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Angriffe auf RetterEin „Gefühl der Angst und Bedrohung“ im Wohnpark Ahe in Bergheim

Lesezeit 3 Minuten
Ein Feuerwehrfahrzeug steht in der Dunkelheit auf einer Straße zwischen Mehrfamilienhäusern, Rettungskräfte und eine Menschengruppe sind zu sehen.

Bei einem Einsatz im Wohnpark Ahe wurden in der Silvesternacht Rettungskräfte mit Böllern beworfen, die Polizei musste die Feuerwehrleute beschützen.

Nach den Attacken gegen Rettungskräfte in der Silvesternacht in Bergheim-Ahe fordert Ortsbürgermeister Winfried Kösters Konsequenzen.

Raketen, die gezielt auf Personen und Häuser geschossen werden; ein Stein und Böller auf Rettungskräfte; Polizisten, die Feuerwehrleute, Sanitäter und Ärzte im Dienst schützen müssen – in der Silvesternacht haben sich im Wohnpark Ahe Menschen von ihrer hässlichen Seite gezeigt. Ortsbürgermeister Winfried Kösters fordert nun Konsequenzen, damit sich die Vorfälle nicht wiederholen. „Es ist ein Gefühl der Angst und der Bedrohung entstanden“, sagt Kösters und bittet Bergheims Bürgermeister Volker Mießeler unter anderem darum, den Wohnpark in diesem Jahr von Weihnachten bis Neujahr zu einer „böllerfreien Zone“ zu erklären.

An Silvester war um 21.50 Uhr ein Rettungswagen, dessen Besatzung unterwegs zu einem internistischen Notfall im Wohnpark war, aus einer Menschengruppe heraus „mit einem Stein oder Böller“ beworfen worden, sagt Sebastian Draxl, Pressesprecher der Feuerwehr Bergheim. Die Polizei habe den Rettungswagen mit dem Patienten aus dem Wohnpark hinaus eskortieren müssen. „Der Wohnpark ist eine große Sackgasse, und wenn die Menschenmenge auf der Straße nicht so Platz macht, wie man das gewohnt ist, wird das zum Problem.“

Böller explodiert zwischen den Einsatzkräften im Wohnpark Ahe

Beim zweiten Einsatz im Wohnpark – einem Balkonbrand kurz vor Mitternacht – war Draxl selbst dabei. „Vorher stand schon die Entscheidung fest, dass die Polizei bei einer weiteren Fahrt in den Wohnpark auf jeden Fall mit dabei sein sollte.“ Während der gesamten Einsatzdauer musste die Feuerwehr „durch starke Polizeikräfte abgesichert werden, da es immer wieder zu Böllerwürfen aus Personengruppen heraus in die Einsatzstelle kam“, teilte die Feuerwehr später mit.

Ein Böller zündete gleich neben Draxl, der sich mit Polizisten zwischen den Löschfahrzeugen befand. „Ich bin dann einfach nur weggesprungen“, sagt der Feuerwehrmann. „Solche Angriffe sind für uns neu. Die Anspannung ist dann selbst bei einem Balkonbrand, der ja zum Feuerwehralltag gehört, eine ganz andere.“ Nach Angaben der Polizei wurde bei beiden Einsätzen niemand verletzt.

Das ist verachtenswert und muss endlich aufhören!
Bürgermeister Volker Mießeler

Schon im Mai war es im Wohnpark zu einem Vorfall gekommen: Zwei Mitarbeiter des Ordnungsamts waren auf Routinestreife unterwegs, als eine Bierflasche auf ihren Wagen geworfen wurde und das hintere Beifahrerfenster durchschlug. Der Täter entkam.

Bürgermeister Mießeler äußerte sich gleich an Neujahr zu den Auswüchsen in der Silvesternacht. Es mache ihn „vollkommen fassungslos, wütend und traurig, wenn Rettungsfahrzeuge mit Steinen beworfen werden und während des Einsatzes von der Polizei begleitet und gesichert werden mussten“. Und weiter: „Mit solchen hirnlosen Aktionen wird die Gesundheit unserer Einsatzkräfte und derer, die ihre Hilfe dringend benötigen, in Gefahr gebracht. Das ist verachtenswert und muss endlich aufhören!“

Ahes Ortsbürgermeister wurde nach eigenen Angaben schon seit Weihnachten gehäuft von Menschen angesprochen, die sich über Lärm durch permanentes Abfeuern von Feuerwerkskörpern beschwerten, vor allem in der Anonymität der Dunkelheit. „Es wurden aber nicht nur Lärmbelästigungen beklagt, sondern auch direkte Bedrohungen, so zum Beispiel, dass Böller in Menschengruppen und auf Balkone geworfen worden sein sollen“, sagt Winfried Kösters. „Mir ist von verletzten Personen berichtet worden.“

Er sei sich sicher, dass 99 Prozent der Menschen in Ahe dieses Verhalten ablehnten. Aber: „Die wenigen, die sich hier im wahrsten Sinne asozial verhalten, terrorisieren hier ein Quartier im Stadtteil Ahe.“ Auch sei beobachtet worden, dass Personen außerhalb von Ahe in den Ort gekommen sind, um hier für Unruhe zu sorgen.

Kösters hat beim Bürgermeister nun neben dem Böllerverbot auch eine Flugblattaktion, eine gemeinsame Veranstaltung von Ordnungsamt und Polizei wie zuletzt im November und auch eine Verstärkung der mobilen Jugendarbeit angeregt. „Es drängt sich der Eindruck auf, dass jugendliche Menschen ihre Perspektiv- und Bedeutungslosigkeit mit Knallereien aufpolieren wollten“, sagt Kösters. Die Polizei und die Stadt Bergheim, die um Stellungnahmen gebeten worden waren, äußerten sich zunächst nicht.