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Ärger hinter den KulissenRhein-Bergs Kreisbrandmeister kündigt seinen Job

Lesezeit 4 Minuten
Kreisbrandmeister Martin Müller-Saidowski mit Helm und Einsatzkleidung bei in Overath-Busch.

Hört als Kreisbrandmeister auf: Martin Müller-Saidowski.

Martin Müller-Saidowski wechselt als Dezernent zur Bezirksregierung – Unmut in Feuerwehr – Kreisfeuerwehrverband hat bereits reagiert.

Nach nicht einmal zweieinhalb Jahren braucht der Rheinisch-Bergische Kreis erneut einen neuen Kreisbrandmeister. Martin Müller-Saidowski, der das Amt im März 2022 von Wolfgang Weiden übernommen hatte, wechselt zur Bezirksregierung Köln. Das hat er auf Anfrage der Redaktion bestätigt. Zu Gründen äußert sich der 41-Jährige nicht, verweist stattdessen auf die Pressestelle der Kreisverwaltung.

Diese erklärt auf Anfrage schriftlich, dass sich Müller-Saidowski beruflich verändern werde, bedauert seinen Weggang und wünscht ihm alles Gute. Nach Informationen dieser Zeitung wird er Dezernent für Katastrophenschutz bei der Bezirksregierung.

Anders als sein Vorgänger war Martin Müller-Saidowski hauptamtlich angestellt

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger war Müller-Saidowski hauptamtlich beim Kreis angestellt worden. Dafür hatte sich auch sein Vorgänger angesichts der stark gestiegen Aufgaben eines Kreisbrandmeisters eingesetzt.

Beratend ist Müller-Saidowski daraufhin auf einer Stabsstelle beim Landrat eingestellt worden, dienstrechtlich allerdings im Amt 38 (Rettungsdienst, Bevölkerungs- und Brandschutz) der Kreisverwaltung eingeordnet und damit zwei Amtsleitern unterstellt worden. Auch Presseanfragen an den Kreisbrandmeister – selbst in akuten Gefahrenlagen – waren seitdem nur noch über die Pressestelle des Kreises möglich.

Kreisbrandmeister unter zwei Abteilungsleitern in Hierarchie einsortiert

Nach Informationen dieser Zeitung hatte sich die dienstrechtliche Einordnung des Kreisbrandmeister auf vergleichsweise niedriger Ebene in der Hierarchie der Kreisverwaltung auch als problematisch für das Gewicht und die Arbeit des Kreisbrandmeisters im Kreis gezeigt, der laut Gesetz den Landrat bei der Aufsicht über die Feuerwehren zu unterstützen hat.

Hatte sein Vorgänger Wolfgang Weiden, der für die Aufgabe als Kreisbrandmeister von seinem Arbeitgeber zum Kreis abgeordnet war, noch die Möglichkeit gehabt, bei Bedarf im Namen des Brandschutzes und der Gefahrenabwehr auch mal gegenüber der eigenen Behörde die Reißleine zu ziehen, so schien dies in der neuen Anstellungskonstellation kaum noch möglich.

Dem ist quasi der Ärztliche Leiter Rettungsdienst vor die Nase gesetzt worden.
Insider über die Einordnung des Kreisbrandmeisters in die Kreishaushierarchie

Bei Bedarf auch im Interesse der Feuerwehr sein Wort zu erheben, schien kaum noch möglich, wenn der Kreisbrandmeister in der Kreisverwaltungshierarchie noch unter der Abteilungsleiterebene „einsortiert“ ist. „Dem ist quasi der Ärztliche Leiter Rettungsdienst vor die Nase gesetzt worden“, sagt ein Insider.

Dabei soll es nach Informationen dieser Zeitung bereits mehrfach zu Kompetenzrangeleien auch bei der Einsatzleitung bei größeren Einsätzen gekommen sein, bei denen eigentlich der Feuerwehreinsatzleiter den Hut hätte aufhaben müssen.

Kompetenzgerangel hinter den Kulissen des Kreishauses

„Das ist eine Entwicklung, die ich mit großer Trauer und Sorge verfolge“, sagt Ex-Kreisbrandmeister Wolfgang Weiden dazu auf Anfrage. Dass eine starke Position bei Bedarf wichtig sein kann, hatte sich auch in seiner Amtszeit gezeigt: Er hatte damals drohen müssen, zu Baugenehmigungen in bestimmten Gebieten von Odenthal nicht mehr die nötige Zustimmung zu erteilen, wenn die Probleme mit Brandschutz dort nach jahrelanger Ermahnung nicht behoben würden. Erst danach waren neue Feuerwehrstandorte eingerichtet worden.

Der Kreisfeuerwehrverband, der Zusammenschluss und die Interessenvertretung aller Feuerwehren im Kreis, hat nach Informationen dieser Zeitung bereits noch unter Führung von Wolfgang Weiden auf die neue Situation eines hauptberuflichen Kreisbrandmeisters im Kreishaus reagiert.

Kreisfeuerwehrverband wählte Kreisbrandmeister nicht zum Vorsitzenden

Nach mehreren Krisentreffen im vergangenen Jahr wurde von den Leitern der Feuerwehren nicht mehr wie zuvor üblich der Kreisbrandmeister und seine Vertreter zum Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes gewählt, sondern ein vierköpfiger Vorstand aus Vertretern der kommunalen Feuerwehren unter Vorsitz von Jörg Köhler, dem Leiter der Bergisch Gladbacher Feuerwehr.

Dieser teilte auf Anfrage der Redaktion mit, dass auch die Leiter der Feuerwehren erst am Freitagnachmittag durch den Kreisbrandmeister informiert worden seien und es sich zunächst um eine interne Personalangelegenheit des Rheinisch-Bergischen Kreises handele. „Welche Auswirkungen die zu erwartende Vakanz der Stelle des Kreisbrandmeisters auf die kommunalen Feuerwehren aber auch den Katastrophenschutz hat, wird erstmal in Ruhe verbandsintern besprochen“, so Köhler.

Vertreter der Kreisverwaltung zeigen sich auf Anfrage überzeugt davon, dass die Verortung der Stabsstelle des Kreisbrandmeisters innerhalb der Kreisverwaltung gut und richtig gewesen sei. „Die Feuerwehren machen einen wichtigen Job“, sagt Kreissprecherin Birgit Bär, „der Rettungsdienst aber auch. Das gilt es beides unter einen Hut zu bringen.“