Rhein-Berg als „Solarkreis“Kreisverwaltung legt Konzept zur Sonnenenergie-Nutzung vor
Rhein-Berg – Es gibt auch noch andere Herausforderungen als Corona: Die menschengemachte Klimaveränderung wird das bestimmende Thema der nächsten Jahrzehnte sein. Um die fossilen Energiequellen möglichst schnell, umfassend und zuverlässig zu ersetzen, drückt die Kreisverwaltung seit längerem gewaltig aufs (elektrische) Gaspedal. Jetzt hat sie eine Strategie vorgelegt, mit der die Gewinnung von Sonnenenergie über Photovoltaik-Anlagen, also zur Stromerzeugung, deutlich gesteigert werden soll.
Aber auch die Nutzung von Solarthermie, Wärmeerzeugung für Wasser und Heizung, wird deutlich ausgebaut. Am heutigen Montag wird in der hybriden Sitzung des Zukunftsausschusses (18 Uhr, Bergischer Löwe) über das Konzept gesprochen, das dann noch vor der Sommerpause verabschiedet werden soll. Die Kreistags-Koalition aus CDU und Grünen hat das Konzept bereits gelobt: Es entspreche „sehr genau der Zielrichtung, die beide Fraktionen einschlagen wollen“.
Nur wenig genutztes Potenzial
Derzeit werden nach den Worten von Arne Meinhardt, dem Geschäftsführer der Grünen Kreistagsfraktion, lediglich zwölf Prozent des bestehenden Solarpotenzials im Kreis genutzt. Um das Photovoltaik-Ausbauziel von 80 Prozent des Gesamtpotenzials bis zum Jahr 2030 zu erreichen, soll die Leistung der PV-Anlagen im Kreis bis 2025 von 41,1 Megawattpeak (MWp) auf 422,7 MWp steigen. Bis 2030 sollen dann 845,4 MWp erzeugt werden. Das sind äußerst ambitionierte Ziele, für die laut Konzept Bürger, Staat und Unternehmen bis 2025 mehr als eine halbe Milliarde (572 Millionen) Euro investieren müssen.
In einem ersten Schritt wird das Solardachkataster für Rhein-Berg aktualisiert. Dies soll Ende des Jahres abgeschlossen sein. Der Kreis soll im Weiteren als Vorbild für die Bürger auftreten: Alle geeigneten Gebäude, die dem Kreis gehören, werden mit PV-Anlagen ausgestattet. Zudem wird der Ausbau von PV-Anlagen vom Kreis gefördert und die Beratung von Bürgerschaft und Unternehmen deutlich ausgebaut.
Unterstützung von Bürgerenergiegenossenschaften
Ausdrücklich unterstützt wird auch die Gründung von Bürgerenergiegenossenschaften, wie sie beispielsweise in Overath angepeilt ist. Daneben sollen weitere innovative Projekte entwickelt, gefördert und umgesetzt werden. Eine Klima-/Energieagentur soll die Umsetzung der Solarstrategie begleiten.
Mit dem Wegfall der Eigenverbrauchsabgabe für PV-Anlagen bis 30 kW (vormals 10 kW) Ende 2020 ist aus Sicht der Kreisverwaltung bereits ein wesentliches Hemmnis zur Ausschöpfung des Dachflächenpotenzials entfallen. Die Beseitigung weiterer Hemmnisse und die Flankierung mit weiteren Maßnahmen zur Energieeinsparung und erneuerbarer Energieerzeugung seien notwendige Schritte, damit die Energiewende im Kreis nachhaltig gelingen könne. Meinhardt: „Die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger und der Unternehmen, zur Energiewende beizutragen, ist groß. Mit der vorgelegten Solarstrategie verfügt der Kreis nunmehr über den Fahrplan und die Instrumente, die gesetzten Ziele zu erreichen und zum Solarkreis zu werden.“
Der Kreis als Vorbild
Eine Lanze für das Konzept bricht auch der CDU-Kreisvorsitzende Uwe Pakendorf: „Nach dem Integrierten Klimaschutzkonzept des Kreises gehen wir nun den Weg der Konkretisierung unserer Ideen zur Gestaltung der Energiewende. Wir haben nicht viele Chancen, die erneuerbaren Energien im Kreis auszubauen – die Solarenergie ist unser Ass im Ärmel. Hier bieten sich die größten Potenziale, die gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern am leichtesten gehoben werden können“, sagt Pakendorf, der auch stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender und Vorsitzender des Zukunftsausschusses ist.
Die Koalition setze auf eine „Mischung aus Beratung und Förderung, um die Menschen im Kreis zu überzeugen, dass die Solarenergie eine Chance ist – insbesondere, wenn die Energie vom Dach direkt verbraucht und auch in E-Autos und zuhause in Batterien gespeichert werden kann“, so der Politiker weiter.
Kooperation mit Kommunen
Ursula Ehren, die Fraktionschefin der Grünen, ergänzt: „Das Europäische Parlament und das aktuelle Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum deutschen Klimaschutzgesetz verschaffen uns den notwendigen Rückenwind.“
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Zur erfolgreichen Umsetzung brauche es eine intensive Zusammenarbeit mit den kreisangehörigen Kommunen. Daher würden die Kreispolitiker den Austausch mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern und Fraktionen in den kreisangehörigen Kommunen deutlich verstärken.