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Rhein-ErftBesonderer Pavillon bietet in Elsdorf mehr Schutz gegen Automatensprengung

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt einen Pavillon, in dem ein Geldautomat steht.

Besonders stabile Pavillons sollen verhindern, dass bei Sprengungen größere Gebäudeschäden entstehen.

Mit wirkungsvollen Maßnahmen machen es die Banken den Sprengern von Geldautomaten immer schwerer.

Die Vorwürfe wiegen schwer: Immer öfter werden nach Bekanntwerden von Geldautomatensprengung in der Öffentlichkeit auch die Banken für die Sperrungen verantwortlich gemacht. Die Geldinstitute würden es den Tätern zu leicht machen, sie seien ja versichert, bekämen die Schäden sowieso ersetzt – warum dann in hohe Sicherheitstechniken investieren?

Auf Anfrage berichtet allerdings die Sprecherin der Volksbank Erft, Tanja Schynke, etwas ganz anderes. Durch die Investition moderner Sicherheitstechnik sei es zuletzt gelungen, die Sprengung eines Geldautomaten in Niederaußem sogar zu vereiteln. Wie genau diese Technik funktioniert, darf die Unternehmenssprecherin natürlich nicht kommunizieren. Doch häufig passiert es inzwischen, dass die Geldautomaten-Sprenger leer ausgehen.

Das Bild zeigt einen Pavillon vor einer Bankfiliale.

Der erste Pavillon im Rhein-Erft-Kreis hat die Volksbank in Elsdorf aufgestellt.

Ein Baustein im Sicherheitskonzept sind dabei vielleicht auch die neuen 30 Tonnen schweren Stahlbeton-Pavillons, mit dem die Volksbank für den SB-Bereich bereits ihre Filialen in Elsdorf, Grevenbroich-Kapellen und Grevenbroich-Neuenhausen ausstaffiert hat.

Bei einer Sprengung zerstört die Wucht der Explosion in der Regel nicht nur den Geldautomaten, sondern auch die betroffene Bankfiliale. „Glasfronten gehen zu Bruch, Mauerteile fliegen durch die Luft, ganze Gebäudeteile werden massiv beschädigt“, erklärt Schynke.

Der Sicherheitspavillon sei so konzipiert, dass eine etwaige Sprengung keine größeren Schäden an den umliegenden Gebäuden verursacht. „Das heißt, die Hülle des Pavillons soll der Sprengkraft widerstehen beziehungsweise standhalten“, erklärt sie.

Trotz Sprengung kommen die Täter kaum noch an Bargeld

Diese speziellen Pavillons sollen bei einer Explosion die Sprengkraft nur innerhalb des Raumes ausbreiten und dadurch umliegende Gebäude und damit auch Personen schützen. Trotz der Sprengung würden die Täter nicht an das Bargeld kommen. „Sie gehen dabei leer aus“, sagt Schynke.

Inklusive der Technik kosten die Pavillons pro Stück etwa 150.000 Euro, so die Sprecherin. Der Pavillon werde fertig geliefert. Wenn alle notwendigen baulichen Vorbereitungen getroffen seien, können der Bau innerhalb eines Tages aufgestellt werden. Wenige Tage später könne er dann in Betrieb genommen werden. „Von außen sind diese massiven Betonquader allerdings nicht als Besonderheit zu erkennen - einzig, dass sie losgelöst vom Rest des Gebäudes stehen“, sagt Schynke.

Ob sie das Ende der Automatensprengungen einläuten, vermag sie allerdings nicht zu prophezeien. An den Präventions- und Sicherheitskonzepten sind ja seit Jahren mehrere Behörden und Institute beteiligt. Sehr eng ist unter anderem die Zusammenarbeit mit der Polizei. Doch alle Präventions- und Sicherheitsmaßnahmen konnten nicht verhindern, dass zuletzt Mitte Januar ein Geldautomat in einer Filiale der Volksbank in Kerpen-Horrem gesprengt wurde. Ob die Täter dabei Geld erbeuteten, wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.

Das Bild zeigt die Sprecherin der Volksbank Erft, Tanja Schynke.

Sprecherin der Volksbank Erft: Tanja Schynke.

Eine Sprecherin des Landeskriminalamts erklärte, dass die Angriffe auf Geldautomaten für die Polizei in Nordrhein-Westfalen nach wie vor ein strategisches Schwerpunktthema seien. „Wir schöpfen hier alle Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung dieser Taten aus“, sagt die Sprecherin. Dazu gehöre unter anderem auch der Einbau von Vernebelungsanlagen und der Einsatz von Geldfärbemitteln.

Bereits im Juni 2023 hat das LKA die zuvor zentralen Ermittlungskapazitäten der Spezialeinheit EK HEAT auf sechs polizeiliche Großbehörden ausgeweitet. Die seinerzeit im Innenministerium NRW eingerichtete SoKo BEGAS hat dafür die Polizeipräsidien Bielefeld, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Köln und Münster mit der Einrichtung eigener Ermittlungskommissionen beauftragt, die in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich die Ermittlungen übernehmen.

Anzahl der Sprengungen ging 2024 zurück

Der Erfolg der intensiven Zusammenarbeit zeichnet sich längst ab. Gab es im Jahr 2023 in NRW noch 106 Geldautomatensprengungen – davon fünf im Rhein-Erft-Kreis, sank die Zahl in NRW im vergangenen Jahr um mehr als die Hälfte auf 40 Angriffe – zwei davon im Rhein-Erft-Kreis.

„Wir hoffen, dass auch die massiven Stahlbetonpavillons und die neuesten Sicherheitsstandards dazu beitragen, um Kriminellen die Lust an einem möglichen Einbruch oder einer Sprengung schon im Vorfeld zu nehmen“, sagt Schynke. Froh seien sie darüber, dass bei den bisher vollzogenen Sprengungen auf ihre Geldinstitute keine Menschen zu Schaden gekommen seien. „Die neuen Pavillons schützen die Menschen jetzt vor Ort, die Bauweise minimiert zudem das Schadensrisiko im Umfeld im Fall einer Sprengung.“