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„Lernt aus jedem gerissenen Schaf“Experte warnt davor, den Wolf in Rhein-Berg zu füttern

Lesezeit 3 Minuten
Ein Wolf spaziert im Bayerwald-Tierpark in Lohberg durch das Gehege.

Warum es wichtig ist, Schafe, Ziegen und Dammwild jetzt mit einem wolfssicheren Elektrozaun zu schützen, erklärt Wolfsberater Wilfried Knickmeier. (Symbolbild)

Warum man das Raubtier im rheinisch-bergischen Kreis nicht füttern darf und Schutzzäune auch für wenige Tiere wichtig sind.

Der Wolf, der in den vergangenen Tagen mehrfach in Overath und Rösrath gesichtet wurde, bewegt die Menschen. Und den Artenschutzbeauftragten des Kreises, Wilfried Knickmeier. „Immer wieder gehen Meldungen von Menschen ein, die das Tier gesehen haben“, sagt der Artenschutzbeauftragte, der zugleich Wolfsberater des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) ist.

Wolfsberater Wilfried Knickmeier steht im Eifgenbachtal bei Wemrelskirchen.

Wilfried Knickmeier ist Artenschutzbeauftragter des Rheinisch-Bergischen Kreises und Wolfsberater des Lanuv.

Mehrfach war Knickmeier im Gelände vor Ort, um die Standorte von ihm zugeschickten Videos des Wildtieres zu verifizieren – und Kot des mutmaßlichen Wolfs zu suchen. „Wenn wir Genmaterial haben, können wir feststellen, ob das Tier schon mal irgendwo aufgefallen ist“, so Knickmeier.

Wir werden immer wieder damit Leben müssen, dass ein Wolf hier bei uns durchgeht.
Wilfried Knickmeier, Arten- schutzbeauftragter des Kreises und Wolfsberater beim Lanuv

Bislang habe er allerdings noch keinen Wolfskot gefunden, so Knickmeier. Gut sei dieser an den zahlreichen darin enthaltenen Haaren zu erkennen und werde von den Tieren auch zur Markierung ihrer Territorien genutzt – wie vor drei Jahren von einem Wolf im Königsforst, von dem seither allerdings jede Spur fehle.

„Wir werden immer wieder damit leben müssen, dass ein Wolf hier bei uns durchgeht“, sagt Wilfried Knickmeier aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre. Wenn sich die Elterntiere zwischen Januar und März paarten, verließen die zweijährigen Tiere in der Regel das Rudel und machten sich auf Wanderschaft, so der Wolfsexperte.

Auch schon zwei Schafe und Ziegen sollten Wolfsschutz erhalten

Bei Eitorf an der Sieg gebe es seit Längerem ein Rudel, nun bilde sich außerdem noch eins im Märkischen, so der Wolfsberater. Umso wichtiger sei es, durchziehende Wölfe nicht zu füttern – auch wenn ein Tier wie im aktuellen Fall offenbar humpele. „Das sieht auch in diesem Fall ganz danach aus, dass er damit klarkommt, dass er nicht ganz rundläuft“, sagt Knickmeier. Auf der anderen Seite werde ein Wolf, der gefüttert werde, fordernd. „Das gilt für alle größeren Raubtiere: Wenn sie gefüttert werden, wird's gefährlich“, so der Wolfsberater.

Schafe stehen auf einer Weide, die von einem elektischen Herdenschutzzaun eingezäunt ist.

Warum es wichtig ist, Schafe, Ziegen und Dammwild jetzt mit einem wolfssicheren Elektrozaun zu schützen, erklärt Wolfsberater Wilfried Knickmeier. (Symbolbild)

Genauso wichtig sei es daher, auch kleinere Haltungen von Schafen, Ziegen oder Gehegewild wie Dammwild mit Elektroschutzzäunen gegen den Wolf zu sichern, so Knickmeier. „Jedes Mal wenn ein Wolf ein Schaf gerissen hat, wird er daraus lernen, dass das eine angenehme Beute ist – und es wieder tun“, weiß der Wolfsexperte. Schließlich seien eine Ziege oder ein Schaf wesentlich leichter zu bekommen als ein schnelles Reh.

Rösrath, Overath, Bergisch Gladbach und Kürten liegen in der „Pufferzone“

„Selbst wenn jemand nur zwei Schafe oder Ziegen hat, sollte er sie deshalb entsprechend schützen“, rät Knickmeier. „Er tut es im Zweifelsfall nicht nur für seine eigenen Tiere, sondern auch für die seines Nachbarn“, so der Wolfsberater.

Rösrath, Overath, Bergisch Gladbach und Kürten lägen in der sogenannten Pufferzone des ausgewiesenen Wolfsgebiets rund um das Leuscheider Rudel bei Eitorf. Und in der Pufferzone werde der Grundschutz durch Elektrozäune zu 100 Prozent gefördert, so Wolfsberater Knickmeier (siehe „Schutz für Nutztiere“).


Schutz für Herdentiere

Bergisch Gladbach, Rösrath, Overath, Kürten und die rechtsrheinischen Teile von Köln gehören zur Pufferzone um das Wolfsgebiet Oberbergisches Land, das Teile des Rheinisch-Bergischen, des Oberbergischen und des Rhein-Sieg-Kreises umfasst. Haltern von Schafen, Ziegen und Gehegewild im Wolfsgebiet Oberbergisches Land und in der umgebenden Pufferzone empfiehlt das NRW-Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, ihre Tiere mit geeigneten Zäunen wolfsabweisend zu sichern.

In den Wolfsgebieten und in den Pufferzonen würden Präventionsmaßnahmen wie wolfsabweisende Elektrozäune und der Untergrabeschutz bei Festzäunen zu 100 Prozent gefördert, so das Ministerium.

Fragen zum praktischen Herdenschutz beantworten die Berater der Landwirtschaftskammer: Wolfgang Take, Telefon (0 29 45) 989-429, Fabian Urbitsch, Telefon (0 29 45) 989-740 und Jens Goldfuß, Telefon (0 29 45) 989-428. Die E-Mail-Adresse lautet: herdenschutz@lwk.nrw.de Informationen zu weiteren Wolfssichtungen und zur Förderrichtlinie Wolf gibt's hier im Internet. (wg)