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Fraktionen sind sich einigRösrather Stadtrat will Ziele für Entwicklung formulieren

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In Rösrath ist eine weitere Verdichtung der Bebauung zu erwarten. Über das Wie wird heftig diskutiert.

Rösrath – Ziele für Rösraths Entwicklung formulieren: Das wollen die Fraktionen im Stadtrat. In drei unterschiedlichen Anträgen äußern die Mehrheitsfraktionen CDU und Grüne ebenso wie das oppositionelle Vierer-Bündnis und die Fraktion ZLR ein ähnliches Anliegen: Sie fordern eine „Strategie Rösrath 2030“ (CDU, Grüne) oder einen „Strategieentwicklungsprozess Rösrath 2030“ (ZLR) oder einen „Leitbildprozess“ (SPD, Fors-Park, FDP, Linke). Das heißt: Mit fast identischen oder etwas unterschiedlichen Begriffen wollen fast alle Fraktionen über die Zukunft der Stadt diskutieren. Eine Gemeinsamkeit ist auch der Ansatz, die Diskussion als Prozess mit breiter Bürgerbeteiligung zu verstehen. CDU und Grüne wollen zudem eine Stelle in der Stadtverwaltung einrichten, um den Prozess zu begleiten.

Einigkeit kam überraschend

Diese weitreichende Einigkeit in der Kommunalpolitik kam für viele überraschend – wohl auch für die Beteiligten selbst. Sie verständigten sich im Stadtrat, über die drei Anträge nicht einzeln, sondern in einem Zusammenhang zu beraten. Der Verein Lebenswertes Sülztal machte darauf aufmerksam, dass er sich schon seit 2015 für ein Leitbild eingesetzt habe, damals zusammen mit weiteren Aktiven in einer Initiative „Rösrath gemeinsam gestalten“. Nachdem die Politik jahrelang wenig Gegenliebe gezeigt habe, sei das Anliegen dort nun offenbar angekommen, stellte der Vereinsvorsitzende Klaus Weile am Rande der Stadtratssitzung fest.

Kürtener Leitbild

Maßgebliche Handlungsansätze zur Entwicklung der Gemeinde Kürten umfasst der im Juni 2005 durch einen Ratsbeschluss angestoßene Leitbildprozess „Kürten 2020“. Bis Februar 2008 erarbeiteten die Mitglieder der Interessengemeinschaften Ideen zu Wohnen, Gewerbe, Nahversorgung und Freizeit. An diesen Empfehlungen orientieren sich seitdem kommunalpolitische Entscheidungen. Die Bewahrung und behutsame Weiterentwicklung der Landschaften und Freiräume gilt als Kernaussage des Kürtener Leitbilds.

Entscheidend beteiligt am damaligen Leitbild-Prozess waren Professor Dieter Prinz, Stadtplaner mit Wohnsitz in Kürten-Spitze, und der Leitbild-Koordinator der Verwaltung, Ludger Breick. Eine Veröffentlichung der Ergebnisse gelang unter der Regie der Regionale 2010. Direktes Ergebnis der Leitbild-Arbeit waren Veränderungen in Biesfeld mit der „Neuen Mitte“: dem Gasthaus Zur Post und dem Bau des Lebensmittelmarktes. Mit der Bürgeragentur Kürten, heute geführt von Dieter Prinz und Werner Lietz, gibt es eine Instanz, die den Leitbild-Prozess intensiv fortsetzt.

Durch Ratsbeschluss im Jahr 2016 führten die Bürgergruppen die Leitbild-Gedanken bis zum Jahr 2030 weiter, in der Verwaltung durch Ute Ströbel-Dettmer und Hennig Herberholz unterstützt. Mit den Themen Mobilität und Migration kamen neue Pfeiler hinzu. (cbt)

Damit aber noch nicht genug der Übereinstimmung: CDU-Fraktionschef Marc Schönberger schlug vor, über das Thema im Zukunftsausschuss zu beraten und fand ein positives Echo bei den anderen Fraktionen. Der Ausschuss wurde Pandemie-bedingt bereits zweimal vertagt, soll nun aber am 26. Mai zum ersten Mal stattfinden. Der Stadtrat beschloss einstimmig, die Diskussion nicht in der Ratssitzung, sondern an diesem Termin zu führen. Nur für den Fall, dass der Ausschuss erneut abgesagt wird, soll der Stadtrat sich mit dem Thema beschäftigen.

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Skepsis gegenüber dem gemeinsamen Anliegen der Kommunalpolitik kam nur aus der Stadtverwaltung. Dezernent Christoph Herrmann ließ erkennen, dass er von dem positiven Effekt einer Leitbild- oder Strategiediskussion nicht überzeugt ist. Dem Wunsch der Politik wollte er sich aber nicht entgegenstellen: „Es ist angekommen bei der Verwaltung, dass über alle Fraktionsgrenzen hinweg dieser Diskussionsprozess gewünscht wird.“ Die Stadtverwaltung werde das Thema für den Zukunftsausschuss eingehend vorbereiten.