Missbrauch in BergheimDarum veröffentlichte die Polizei erst jetzt ein Fahndungsfoto
Bergheim – Im Juni 2020 soll ein bislang unbekannter Mann in einem Park in der Nähe des Bergheimer Bahnhofs eine damals 13-Jährige sexuell missbraucht haben. Öffentlich geworden ist der Fall jedoch erst jetzt, knapp zwei Jahre nach der schrecklichen Tat: Vor zehn Tagen hatte die Polizei ein Foto des mutmaßlichen Täters veröffentlicht. Er soll das Mädchen damals aufgefordert haben, sexuelle Handlungen an ihm vorzunehmen.
Warum hat die Polizei das Foto erst jetzt veröffentlicht? Diese Frage stellten sich Leserinnen und Leser nach unserer Berichterstattung, und auch auf der Facebook-Seite der Polizei herrschte Unverständnis über diesen späten Schritt. Behördensprecher Held versichert, dass es bei der Polizei keine Versäumnisse gegeben habe. Erst Monate nachdem das Mädchen den Polizeibeamten geschildert hatte, was der unbekannte Mann ihr in dem entlegenen Park am Abend des 3. Juni 2020 angetan hatte, erhielten die Ermittler den Hinweis auf das Handy – worauf später das Foto des Mannes gefunden wurde.
Warum das Mädchen den Ermittlern nicht selbst davon erzählt hat, sagt Held nicht – aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes.
Handy gehört nicht der Jugendlichen
Da es ihr aber nicht selbst gehörte, musste erst geklärt werden, wer der Eigentümer ist – und als das feststand, konnten die Polizisten das Mobiltelefon als Beweismittel sicherstellen und nach der Einverständniserklärung eines Angehörigen des Mädchens einen Beschluss erwirken, die Daten zu sichern.
Was sie nicht ahnten: Das Gerät war nicht mehr funktionstüchtig. Da es sich um ein älteres Modell handelte, sei es schwierig gewesen, die erforderlichen Ersatzteile zu beschaffen und es zu reparieren, sagt Polizeisprecher Held. „Erst im Anschluss der Instandsetzung war es möglich, das Handy durch Fachleute der Polizei einzuschalten und die darauf befindlichen Daten zu sichern und aufzuarbeiten. Anschließend war die Datenauswertung möglich, die dann zum Auffinden des Fahndungsbildes geführt hat.“
Rhein-Erft-Polizei gleicht Foto mit Datenbanken ab
Zunächst haben die Beamten das Foto mit anderen Fotos polizeibekannter Straf- und vor allem Sexualstraftäter abgeglichen. Als dies schließlich nicht zum Erfolg führte, hätten sich seine Kollegen zur Öffentlichkeitsfahndung entschlossen, so Held. Dafür ist allerdings ein richterlicher Beschluss erforderlich – das Gericht prüft auf Antrag der Staatsanwaltschaft, ob tatsächlich alle anderen zur Verfügung stehenden Ermittlungsansätze ausgeschöpft worden sind. Schließlich seien die Persönlichkeitsrechte in der Verfassung als ein hohes Gut verankert, auch dann, wenn es sich um einen gesuchten mutmaßlichen Straftäter handele.
Am 11. März schließlich habe ein richterlicher Beschluss zur Öffentlichkeitsfahndung vorgelegen, berichtet Held, „den die Polizei Rhein-Erft-Kreis zeitnah umgesetzt hat“. Drei Wochen später, am 1. April wurde das im Handy gesicherte Foto durch die Pressestelle veröffentlicht.
Am Bergheimer Bahnhof verabredet
Held spricht von einer „unglücklichen Verkettung von Umständen“, die die Suche nach dem mutmaßlichen Täter erschwert habe. „Wir sind selbst nicht glücklich darüber“, versichert er. Allgemein gebe es an den Abläufen aber nichts zu kritisieren. Nach die Tat angezeigt worden sei, habe die Polizei „sämtliche Ermittlungen und Untersuchungen veranlasst und durchgeführt, die in diesem Sachverhalt möglich waren. Neben der Vernehmung der Geschädigten und sämtlicher Zeugen sowie Auskunftspersonen waren das auch Maßnahmen zur Identifizierung des Täters“. Dazu habe neben der Spurensicherung auch die Auswertung möglicher DNA-Spuren gehört.
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Das damals 13-jährige Mädchen hatte den Tatverdächtigen nach Erkenntnissen der Ermittler über die Internetplattform „connected2.me“ kennengelernt. Noch am selben Tag hätte es sich abends am Bahnhof in Bergheim mit dem jungen Mann verabredet. In dem nahe gelegenen Park habe der Täter die 13-Jährige aufgefordert, sexuelle Handlungen an ihm vorzunehmen. Als sie sich weigerte, habe er sie mit Gewalt dazu gezwungen. Danach sei er geflohen.
Was die Polizei zu wissen glaubt: Der mutmaßliche Täter soll am 3. Juni mit dem Zug aus Richtung Köln nach Bergheim gekommen sein und dort angeblich eine Tante haben. Hinweise erbittet das Kriminalkommissariat 11 unter 02233/520 oder per E-Mail.