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Brückenschlag nach IsraelBedburg freut sich über neue Städtepartnerschaft

Lesezeit 3 Minuten

Blick aus dem einstigen Familiensitz auf das Bedburger Schloss: Yossi Meiri (2.v.l.) zeigte bei einem Besuch im März 2019 seinen Kindern Noam, Omer und Lior das heutige Bedburger Rathaus.

Bedburg – Kaum eine Städtepartnerschaft dürfte so schnell geschlossen worden sein wie diese: Nur gut anderthalb Jahre nach den ersten zarten Kontakten unterzeichneten am Mittwochmittag Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach und Hagar Perry Yagur , die Bürgermeisterin der israelischen Stadt Pardes Hanna-Karkur, den Vertrag, der die internationale Freundschaft besiegelt. „Wir freuen uns und sind stolz auf die Partnerschaft“, ließ Hagar Perry Yagur mitteilen. Der Bedburger Hauptausschuss hatte der Verbindung erst am Vorabend geschlossen zugestimmt.

Bürgermeisterin Hagar Perry Yagur (l.) und Bürgermeister Sascha Solbach gemeinsam mit Anna Noddeland, zuständig für Europaangelegenheiten, bei der Vertragsunterzeichnung.

„Das ist eine spannende Stadt in einem spannenden Land mit einer historischen Verbindung zu unserer Stadt“, sagte Solbach. Er freue sich über den Brückenschlag, der verbunden sei mit „einem unrühmlichen Kapitel unserer Geschichte“ – in Pardes Hanna-Karkur leben die Nachfahren der Familie Franken, die bis 1938 in Bedburg lebte. Ihr Haus wurde über Jahrzehnte bis vor einigen Wochen von der Stadt als Rathaus genutzt.

Kindheit in Bedburg

Im März 2019 besuchte Yossi Meiri mit seiner Frau Efrat und seinen drei Kindern das alte Haus, das einst seinem Urgroßvater Hermann Franken gehörte, aber auch den jüdischen Friedhof und den einstigen Standort der Synagoge in der Innenstadt. Meiris Großmutter Bertha Franken verbrachte ihre Kindheit in Bedburg. „Die Chemie zwischen der Familie und Vertretern des Geschichtsvereins und der Stadt stimmte sofort“, sagt Gabriela Leibl, Pressesprecherin der Stadt Bedburg. „Das waren bewegende und fröhliche Stunden.“

Hannas Obstgarten

1969 entstand aus zwei Siedlungen die Stadt Pardes Hanna-Karkur. Pardes Hanna bedeutet „Hannas Obstgarten“ – die Siedlung wurde 1929 zum Siedlungsanbau gegründet. Benannt wurde sie nach Hannah Rothschild (1815-1864), der Tochter von Nathan Mayer Rothschild, einem Bankier aus der Frankfurter Rothschild-Dynastie. Karkur entstand schon 1913. Das Unternehmen Ahuzat London gründete hier eine Siedlerkolonie. Die Stadt gilt als Anziehungspunkt für Künstler und Kreative. (dv)

Aus den freundschaftlichen Gesprächen wuchs schnell der Gedanke, eine Partnerschaft zwischen der Heimat der Meiris und Bedburg zu knüpfen. Solbach sieht nun die Chance zu vielen Projekten etwa an Schulen, um den Nationalsozialismus mit israelischen Partnern aufzuarbeiten. Und es gebe auch schon Kontakte nach Israel: Im Rahmen des Programms Startupnation habe man Verbindungen zu israelischen Hightech-Unternehmen geknüpft.

„Bedburg öffnet sich der Welt“

Die Bedburger Politiker begrüßten durchweg die Partnerschaft zu Pardes Hanna-Karkur, das nur wenige Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt liegt und rund 47.000 Einwohner hat. „Bedburg öffnet sich der Welt“, lobte etwa Jochen vom Berg von den Grünen, und Rudolf Nitsche (SPD) hofft auf „positive Akzente in einer freundschaftlichen Zusammenarbeit“.

Die Stadt hat das Haus der Familie Franken lange als Rathaus genutzt.

Michael Stupp (CDU) verwies zudem auf bereits früher geknüpfte Kontakte zu Zeiten der Bürgermeister Willy Harren und Gunnar Koerdt. Schwierige Themen sollen auch von Bedburger Seite angesprochen werden. So verwies Stefan Merx (FWG) etwa auf die Siedlungspolitik Israels. Eine ähnlich anspruchsvolle Partnerschaft unterhält im Kreis die Stadt Kerpen mit Oswiecim in Polen, dem früheren Auschwitz.

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Bis Mittwoch unterhielt Bedburg lediglich eine innerdeutsche Partnerschaft zu Vetschau im Osten des Landes.

Laut Solbach besteht nun zudem der Wunsch, eine weitere Partnerschaft Bedburgs innerhalb Europas zu gründen. Man habe die Benelux-Region dabei im Blick.