Die Alpakas auf dem Hof von Sophie Abels haben ihren eigenen Kopf und können beim Alpaka-Yoga richtig zutraulich werden.
Außen kuschlig, innen ruhigEin Besuch auf dem Alpaka-Hof von Sophie Abels in Bergheim

Die Tiere sind neugierig, aber Menschen gegenüber zunächst zurückhaltend.
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Allein ihr Anblick verzaubert: Zufrieden spazieren die zehn Alpakas von Sophie Abels (40) über die Wiese. Immer wieder senken sie ihre Köpfe, um einige Grashalme abzuzupfen, bleiben für einen Augenblick kauend stehen, bevor sie den nächsten Happen nehmen.
Betriebsamkeit kommt in die Herde, wenn Sophie Abels zur Weide kommt. Einem stillen Kommando folgend drehen die Alpakas fast gleichzeitig ihre Köpfe, verfolgen jede Bewegung der 40-Jährigen und eilen schließlich zum Gattertor.
Sie sind irgendwie auch alle meine Babys.
Wie Kinder, die ihre Mutter umringen, heißen die Alpakas ihre Halterin willkommen, die ihnen etwas Futter mitgebracht hat. „Sie sind irgendwie auch alle meine Babys“, sagt die 40-Jährige lachend. Ein Leben ohne ihre Alpakas könne sie sich nicht mehr vorstellen.

Wenn Halterin Sophie Abels auf die Wiese kommt, umringen die Tiere sie sofort und begrüßen sie herzlich.
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Es ist nicht nur dieses herzliche Begrüßungsritual, das die 40-Jährige an ihren Haustieren so liebt. „Alpakas sind wie Delphine auf vier Beinen“, erklärt sie. „Diese Tiere strahlen eine Ruhe aus, die einfach ansteckend wirkt.“ Ihr persönlich hätten sie zu einem inneren Gleichgewicht verholfen, von dem früher nicht gedacht habe, dass sie es einmal erreichen würde, berichtet sie.
Die gelernte Tierheilpraktikerin wollte ursprünglich nur vier Alpakas
„Das fing schon bei den Vorbereitungen an, als ich den tierspezifischen Sachkundenachweis mit einer Prüfung beim Veterinäramt absolviert habe“, erklärt sie. Ihrem Mann sei es zuerst aufgefallen. „Was ist mit dir los? Du wirkst ja völlig relaxt, total tiefenentspannt“, habe er damals angemerkt.
Das größte Glück empfinde ich, wenn ich mich zu ihnen auf die Wiese setze und einfach nur ihren Duft und ihre Gegenwart genieße.
„In Gegenwart der Alpakas bin ich einfach glücklich“, erklärt Abels. Das klinge vielleicht kitschig und übertrieben, doch es sei halt so. „Das größte Glück empfinde ich, wenn ich mich zu ihnen auf die Wiese setze und einfach nur ihren Duft und ihre Gegenwart genieße“, erklärt die gelernte Tierheilpraktikerin. Seit März 2019 hat sie die Tiere. Angedacht gewesen seien zunächst vier, gekauft habe sie sechs. „Inzwischen haben wir zehn Alpakas“, erzählt sie.
„Alpakas sind absolute Freigeister“, beschreibt sie den Charakter der Tiere. Sie beobachteten gern, wollten aber selbst bestimmen, von wem und wann sie angefasst würden. Das müssten auch die Besucher akzeptieren.
Neben den ganzen Terminen brauchen die Tiere auch Freiraum
Wenn es allein nach den Anfragen ginge, könnte Sophie Abels täglich Schulklassen, Kindergärten, Seniorengruppen, Ausflügler und Menschen mit Handicap auf dem Bauernhof begrüßen. Schon heute seien die meisten Termine für Kindergeburtstage, Junggesellenabschiede, Begegnungen und Alpaka-Wanderungen, die sie anbiete, bis in den Sommer hinein ausgebucht.
Den Tieren zuliebe dosiere sie aber die Veranstaltungen, so dass den Tieren immer noch genügend Freiraum bleibt, um eben auch ganz und gar Alpakas sein zu können. Je nach Wetterlage plant sie deswegen maximal zwei Wanderungen in der Woche ein.
Alpakas bringen Menschen von innen heraus zum Strahlen
Alpakas sind Herdentiere. Sicher und wohl fühlen sie sich in kleinen Gruppen. „Neugierig sind sie auch“, sagt Sophie Abels. Fremde auf der Alpakafarm können davon ausgehen, dass den Tieren keine einzige ihrer Bewegungen entgeht. Trotzdem bleiben sie Fremden gegenüber zunächst stets auf Distanz.

Den Weg in den Stall legen die felligen Tiere am Abend in aller Regel im Galopp zurück.
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Unter anderem beim Alpaka-Yoga wird allerdings sichtbar, wie zutraulich die Tiere werden können, wenn sie ihr Gegenüber erst einmal ins Herz geschlossen haben. „Oft liegen die Alpakas nämlich schon vor den Kursteilnehmerinnen und -Teilnehmern auf der Yoga-Matte“, lacht die Tierheilpraktikerin.
Immer wieder ist sie auch erstaunt, wenn sie sieht, wie sehr sich selbst depressive Menschen bei den Begegnungen mit den Alpakas öffnen und sich sogar Kinder mit Aufmerksamkeitsdefiziten ganz und gar auf diese Tiere einlassen und irgendwann von innen heraus zu strahlen beginnen.
„In unserer heutigen Gesellschaft glauben viele, sie würden glücklich, wenn sie sich einfach holen, was sie wollen“, erklärt Sophie Abels. Das funktioniere mit den Alpakas jedoch nicht. „Sie lehren uns, dass schon kleine Begebenheiten große Glücksmomente auslösen können, wenn sie sich zum Beispiel nähern und sich nach einer Weile einfach neben uns auf die Wiese setzen“, berichtet sie.