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Brücke der VerständigungGedenktafeln erinnern an jüdisches Leben in Bedburg

Lesezeit 3 Minuten

Im späteren Rathaus am Markt lebte bis 1938 die angesehene jüdische Kaufmannsfamilie Franken.

  1. Das Rathaus am Markt war früher Wohnsitz der jüdischen Familie Franken
  2. In der Progromnacht wurden sie nach Dachau deportiert
  3. Nun soll eine Gedenktafel an Sie erinnern

Bedburg – Das Rathaus am Marktplatz war, bevor es seiner heutigen Nutzung zugeführt wurde, Wohnsitz der jüdischen Kaufmannsfamilie Franken. Eine Gedenktafel an dem Gebäude erinnert an die Geschichte des nach den Novemberpogromen 1938 ins Konzentrationslager Dachau deportierten Albert Franken, der bis dahin mit seiner Mutter Frieda dort lebte. Diese und zwei weitere Gedenktafeln an jüdisches Leben in Bedburg wurden jetzt an den historischen Stätten in der Stadt angebracht.

Jakob Levy war das erste Opfer der Judenverfolgung in Bedburg. Der verheiratete Levy wurde von einem Denunzianten eines Verhältnisses zu einer Nichtjüdin bezichtigt, was nach den Nürnberger Gesetzen verboten war. Levy beteuerte, dass es lediglich zu Zärtlichkeiten gekommen sei, wie in einem Vernehmungsprotokoll vermerkt ist. Er nahm sich 1938 im Gefängnis an der Schützenstraße das Leben und wurde auf dem benachbarten jüdischen Friedhof an der Kölner Straße bestattet. Dort wurde jetzt auch die Tafel zu Jakob Levys Gedenken angebracht.

Gedenktafeln am jüdischen Friedhof, an der Nepomuk-Brücke (Bild) und am Rathaus erinnern an die jüdische Geschichte in der Stadt.

Die dritte Plexiglastafel, angebracht an der Nepomukbrücke unweit des Marktes, erinnert an Hans Sabel. 1912 in Bedburg geboren, war er Sohn des Bedburger Organisten, Freund von Hans Münchhausen und später Musikprofessor in Trier.

Münchhausen, 1916 in Oberhausen geborener Neffe von Albert Franken, verbrachte viele Sommerferien bei seinem Onkel in Bedburg und war in den Zeiten als Freund Hans Sabels häufig zu Gast im Haus der Sabels.Hans Münchhausen flüchtete kurz vor Hitlers Machtergreifung nach Israel und nahm den Namen Naftale Meiri an. Die Freundschaft überdauerte die Judenverfolgung und hielt bis zu Sabels Tod 2003.

Frankens Wohnsitz wurde in der Progromnacht von Nazis heimgesucht

Frankens Wohnhaus wurde, so informiert die Tafel am Rathaus, in der Pogromnacht von den Nazis heimgesucht. Die Fensterscheiben wurden eingeworfen, die Inneneinrichtung zerstört und Albert Franken festgenommen. Der 1889 in Bedburg geborene Franken überlebte das Konzentrationslager, wurde zur Auswanderung nach Israel genötigt und starb 1971 in Frechen. Nachkommen Frankens besuchten Bedburg vor 18 Jahren und versicherten, dass sie Brücken der Verständigung zu bauen versuchten.

Das griff Bürgermeister Sascha Solbach jetzt auf und knüpfte erste Kontakte für eine dauerhafte Partnerschaft mit einer Stadt in Israel. „Das Beispiel der Familie Franken zeigt die große Brutalität des Nazi-Regimes auf und ist eine Warnung an uns alle, bereits den Anfängen von Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit mit Courage zu begegnen“, sagte Bürgermeister Solbach bei der Vorstellung der Gedenktafeln.

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Die Plaketten, die auf Initiative von Heinz Obergünner, Franz Inden und Konrad Bludau vom Geschichtsverein sowie der Stadtverwaltung mit Förderung des Bundesprogramms „Demokratie leben“ angebracht wurden, sollen, wie Obergünner sagte, an die Zeit von 1933 bis 1945 erinnern, „die gerade heute wieder sehr aktuell im politischen Geschehen reflektiert werden muss“.