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Weiberfastnacht in RösrathJungfrau und Bürgermeisterin liefern sich jecken Schlagabtausch

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Beim Rathaussturm in Rösrath vertrat Jungfrau Bärbelchen (r.) das jecke Weibervolk und lieferte sich einen Schlagabtausch mit Bürgermeisterin Bondina Schulze (l.).

Beim Rathaussturm in Rösrath vertrat Jungfrau Bärbelchen (r.) das jecke Weibervolk und lieferte sich einen Schlagabtausch mit Bürgermeisterin Bondina Schulze (l.).

Beim Rathaussturm zu Weiberfastnacht in Rösrath lieferte sich Jungfrau Bärbelchen einen jecken Schlagabtausch mit Bürgermeisterin Bondina Schulze.

Tanzfreudig und singfreudig zeigen sich die Tollitäten des Rösrather Dreigestirns zum Start in den Straßenkarneval. Beim Rathaussturm vor dem Bürgerforum Hoffnungsthal verbreiten Prinz Stefan I. (Ossege), Bauer Jupp (Franz-Josef Schmitz) und Jungfrau Bärbelchen (Frank Kuratle) Partystimmung. Wobei Stefan I. mit Blick auf Weiberfastnacht klarstellt: „Da hat der Prinz Ruhetag.“ Also nimmt Jungfrau Bärbelchen das Heft in die Hand, die Rolle als Repräsentantin der „jecken Wiever“ übernimmt sie ohne Schwierigkeiten: „Wir Weiber haben heute das Sagen“, stellt sie fest.

„Bunt ist das richtige Stichwort“, sagt Bärbelchen zum jecken Treiben, das nun von Sitzungen auf die Straßen kommt. Besonders die Große Rösrather Karnevalsgesellschaft, die in diesem Jahr ihr 55-jähriges Bestehen feiert und passend zu dem jecken Jubiläum das Dreigestirn stellt, erlebe „eine grandiose Session“. Und dazu passt auch das Motto der Tollitäten, das Prinz Stefan I. auch noch einmal ins Narrenvolk hineinruft: „Et jit immer jet ze laache, dröm welle mir jet Freud üch maache. Us Rösted sin mir drei, immer met vill Spaß dobei. Danze un Fiere es nit schwer, dröm singt met uns em Fasteleer!“

Rösraths Prinz Stefan I. hatte an Weiberfastnacht nach eigener Aussage zwar „Ruhetag“, sorgte aber für beste Stimmung.

Rösraths Prinz Stefan I. hatte an Weiberfastnacht nach eigener Aussage zwar "Ruhetag", sorgte aber für beste Stimmung.

Passend dazu folgen einige altbekannte Karnevals-Hits – zum Mitsingen und Schunkeln für die versammelten Jecken auf dem Rathausplatz, die Song-Klassiker reichen von „Mir schenke der Ahl e paar Blömcher“ bis „Einmol Prinz zo sin“, und prompt ertönt der Ruf „Zugabe!“ aus dem Narrenvolk, also folgt der legendäre Bläck-Föös-Song „Unsere Stammbaum“, mit dem sich alle Anwesenden umarmt fühlen können.

Angesichts der musikalischen Umarmung für die Jecken geht Jungfrau Bärbelchen gegenüber Bürgermeisterin Bondina Schulze aber nicht auf Schmusekurs: „Was hast du aus unserem schönen Rösrath gemacht?!“, wirft sie der Rathauschefin an den Kopf. Die Stadt sei „trist und grau“ geworden: „Die Traurigkeit hat sich hier festgesetzt.“ Wer aus Rösrath „vor der Trübsal fliehen“ wolle, müsse an ungepflegten Bahnhöfen auf unpünktliche Züge warten. „Was machst du denn nur?“, wendet sich Bärbelchen an Bondina. Bürgersteige seien ein „Hindernisparcours“, Betreuungsplätze für Kinder „Mangelware“.

Das jecke Weibervolk fühlte sich beim Rathaussturm in Rösrath offensichtlich gut unterhalten.

Das jecke Weibervolk fühlte sich beim Rathaussturm in Rösrath offensichtlich gut unterhalten.

„Bauzäune statt Spielgeräte bestimmen die Schulhöfe“, geht die Litanei der Jungfrau weiter, sie fordert von der Bürgermeisterin nachdrücklich den Rathausschlüssel: „Rück' endlich den Schlüssel zur rosa Kaschemm' raus!“ Davon lässt sich Schulze aber nicht ins Bockshorn jagen, zumal ihr Rathaus als „rosa Kaschemm'“ geschmäht wird. So tritt Schulze der frechen Jungfrau genauso kackfrech entgegen und nennt Bauzäune auf Schulhöfen „eine Kunstgalerie“, da sei „jeder Zaun ein Kunstwerk“. Und schadhafte Bürgersteige seien „Abenteuerspielplätze für Erwachsene“. Fehlende Betreuungsplätze für Kinder dienten dazu, „Großeltern in die Familien zu integrieren“. Der Schlagabtausch geht weiter mit Bärbelchens Kritik an langwierigen Baugenehmigungen und Bondinas Konter, das sei „ein Beitrag zur Entschleunigung“.

Auf den Hinweis der Jungfrau auf das dramatische Loch im Stadthaushalt sagt die Bürgermeisterin, die Stadt schaffe „Investitionen in die Zukunft“. Zu guter Letzt übergibt Schulze aber doch den Rathausschlüssel – mit dem Hinweis, nach sechs Tagen sei nicht nur der Schlüssel, sondern auch das Haushaltsloch zurückzugeben. Das hält Bärbelchen aber nicht auf: Sie will die Rösrather nun mit den „lebenswichtigen Grundnahrungsmitteln Kamelle und Kölsch“ versorgen.