Nach 41 JahrenFloristin schließt ihr Geschäft in Hoffnungsthal
Hoffnungsthal – Schon mit Anfang 20 hat Frauke Esser die Entscheidung getroffen, die ihren beruflichen Lebensweg bestimmen sollte: Gerade den Meisterbrief in der Tasche will die junge Floristin in Rösrath-Hoffnungsthal ein Ladenlokal mieten und sich selbstständig machen. „Plötzlich ergab sich die Gelegenheit das Haus Hauptstraße 238 zu kaufen. Obwohl wir kaum Geld hatten, haben wir das Haus gekauft.“ Im Erdgeschoss eröffnete die Rösratherin im März 1981 ihr Blumengeschäft. Im Stockwerk darüber hat sie mit ihrem Mann Josef Esser die kleine Wohnung bezogen. Über diesen damals mutigen Schritt ist sie immer noch sehr froh.
Inzwischen sind fast 41 Jahre vergangen und Frauke Esser trifft wieder eine wichtige Entscheidung: Die 64-jährige Geschäftsfrau will beruflich kürzer treten und hat zum Jahreswechsel ihr Fachgeschäft für Blumen und Dekoration in Hoffnungsthal geschlossen. Eine Projektwerkstatt für Veranstaltungs- und Trauerfloristik wird sie weiterhin betreiben. „Die Hochwasserkatastrophe im Juli hat meinen Plan, irgendwann in Rente zu gehen, beschleunigt“, erzählt sie. Keller und Blumengeschäft sind – wie zahlreiche andere Häuser in Hoffnungsthal auch – von Wassermassen geflutet worden.
Hoffnungsthal: Nachfolge für Blumengeschäft nicht gefunden
„Mit dem Entschluss zu sanieren, war für mich dann auch klar, die Werkstatt einzurichten und das Ladenlokal zu vermieten“, sagt Frauke Esser. Eine Nachfolge für die Übernahme des Blumengeschäftes zu finden, habe sich nicht ergeben. „Jüngere Leute wollen sich beruflich meist nicht mit einem eigenen Betrieb binden. Es ist arbeits- und zeitintensiv, auch am Wochenende. Und Blumen brauchen Pflege.“
Sie selbst ist mit großer Leidenschaft Floristin, hat ein Händchen für ausgefallene Sträuße. „Ich hatte immer Freude daran, zu verkaufen und Räume schön zu gestalten.“ Als Frauke Esser 1990 mit der Eventfloristik beginnt, geht sie fortan in großen Häusern wie Schloss Lerbach, Schloss Auel oder Schloss Eulenbroich ein und aus. Kürzlich hat sie auf Gut Hungenbach in Kürten mit ihren Ideen für blumige Arrangements eine Hochzeit ausgestattet und verschönert.
Auch von Juli-Flut betroffen
„Ein tolles Mitarbeiterteam hat mir in all den Jahren vieles erleichtert“, sagt die Meisterfloristin. Zwei feste Teilzeitkräfte, eine freie Mitarbeiterin und eine Aushilfe hatten im Geschäft gut zu tun. Bei der Buchhaltung konnte sie sich auf die Unterstützung ihres Mannes verlassen und Tochter Wiebke ist mit dem Geschäftsbetrieb aufgewachsen. „Sie hat viel von mir gelernt und häufig im Geschäft mitgearbeitet.“ Beruflich hat sie später eine andere Branche gewählt.
Bis 1996 hat Frauke Esser den Floristen-Nachwuchs ausgebildet. „Mein letzter Auszubildender hat sich sogar bei mir gemeldet, als er von der Flut im Juli erfahren hat“, erzählt sie. „Er kam her und hat uns in dem Chaos geholfen.“
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Mit einem „guten Gefühl“ sagt sie, zieht sie sich aus dem täglichen Geschäft zurück. „Denn mein Laden ist immer gut gelaufen.“ Hinter dem dicht mit Efeu bewachsenen Eingangsbogen wird nun noch ein paar Monate saniert und eingerichtet: Im Keller für die Projektwerkstatt, im Ladenlokal für den Einzug von „Tante Lille“.