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A3 wieder freiDas sind die Hintergründe zum Salzsäureaustritt in Königsforst

Lesezeit 4 Minuten
Salzsäure Rösrath A3

Einsatzkräfte pumpten das aggressive Gemisch ab.

Rösrath – Nach einem Gefahrgutaustritt am Donnerstagabend in Höhe Raststätte Königsforst ist die Autobahn 3 in beide Richtungen wieder befahrbar. Das aus einem Lkw ausgelaufene Salzsäure-Gemisch ist am Freitagabend durch die Kölner Feuerwehr abtransportiert worden, um 22 Uhr wurde die Autobahnsperrung Richtung Köln aufgehoben. Den Ablauf können Sie hier nachverfolgen. Wir erklären die Hintergründe des Vorfalls.

Was war passiert?

Die Feuerwehr Köln ist am Donnerstagabend um 18.55 Uhr über eine Leckage an einem Tanklastzug am Rasthof Königsforst in Richtung Frankfurt alarmiert worden, wie Christian Miller, der Leiter der Kölner Feuerwehr berichtete. „Der undichte Tankauflieger steht unmittelbar in der Ausfahrt zur Raststätte“, so ein Sprecher der Kölner Feuerwehr. Und: „Aus dem Fahrzeug tritt Salzsäure aus.“

Woher wussten die Feuerwehrleute, was der Tanklastzug geladen hatte?

Das steht zum einen in den Ladepapieren, zum anderen haben Gefahrguttransporter aber rote Tafeln an Front und Heck, auf denen in Nummernkombinationen kodiert die Ladung angegeben ist. Das ist wichtig, damit bei einem Unfall oder – wie in diesem Fall – bei einem Leck im Tank schon aus der Ferne zu erkennen ist, um welches Gefahrgut es sich handelt.

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Wie ist das Leck zustande gekommen?

Die Feuerwehr geht derzeit nicht davon aus, dass der Lastzug einen Unfall hatte. Vielmehr nimmt sie an, dass das Gemiscg der verunreinigten Salzsäure im Tank so aggressiv war, dass es die Schweißnaht aufgelöst hat. Dafür spricht auch, dass sich das Leck während des Einsatzes noch vergrößerte.

Vor Ort bemerkten die Einsatzkräfte zunächst, dass sich eine kleine Lache gebildet hatte. Das Leck wurde immer größer, sodass die Feuerwehr weitere Kräfte anforderte. Wie später bekannt wurde, lief durch eine aufgerissene Schweißnah ein Gemisch aus Salzsäure und wahrscheinlich Hypochlorit aus. Vermutlich hat das aggressive Gemisch im Behälter dazu geführt, dass die Schweißnaht korrodiert ist.

Wie kann die Salzsäure verunreinigt worden und ein anderer Stoff hinzugekommen sein?

Entweder kann die Ladung bereits beim Beladen des Tankzugs verunreinigt gewesen sein oder – so eine andere Vermutung der Feuerwehr – der Tank des Lastzugs war vor dem Befüllen mit der Salzsäure nicht komplett gereinigt worden und enthielt noch Reste der Ladung von einem früheren Transport.

Woher kam der Lkw?

Aus Spanien. Der Fahrer, der unverletzt bliebt, war zunächst in Hamburg, konnte seine Fracht von 24 Tonnen Salzsäure dort aber nicht loswerden, sodass er weiter in Richtung Baden-Württemberg fuhr. In Königsforst-West wollte er Rast machen, hielt seinen Lastzug, stieg aus und bemerkte das Leck im Tankauflieger. Er stellte eine Wanne unter das Leck, um die Flüssigkeit aufzufangen.

Warum ist das Leck erst nach der weiten Reise des Lkw von Spanien über Hamburg nach Köln aufgetreten?

Das ist in der Tat eine Frage, die die Feuerwehr beschäftigt, zumal sich das Leck während der ersten zwölf Stunden auf dem Gelände der Raststätte Königsforst-West stark vergrößerte: von einem Tropfen zu mehreren Litern Gefahrgut, die am nächsten Morgen pro Minute durch die immer weiter aufgehende Schweißnaht austraten.

Welche Auswirkungen hatte die Gefahrgut-Leckage auf den Verkehr?

In der Nacht auf Freitag waren die Fahrbahnen in Richtung Köln noch frei, später wurde die Autobahn 3 auf Höhe der Raststätte dann in beide Richtungen gesperrt und zwischenzeitlich bis Kreuz Bonn/Siegburg erweitert. Die Autos, die auf der Autobahn standen, wurden über den zweiten Überholstreifen an der Gefahrenstelle vorbeigeführt, sodass die Autobahn leer wurde. Wann die Sperrung aufgehoben wird, kann die Feuerwehr derzeit nicht sagen.

Warum durften keine Fahrzeuge auf der A3 fahren, wenn der Tankzug mit dem Leck doch auf dem Raststättengelände stand?

Laut Feuerwehr kann es durch vorbeifahrende Autos und vor allem Lastwagen zu Luftverwirbelungen kommen. Durch diese könnten die austretenden Dämpfe derart verwirbelt werden, dass die Feuerwehr ihre Ausbreitung nicht mehr kontrollieren kann. Tatsächlich verlegten die Experten an der Einsatzstelle am Freitag immer wieder die feinen Wassernebelwerfer, um die aus dem leck austretenden weißen Gaswolken zu binden und daran zu hindern zu entweichen.

Wie lief der Einsatz ab?

Sämtliche in der Nähe parkenden Lkw sowie die Gastronomiegebäude an der Raststätte wurden evakuiert. Die Feuerwehr legte einen Dekontaminationsplatz an. Die Einsatzkräfte näherten sich dem Fahrzeug in Schutzanzügen. Die ausgelaufene Salzsäure verdampft an der Luft. Zunächst dachte man, es handele sich um 30-prozentige Salzsäure. Das passte aber nicht zum Schadensbild. Später ging man dann davon aus, dass eine Verbindung von Salzsäure und Hypochlorid ausgelaufen und so unter anderem Chlordämpfe freigesetzt worden waren. Gegen sieben Uhr begannen die Einsatzkräfte damit, das Gemisch in ein Feuerwehrtankfahrzeug umzupumpen. Der Tank-Inhalt war aber so aggressiv, dass die Pumpe und das Fahrzeug ebenfalls schwer beschädigt wurden. Deshalb wurden eine stärker gesicherte Pumpe und ein ebensolches Spezialfahrzeug angefordert.

War die Bevölkerung in Gefahr?

„Wir haben Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung der Dämpfe am Schadensort einzudämmen“, erklärte der Kölner Feuerwehrchef Christian Miller am Vormittag. Da eine Abdichtung der Leckage nicht möglich gewesen sei, habe eine Sondereinheit der Löschgruppe Heumar der Freiwilligen Feuerwehr zunächst eine Barriere aufgebaut, um die Umwelt vor der auslaufenden Flüssigkeit zu schützen, so ein Feuerwehrsprecher. Einsatzkräfte aus Rösrath und Kürten kontrollierte das Umfeld mit Messfahrzeugen und beurteilte fortlaufend die Lage. Über die Warn-App Nina wurde gewarnt, in Rösrath Fenster und Türen geschlossen zu halten. Gefährliche Werte stellte die Feuerwehr in der Luft nicht fest.

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Wie viele Feuerwehrleute waren im Einsatz?

Rund 120 Einsatzkräfte der Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehr Köln sowie der Freiwilligen Feuerwehr Rösrath. Dazu kamen Spezialeinheiten des Gefahrenstoffzuges Köln und Fachleute der Werkfeuerwehren von Currenta und Evonik. Die Analytical Taskforce aus Köln nahm fortlaufend Labormessungen vor.