Schwermetalle in der SülzSo soll das Problem gelöst werden – zumindest auf dem Papier
Rhein Berg – Rot gefärbt fließt das Wasser aus dem Grundabfluss des früheren Neuen Lüderichstollens in die Sülz. Die rote Färbung, die von oxidiertem Eisen herrührt, ist weniger dramatisch als die unsichtbaren Stoffe, die das Wasser an unzähligen Stellen entlang der Sülz in den Fluss spült.
Blei, Cadmium, Quecksilber und Zink – das sind nur einige der Schwermetalle, die im früheren Bensberger Erzrevier noch im Boden schlummern. Und sie bleiben nicht dort. In der Sülz, die am Fuße des früheren Bergwerks Grube Lüderich entlang fließt, liegt die Belastung mit Schwermetallen teilweise um ein Vielfaches über bundeseinheitlichen Richtwerten. Nun soll das Verunreinigungsproblem gelöst werden – aber nur auf dem Papier.
Mit Unterstützung des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) hat der Kreis vier Jahrzehnte nach Schließung des letzten Bergwerks in der Region in den vergangenen Jahren ein Konzept zu erarbeiten versucht, um die Schadstoffbelastung durch die Klärung besonders verunreinigter Zuläufe zu verringern.
Belastung durch diffuse Einträge
Allein: Bei umfangreichen Wasseruntersuchungen entlang des besonders stark belasteten Flussabschnitts zwischen Overath-Untereschbach und Rösrath-Lehmbach hat sich kein einzelner oder auch nur eine Reihe einzelner Zuläufe ausmachen lassen, die einen signifikanten Anteil an der Verunreinigung der Sülz mit Schwermetallen haben.
Vielmehr ergebe sich die Schwermetallbelastung aus einer großen Zahl „diffuser Einträge“ wie beispielsweise aus dem Boden des Auenbereichs entlang des Flusses, aus Ablagerungen (Sedimenten) sowie ungefassten unterirdischen Zuflüssen zur Sülz, erläuterte Kreis-Umweltdezernentin Elke Reichert am Mittwochabend im Umweltausschuss des Kreistags.
Ergebnis ist ernüchternd
Das sei das „ernüchternde Ergebnis“ mehrerer Gewässeruntersuchungen, bei denen zuletzt nach dem Abfluss des Neuen Lüderichstollens, des Daubenbücheler Siefens und des „Tiefen Grünewaldstollens“ unter anderem auch noch der von Bergisch Gladbacher Gebiet zufließende Eschbach in den Fokus genommen worden waren.
Da keine einzelnen signifikanten Verursacher für die Schwermetallbelastung in der Sülz ausgemacht werden konnten, können die Umweltbehörden auch keinen Rechtsnachfolger eines Bergwerkbetreibers für eine Klärung einzelner Zuläufe heranziehen.
Komplettreinigung zu teuer
Und eine Komplettreinigung der Sülz unterhalb des rund 1,5 Kilometer langen Flussabschnitts? Wäre zwar technisch theoretisch möglich, stünde aber von den „Kosten in keinem Verhältnis zum Nutzen“, erläuterte Umweltdezernentin Reichert und verwies darauf, dass Stichproben des Kreisveterinäramts bei Fischen flussabwärts „keine bedenkenswerten Belastungen“ ergeben hätten.
Die Lösung des Problems, dass die Wasserqualität der Sülz damit weiterhin gegen die Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie verstößt, soll nun laut Kreisverwaltung nach übereinstimmendem Fazit der Beteiligten beim Land und der Bezirksregierung die „Festlegung weniger strenger Umweltziele“, kurz WSUZ, bringen. Damit würde das Sülzwasser zwar nicht sauberer, erhielte aber formal einen Sonderstatus.
Kosten müssen ermittelt werden
Bevor das Verfahren eingeleitet wird sollen die Kosten ermittelt werden, die durch eine Flussklärung auf die Allgemeinheit zukämen. Die lägen im Millionenbereich und seien als Ewigkeitslasten auf nicht absehbare Zeit zu leisten, überschlug Reichert auf Nachfrage von Mike Galow (Die Linke).
Das könnte Sie auch interessieren:
„Bedauernswert“ nannte Peter Lautz (CDU) das Ergebnis des jahrelangen Ringens darum, die Wasserqualität zu verbessern. Und Lenore Schäfer (SPD) fragte sich: „Klar wissen wir, dass die Sülz kein Badegewässer ist, aber wissen das auch nach Ende des Bergbaus Geborene oder Zugezogene?“ Und mit dem WSUZ werde alles besser? „Ne“, gab sich Schäfer selbst die Antwort, „aber auf dem Papier sieht es besser aus.“