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Immobilien-LockangebotWie in Bergisch Gladbach ein Paar bei der Wohnungssuche betrogen wurde

Lesezeit 4 Minuten
Eine Maklerin spricht mit Interessenten bei einer Wohnungsbesichtigung, während im Vordergrund eine Türklinke zu sehen ist.

Bis zu einer Wohnbesichtigung ist es oft ein langer Weg - Betrüger nutzend die Wohnungsnot aus.

Der Wohnungsmarkt in der Region Köln ist teilweise verrückt - und davon profitieren Betrüger mit immer neuen Tricks.

Dies ist die Geschichte einer Wohnung in Refrath, die es nicht gibt und einer Immobilienagentur, die es auch nicht gibt. Was es gibt, ist ein Ehepaar, das auf die Betrugsmasche hereingefallen ist - aber am Ende dann doch misstrauisch wurde und zumindest ohne materiellen Schaden aus der Geschichte herausgekommen ist.

Alles begann mit einer Anzeige im Internet. „Hochwertige 3-Zimmer-DG-Wohnung mit großer Dachterrasse in Bestlage in Refrath“. Das hört sich toll an - und noch besser klingt der Preis: 700 Euro inklusive aller Nebenkosten. Zu schön um wahr zu sein? Stefan K. und Eva M. (das Ehepaar möchte nicht mit Namen genannt werden) erzählen, dass sie schon skeptisch waren. Aber mit der Wohnung wurde auch eine Geschichte erzählt.

Viele Wohnungssuchende sind verzweifelt
Heinz PP. Hinterecker, Immobilienmakler

Die Eigentümer stellten sich als „Forschungsingenieurea“ vor (mit etlichen Rechtschreibfehlern). Sie hätten die Immobilie in Deutschland gekauft, seien aber wieder nach Großbritannien gezogen und suchten nun „verantwortungsvolle Leute“, die sich um ihre Immobilie wie ihre eigene kümmern.

Der Bergisch Gladbacher Immobilienmakler Heinz P. Hinterecker lacht laut auf, als er Mietpreis und Lage und hört. „Wer an sowas glaubt, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.“ Aber Hinterecker hat eine weniger lustige Erklärung für die Wunschgläubigkeit. „Viele Wohnungssuchende sind verzweifelt, haben sich schon so viel Schrott für viel Geld angesehen - warum nicht mal Glück haben und ein absolutes Schnäppchen finden?“ Im Großraum Köln sei die Nachfrage riesig und der Markt teilweise verrückt.

Kopie des Ausweises verlangt

Und zu verlieren haben Stefan K. und Eva M. doch nichts. Anschauen kostet ja nichts. In der Folge werden fleißig E-mails geschrieben. Die Sprache wechselt auf Englisch. Lina Moliner, so heißt die angebliche Besitzerin, entschuldigt sich für die späte Beantwortung der Mails, aber ihr Leben sei voll mit Arbeit und den Kindern. Der Kontakt zur ISAR Real Estate mit der Agentin Kerstin Smith wird hergestellt. Für weitere Schritte bräuche man aber eine Kopie des Personalausweises.

In München gibt es tatsächlich eine „Isar Estate“ Immobilienagentur. Und der Anruf dort wird interessant. Unternehmenschef Christian Dürr will auf die Anfrage der Zeitung aus dem Rheinland persönlich antworten, denn in der Vergangenheit hätten sich Anrufe gehäuft, die sein Unternehmen mit seltsamen Mietangeboten in Verbindung gebracht hätten. „Keine Ahnung, wie es zu der Namensähnlichkeit kommt“, sagt Dürr. Klar sei für ihn, dass da eindeutig Betrüger am Werk seien. „Das ist natürlich für uns extrem ärgerlich.“

Bergisch Gladbach: Die Traumwohnung schien so nah

Kerstin Smith von der falschen ISAR Real Estate schickt dem Ehepaar nach Erhalt der Daten des Personalausweises nun ein Exposé der Wohnung. Die Wohnung ist ein Träumchen. 89 Quadratmeter mit einer ganz entzückenden Terrasse. Und es gibt einen Besichtigungstermin. Die Traumwohnung, das Schnäppchen, scheint so nah. Dann kommt allerdings der Haken. Es gibt bereist vier weitere Interessenten, denen vor ihnen die Wohnung gezeigt wird.

„Tja, das war es dann wohl“, denken sich Stefan K. und Eva M., denn einer von den vieren wird ganz sicher zuschlagen. Aber da gibt es noch eine Möglichkeit: Wenn 2100 Euro (eine Monatsmiete und die Kaution) im Voraus gezahlt werden, gibt es einen exklusiven Besichtigungstermin inklusive der Möglichkeit die Wohnung verbindlich zu mieten - und dann werden die 2100 Euro angerechnet. Also wieder nichts zu verlieren, oder?

Betrüger sehen es immer häufiger auf Personalausweisdaten ab

Die Verbraucherzentrale beobachtet die verschiedenen Tricks auf dem Wohnungsmarkt und stellt in einer Broschüre nüchtern fest: „Die Betrugsmaschen werden immer raffinierter und vielfältiger.“ Und die Vorkasse für den exklusiven Besichtigungstermin ist ein sehr beliebter Trick. Immobilienmakler Hinterecker. „Sowas macht kein seriöses Unternehmen.“ Und die Verbraucherzentrale weist auch darauf hin, dass Betrüger es immer häufiger auf die Daten des Personalausweises abgesehen hätten. Diese Daten haben Stefan K. und Eva M. übermittelt, überwiesen haben sie nichts.

Der schöne Traum vom Schnäppchen platzt endgültig, als Stefan K. und Eva M. sich auf die Suche nach ihrer Traumimmobilie machen. Tatsächlich gibt es das Haus. Aber eine freie Wohnung gibt es dort nicht. Stefan K.: „Wir haben das Geld Gott sei Dank nicht überwiesen.“ Und ob da noch etwas wegen des Personalausweises komme, könne man jetzt nur abwarten. Der Immobilienmakler rät den beiden, unbedingt Anzeige zu erstatten. Dazu rät auch die Verbraucherzentrale.

Stefan K. und Eva M. haben Anzeige erstattet und sind weiter auf Wohnungssuche. Zurück in der realen Angebotswelt. 3-Zimmer-Wohnungen mit Terrasse in guter Lage um die 2000 Euro, oder dunkle, laute Behausungen für immer noch 1000 Euro.

Den Glauben an ein Schnäppchen, den haben die beiden verloren. Aber andere in diesem Meer der Wohnungssuchende vielleicht nicht - und solange wird es immer eine Frau Smith geben, die es in Wirklichkeit nicht gibt.