Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

BauvorhabenIgel-Rettung vor der Rodung im Bedburger Schlosspark

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau in Winterkleidung trägt einen Igel, der auf Laub liegt.

Dutzende Helfer suchten im Auftrag der privaten Initiative Erftigel im Schlosspark nach Igeln im Winterschlaf, bevor die Rodungen für die Umgestaltung beginnen. Bis zum Nachmittag konnten die Helfer einen Igel auffinden.

Vor dem Umbau des Bedburger Schlossparks sollen die Tiere in Sicherheit gebracht werden. Der Bedburger Bürgermeister übergab 16 Igelhotels.

Gerade mal ein Grad über Null, eine Schneedecke über den Grünflächen im Schlosspark und eine dünne Eisschicht auf dem Weiher. Unter frostigen Bedingungen machten sich freiwillige Helfer am Montagmorgen auf den Weg, um Igel aus dem Bedburger Schlosspark zu bergen. Denn das Areal soll ab dem 22. Januar umgebaut werden. „Wir wollen den Schlosspark wieder seinem historischen Vorbild annähern“, sagt Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach, als er die Helfer vor Ort begrüßt.

Eine Woche lang, bis Sonntag, 21. Januar, haben die Helfer nun Zeit, die Igel aus dem Park zu holen und sie dabei möglichst wenig im Winterschlaf zu stören. „Ich hoffe, dass es nicht zu viele Tiere sind, die geborgen werden müssen, denn das bedeutet Stress für sie“, sagt Solbach. Organisiert wird die Aktion von der privaten Initiative „Erftigel“ mit Sitz in Bergheim. Rund 30 Igel, die ihren Winterschlaf im Unterholz des Parks verbringen, so hofft Yvonne Ewerts von den Erftigeln, könne man retten.

Rettungsaktion im gesperrten Bedburger Schlosspark

Und dafür hat die Initiative nach eigenen Angaben rund 100 Freiwillige aufgetrieben, die in mehreren Tagesschichten eine Woche lang unter die Büsche schauen, selbst aus Gießen, Alsdorf oder Linnich haben sich Helfer angekündigt. Alle Freiwilligen sind mit Ausnahmegenehmigung unterwegs, denn der Schlosspark ist nach dem stürmischen Wetter der vergangenen Wochen für die Öffentlichkeit gesperrt. Zu groß ist die Gefahr umstürzender Bäume oder herabfallender Äste. Und auch der Kreis musste eine Genehmigung erteilen, dass die Igel eingesammelt werden dürfen.

Die Freiwilligen, zumeist Frauen, stochern mit Stöcken oder wühlen mit den Händen. Thomas Ewerts ist gar mit einer Wärmebildkamera unterwegs in der Hoffnung, dass auf dem Monitor durch den Temperaturunterschied ein Igel zu entdecken ist. Aber eine Vertreterin der Erftigel, die nicht namentlich genannt werden möchte, hat nicht viel Hoffnung. „Die Igel senken ihre Körpertemperatur auf etwa fünf Grad, das fällt bei einem Grad über Null Außentemperatur kaum auf“, sagt sie. Ohnehin sei es schwierig, die Tiere zu finden. „Sie graben sich ein und tun alles, um in Ruhe ihren Winterschlaf halten zu können – sie wollen ja auch gar nicht gefunden werden.“

Auch Hunde sind mit im Einsatz. Christina Beuth ist mit ihrem Bordercollie Uncas im Park. Der Hund ist nach ihren Angaben eigentlich darauf trainiert, Menschen zu finden. Doch dank gebrauchter Handtücher aus Igelpflegestellen habe sie Uncas nun auch dazu gebracht, Gerüche von Igeln zu erkennen und sie aufzustöbern. „Er legt sich dann an der Stelle hin.“

Doch bis zum späten Nachmittag gelingt es den Helfern lediglich, einen einzigen Igel zu finden. Er wird nun an anderer Stelle überwintern und auch nicht in den Schlosspark zurückkehren, weil die Arbeiten hier zwei Jahre dauern sollen. Als Dank für ihren Einsatz übergab Bürgermeister Solbach 16 Igelhäuser an die Initiative. Sie sollen den geretteten Igeln an ihren neuen Schlafplätzen beim Überwintern helfen.

Es gibt ja auch noch andere Tierarten im Schlosspark, die gerettet werden müssten.
Rolf Thiemann, Naturschutzberater

Auch Naturschutzberater Rolf Thiemann machte sich ein Bild von der Rettungsaktion. Er selbst hat nach eigenen Angaben bereits rund 20 Haselmäuse aus dem Schlosspark umgesiedelt. „Es gibt ja auch noch andere Tierarten im Schlosspark, die gerettet werden müssten, etwa die Blindschleiche, Fledermäuse oder Frösche.“ Der Fokus auf eine einzelne Tierart sei problematisch.

„Wir können nicht die ganze Welt retten“, sagt dazu die Vertreterin der Erftigel. „Aber wir können wenigstens unseren kleinen Beitrag leisten.“ Der schon länger geplante Umbau des Schlossparks, für den auch zahlreiche Bäume gefällt werden sollen, war unter anderem wegen der Igel nun in die Kritik geraten.