare fallen auf den Boden. Ein Security-Mitarbeiter hilft beim Wiedereinpacken. Die Augen der Frau strahlen über dem Maskenrand. Ein paar Meter weiter steht Ingeborg Schmidt vom Deutschen Roten Kreuz, zeigt den Weg zur Anmeldung, an der ihre Kollegen vom DRK, die prüfen, ob die Impfwilligen alle Unterlagen dabei haben: Personalausweis, Impfpass, Terminbestätigung.
Impfstoff für Rettungs- und Pflegedienste
108 Impfdosen des neu zugelassenen Astra-Zeneca-Impfstoffs sollen am Mittwoch in Rhein-Berg eintreffen. Dafür plant der organisatorische Leiter des Impfzentrums beim Kreis, Gerhard Weber, nach den gestern eröffneten drei Impfstraßen eine weitere in Betrieb zu nehmen, in der dann Mitarbeiter von Rettungsdienst und mobile Pflegediensten mit dem Impfstoff geimpft werden, der lediglich für die Impfung von Menschen unter 64 Jahren vorgesehen ist. Am Donnerstag sollen weitere 200 Impfdosen folgen. Weitere Dosen dieses leichter zu transportierenden Impfstoffs können dann auch außerhalb des Impfzentrums bei Rettungs- oder mobilen Pflegediensten vor Ort geimpft werden. (wg)
„Wir stehen gerne für Fragen zur Verfügung und helfen auch beim Ausfüllen des Anamnesebogens.“ Paul Gerd Pieper hat den schon zu Hause ausgefüllt. Seine Frau Brigitte wartet draußen vor dem Impfzentrum auf ihn. „Sie ist ja erst 67“, sagt der 85-Jährige, der vom medizinischen Personal gerne wissen möchte, ob er sich nach der Impfung vor seiner Frau in Quarantäne begeben muss. Doch die Ärztin beruhigt ihn: Dazu gebe es keinen Anlass. Paul Gerd Pieper strahlt. Er freut sich vor allem bald endlich einmal sein gerade einjähriges Enkelkind von Nahem sehen zu können. „Die meiste Zeit haben wir uns bislang nur über Video gesehen“, erzählt der Großvater. Ein Pieks, dann ist er diesem Ziel schon einen guten Schritt näher.
„In der Impfkabine geht der Arzt gemeinsam mit dem Impfling den Anamnesebogen noch einmal durch und beantwortet Fragen“, erklärt Uwe Berk, ärztlicher Leiter des Impfzentrums.
Im Wartebereich hinter der Impfkabine sitzt bereits Jutta Knitter aus Overath mit ihrer Tochter Andrea. Nach 20 Minuten waren auch die beiden durch die Impfstraße durch. Im Wartebereich dahinter sollen die Impflinge noch 30 Minuten warten, um etwaige Impfkomplikationen auszuschließen. Nadine Spiegel von der Johanniter-Unfall-Hilfe schaut mit ihrem Team nach den Impflingen: „Wir sind auf alle Notfälle vorbereitet sagt sie. Jutta Knitter erhält zur Überbrückung der Wartezeit noch eine Broschüre. Von der Polizei. Über Gefahren, vor denen sich Senioren schützen können. Die 81-Jährige freut sich unterdessen bereits auf die neue Freiheit: „Mal wieder schön essen gehen, oder shoppen oder verreisen – nach Gran Canaria“, sagt sie strahlend. „Irgendwann.“
„Ich freue mich, dass wir nun mit den Impfungen loslegen können“, begrüßte Landrat Stephan Santelmann den Auftakt des Impfzentrums, für das der Kreis Räume und Logistik organisiert und die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein das medizinische Personal stellt und die Termine vergibt.
Über-80-Jährige, die noch keinen Impftermin haben, sollen es weiterhin telefonisch versuchen unter (0800) 116 117 01 oder im Internet unter www.116117.de