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Empfang im KreishausDas haben Jungfrauen und Prinzen in ihren Täschchen

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Das Foto zeigt die Tollitäten aus dem Rhein-Erft-Kreis mit Landrat Frank Rock.

Die Tollitäten posierten auf der Bühne mit Landrat Frank Rock.

Der Höhepunkt der Session steht kurz bevor. Die Redaktion hat die Handtaschen der Tollitäten kontrolliert und Spannendes gefunden.

Es ist wohl der einzige Termin in der Session, in der die Tollitäten aus allen Kommunen zusammenkommen, um sich gebührend feiern zu lassen und den Landrat zu begrüßen. Auch in diesem Jahr waren beim Tollitätenempfang im Kreishaus wieder zahlreiche Dreigestirne, Prinzessinnen und Prinzen sowie ihr Gefolge zu Gast.

Mehr als 30 Tollitäten seien eingeladen gewesen, fast alle hätten an diesem Abend zugesagt, berichtet Kreissprecher Thomas Schweinsburg. Von den ganz kleinen bis zu den Alteingesessenen - sie alle durften einen feierlichen Einmarsch über die Treppe der offenen Galerie ins Kreishausfoyer genießen und wurden anschließend von Landrat Frank Rock auf die Bühne geholt. „Et es widder esu wigg, die schönste Zick vum Johr – die fünneftte Johreszick es do – un och unsere Tollitätenempfang!“, begrüßte Rock die Jecke.

Bergheim: Schummeln bei der Taschenkontrolle war verboten

Schon im Voraus mischten sich die Tollitäten jedoch unter das gemeine Volk, spaßten, tranken den ein oder anderen Flimm und ließen sich von der Redaktion ins Täschchen linsen. Denn was etwa die Jungfrauen im Kreis im Beutelchen mit sich tragen, hat sich der ein oder andere Karnevalsfreund wohl auch schon mal gefragt. Wir wollten es ganz genau wissen - Schummeln war bei dieser Aufgabe strengstens untersagt.

Jungfrau Alexia (Sascha Schamper) vom Brühler Dreigestirn Blau-Gold ist zwar 49 Jahre alt, aber zuliebe ihrer anderen beiden Tollitäten rundete sie auf 50 auf. Sie verstaute etwa ihre „verdreckten Handschuhe“ in ihrem Beutel, war ansonsten aber unspektakulär mit Handy und Schlüssel unterwegs. Wo ihr Lippenstift sei? „Den brauche ich nicht mitzunehmen. Ich habe Maybelline, den trage ich einmal auf und der hält den ganzen Abend“, gab sie preis. Hier kann sich die ein oder andere Ehefrau noch etwas abschauen.

Brühler Dreigestirn hatte einen „Schminkkoffer“ dabei

Ein Schminkköfferchen hatte das Dreigestirn, angeführt von Prinz Benny I. (Benjamin Kamarakis, 40) und komplettiert durch Bauer Ralf (Schönenberg, 60), dennoch dabei: Im Inneren befanden sich allerdings zahlreiche Fruchtlikörchen vom Brühler Spirituosen-Produzenten Flimm. „Das ist die beste Schminke, wenn man genug davon zu sich nimmt, sehen alle schön aus“, erklärten sie.

Prinzessin Nicole I. (Cramer) von der KG Mir sin Jeck Hürth-Berrenrath versteckte schnell ihre Zigaretten bei der redaktionellen Inspektion. Dafür präsentierte sie eine „gestrickte Kartoffel“, die sie zu ihrer Prinzessinnenvorstellung erhalten habe.

Ihre Pins haben die 45-Jährige und ihr Gefolge aus sechs Hofdamen und einer Prinzessinnenführerin im Stil einer venezianischen Maske entworfen. „Venedig ist mein Thema. Und der Gardasee. Da fahren wir alle Mann, Frau und Hund gemeinsam regelmäßig hin in den Urlaub“, verriet sie.

Kinderprinz Franek (10) von der Ortsgemeinschaft Dansweiler dagegen trug einen besonderen Gegenstand zwar nicht in der Tasche mit sich herum. Sein Zauberwürfel war aber trotzdem an diesem Abend dabei. „Ich hab irgendwann nach der Schule damit angefangen und jetzt spiele ich ständig damit“, verriet er. Kinderprinzessin Lena I dagegen trug in ihrem Beutel neben Spiegel und den Handschuhen einen Zettel mit einer selbstgeschriebenen Rede. „Wenn ich mal irgendwo auftrete, kann ich die aufsagen“, erklärte die 11-Jährige.

Jungfrau Carla (12) von der Bürgergarde Hürth/Prinzengarde Rot-Weiss Hürth dachte ähnlich praktisch: Sie hatte in ihrem Beutel ein Lätzchen dabei, damit sie ihr Ornat beim Essen nicht bekleckert.

Ganz spartanisch hatte sich dagegen der Kinderprinz Noah von der Großen Wesselinger Karnevalsgesellschaft ausgestattet: „Mein Beutelchen ist leer“, sagte der Neunjährige und bewies es, indem er besagtes Täschchen geöffnet in die Kamera hielt. Nur ein Taschentuch trug er mit sich.

Tollitäten fuhren mit dem Wohnmobil vor

Die größte Tasche an diesem Abend hatte wohl das Dreigestirn der Karnevalsfreunde Oberaußem dabei: Prinz Marvin (Fuchs, 30), Bauer Micha (Michael Schmitz, 54) und Jungfrau Tomalla - „wie Sophia Thomalla, nur ohne H“ - (Tom Taxacher, 27), waren direkt mit einem Wohnmobil angereist. Darin enthalten war unter anderem ein Kühlschrank, in dem sich das Bier stapelte und eine geheime Süßigkeitenschublade.

Jungfrau Tomalla verriet zudem, was sie im BH trug: Eine Socke und ein Ball aus einem Spieleparadies, die in ehrenvoller Verantwortung von Jungfrau zu Jungfrau vererbt würden.

Kerpen: Glücksbringer von den Frauen und der Tochter

Prinz Danel I. (Danel Frohmann, 35), Bauer Pat (Patrick Höschler, 36) Jungfrau Sissi (Christian Weck, 34), das Dreigestirn des Festkomitees der Stadt Kerpen, konnten neben Halsbonbons und Haarklammern auch je einen Glücksbringer pro Tasche vorweisen. Der stamme, so hieß es, von den Ehefrauen. Ob nun von allen gemeinsam oder von der jeweils anderen oder doch von der eigenen - darüber gab es unterschiedliche Aussagen.

Eine besonders liebenswerte Geschichte konnte Pinz Danel I. aber noch zum Besten geben, als er den Glücksstein seiner fünfjährigen Tochter zeigte: „Den hat sie mir gegeben, damit in der Session alles glattläuft“, sagte er sichtlich gerührt.

Weil sie alle Mitglieder im Löschzug Elsdorf seien, trug Jungfrau Julia (Julian Hemmersbach, 26) von der KG Fidelio Elsdorf eine zum Spiegel umgebaute Feuerwehr-Kelle. Prinz Frank II. (Schirmer, 49) trug sein Handy im Ärmel und Bauer Dustin (Sinthern, 29) versteckte einen Flimm in seinem Dreschflegel. Die Geheimkammer habe er extra anfertigen lassen.

Besonders kreativ war das Dreigestirn der Bedburger Narrenzunft: Prinz Karl I. (Carsten Esser, 47), Bauer Lars (Dresen, 49) und Jungfrau Andrea (Andreas Hünten, 47), die sich als echte Dame zierte, ihr wahres Alter preiszugeben und somit auf 32 Jahre geschätzt wurde. Sie hatten eigens Sticker anfertigen lassen, auf denen sie als Karikaturen abgebildet waren.