Praxis schließtImmer weniger Hausärzte in Rösrath – und keine Nachfolger
Rösrath – Die Rösrather Ärzte schlagen Alarm. Mit der Schließung einer weiteren Doppelpraxis in Forsbach auf der Bensberger Straße zum September (Nießen) bricht ein weiteres Standbein der Patientenversorgung weg. „Wir sind jetzt nur noch acht niedergelassene Ärzte in Rösrath“, sagt Dr. Ralph Löbach. Die während der letzten Jahre aufgegebenen vier Praxen wurden nicht nachbesetzt.
Die Patienten stürmen dann auf die verbliebenen Praxen zu. „Wir sind an der Kapazitätsgrenze“, klagt auch der Internist Dr. Marco Karthaus. In einem Anschreiben an abgelehnte Patienten teilt er mit: „Allein meine Praxis musste im letzten Quartal 30 Prozent mehr Patienten versorgen.“ Mit Sorge beobachtet auch Dr. Christoph Schink die Entwicklung, Internist in Hoffnungsthal.
Vorwürfe gegen Kassenärztliche Vereinigung
Die Rösrather Ärzte seien dramatisch überfordert. Die ärztliche Versorgung in der Gemeinde Rösrath sei mittlerweile „absolut grenzwertig“, bestätigt Löbach. Auch, weil durch immer neue Wohnbebauung die Zahl der Einwohner ständig steige. Deshalb habe man sich mit Kollegen an Bürgermeisterin Bondina Schulze gewandt und um Intervention gebeten.
Karthaus erhebt den Vorwurf gegen die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV): Sie habe nicht ausreichend Sorge dafür getragen, diese Sitze neu zu besetzen und für Rösrath zu erhalten. Die KV Nordrhein hatte ihre Verwaltungsgebiete vor Jahren neu geordnet und Teile von Rösrath dem Kölner Raum zugeteilt.
Bedarfsplanung erfolgte gegen ausdrücklichen Willen vor Ort
Das, so Karthaus, seien veraltete Zahlenspiele an der gelebten Realität vorbei. „Die sagen dann einfach, wir finden niemanden und die Leute können doch beispielsweise nach Köln-Rath fahren.“ Das sei aber für viele keine Alternative. Deshalb werden die Adressaten der Briefe sogar dazu aufgefordert, sich persönlich bei der KV zu beschweren.
Deren Kreisvorsitzender Dr. Heribert Wiemer, Allgemeinmediziner in Odenthal, weist die Vorwürfe zurück. Die fragwürdige Bedarfsplanung sei seinerzeit von der Politik gegen den ausdrücklichen Willen vor Ort erfolgt. „Man hat uns das Heft aus der Hand genommen. Die Quittung bekommen die Patienten jetzt zu spüren.“
Wenig Ärzte wollen sich in Rösrath niederlassen
Trotzdem versuche man zu verhindern, dass die vakanten Kapazitäten Köln zugeschlagen werden, sondern diese für Rösrath zu erhalten, zum Beispiel mit der Vermittlung von Kontakten. Wiemer: „Wir haben auch schon Gespräche mit Niederlassungswilligen geführt.
Das gestaltet sich allerdings schwierig. Warum das so ist, kann ich letztlich auch nicht erklären, denn eigentlich ist Rösrath doch ein attraktiver und auskömmlicher Standort“, wundert sich Wiemer und möchte ausdrücklich die Werbetrommel für die Stadt rühren. „Sogar in Kürten haben wir es ja geschafft, die vakanten Sitze mit engagierten Kolleginnen zu besetzen.“
KV soll bessere Konditionen und Anreize schaffen
Auch Christoph Schink bezweifelt, dass Rösrath nicht attraktiv genug sei, um Kollegen zur Übernahme einer Praxis zu bewegen. Das Problem sei komplex, sagt er. Er spricht von Schwierigkeiten bei Übergaben generell, vom zunehmenden Unwillen junger Kollegen, sich als Einzelkämpfer zu behaupten.
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„Ich selbst habe mich schon frühzeitig mit einem Kollegen zusammengetan, das funktioniert einfach besser.“ Aber auch Fehleinschätzungen oder überhöhten finanziellen Ansprüchen der übergebenden Praxisbetreiber sei es geschuldet, dass Verhandlungen mit Interessanten platzten oder gar nicht erst zustande kämen, meint er.
Hier könne die KV – mit Unterstützung der Gemeinden – noch bessere Konditionen oder Anreize schaffen, um Standorte attraktiver zu machen. „Da sind andere Regionen mittlerweile schon weiter“, findet Schink.