Im Sommer ist die Erft ein beliebtes Ziel für Kajakfahrer. Das Gewässer kann aber auch gefährlich sein. Wir erklären, was es zu beachten gibt.
Gefährliches GewässerWas beim Kajaken auf der Erft zu beachten ist
Rund ein Jahr ist der tragische Kajakunfall am Wehr in Bedburg nun her, in dessen Folge ein 16-jähriger Schüler aus Köln ums Leben gekommen ist. Zu dem Unfall kam es, obwohl der Junge einer geführten Gruppe angehörte, bei der ein erfahrener Guide um die Gefahren des Wehrs wusste.
Oft sieht man aber auch Ausflügler mit eigenen Booten oder Stand-up-Boards, die auf eigene Faust auf der Erft unterwegs sind – womöglich ohne zu wissen, welche Gefahren ihnen drohen. Aufklärende und mahnende Schilder sind selten. Wem gehört die Erft überhaupt, was darf man auf dem Fluss, was nicht, und was sollte man tunlichst unterlassen?
Wem gehört die Erft?
„Die Erft „gehört“ dem Erftverband, je nach Gebiet und Verlauf teilweise auch den Anliegenden.“ Sagt der Erftverband. Das betrifft aber nur das Grundstück, nicht das Wasser selbst, wie der Kreis betont. Ein fließendes Gewässer, die „fließende Welle“, könne niemandem gehören. Die Behörden können aber vorgeben, wer wie viel Wasser der Erft entnehmen darf, etwa Landwirte zur Bewässerung ihrer Felder.
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Darf man in der Erft schwimmen?
Die Erft ist kein ausgewiesenes Badegewässer, man darf trotzdem überall dort baden, wo es nicht verboten ist. Verbotsschilder findet man jedoch kaum. Im Bereich beispielsweise zwischen dem Angelpark in Zieverich bis kurz vor dem Wehr in Bedburg-Broich ist ein Naturschutzgebiet und ab dort ein Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen – Baden verboten, zum Schutz der Natur. Das gilt auch für Vierbeiner. „Durch das Badeverbot für Hunde sollen Störungen der Wasservögel und wassergebundenen Tiere vermieden werden“, sagt Claudia Barleben vom Rhein-Erft-Kreis.
Wirklich empfehlenswert wäre ein Bad ohnehin nicht. „Wie bei allen natürlichen Gewässern muss mit Bakterien, Viren und ähnlichen Spurenstoffen gerechnet werden, die gegebenenfalls zu gesundheitlichen Schäden führen können“, sagt Ronja Thiemann vom Erftverband. Die Leptospirose etwa ist eine Infektionskrankheit, die zwar sehr selten ist, aber auch in der Erft lauern kann.
Darf man Bötchen fahren?
Nicht ohne Weiteres, und mit Motor schon mal gar nicht. Wenn, dann ist nur Paddeln erlaubt. Nebenarme der Erft dürfen grundsätzlich nicht befahren werden. Zwischen Bliesheim und Bergheim darf die Erft nur bei einem Wasserstand von mindestens 70 Zentimetern befahren werden.
Gerade im genannten Natur- und Landschaftsschutzgebiet zwischen Bergheim und Bedburg ist das Fahren mit Kajaks, Kanus, Schlauchbooten und Stand-up-Boards zwar besonders interessant, weil der Fluss dort dank der Einleitung von Sümpfungswasser aus dem Tagebau Hambach ab Kenten immer ausreichend Wasser führt.
Aber einfach bei Sonne satt ein Bötchen aufs Wasser setzen, das geht nicht: Vom 1. April bis zum 31. August, also während der Nist- und Brutzeit, ist das Befahren zwischen Angelpark und dem Broicher Wehr – von einem kleinen Streckenabschnitt abgesehen – im Prinzip verboten.
Ausnahmen sind Bootsgruppen mit registrierten Führern, für die Auflagen etwa zur Zahl der Boote, der Fahrten und zu den Abfahrtzeiten gelten. Ein- und Ausstiege sind laut Kreis nur an der Zievericher Mühle, dem Wehr in Bedburg und in Broich erlaubt.
Auch für den Kanuklub Bergheim gelten in dieser Zeit Einschränkungen. Paddler sollten es tunlichst vermeiden, in die Uferböschungen zu fahren. Wer privat im Naturschutzgebiet unterwegs ist, muss seine Fahrt beim Kanuklub Bergheim anmelden. Der Verein soll darauf achten, dass es nicht zu übermäßig vielen Fahrten kommt – und dass die Bootsfahrer wissen, worauf sie sich einlassen.
Welche Gefahren drohen?
Die Wehre in der Erft sind laut Erftverband „unfahrbar und lebensgefährlich“. Schwimmer und Paddler sollten niemals über die Staustufe geraten. Wer im Kajak oder Kanu unterwegs ist, muss hier zwingend ausbooten und das Boot um das Wehr tragen. Die starke Rückströmung und die Wasserwalze sind nicht die einzige Gefahr.
Das Wasser wird beim Sturz die Staustufe hinab derart aufgewühlt, dass es sehr viel Luft aufnimmt. Dadurch verliert das Wasser an Dichte, es trägt nicht mehr. „Man kann in diesem Wasser nicht schwimmen“, heißt es beim Erftverband. „Man geht unter wie ein Stein.“ Auch eine Schwimmweste hilft nicht. Hinzukommt die starke Strömung, die einen immer wieder zum Wehr in die Wasserwalze zieht.