AboAbonnieren

Fast verhungerte AlinaRechtsmedizinerin schildert vor Gericht dramatische Entwicklung

Lesezeit 2 Minuten
bmmutterprozess

Die angeklagte Bergheimerin vor dem Landgericht in Köln

Bergheim/Köln – Zuletzt war Alina so schwach, dass sie die Gabel nicht mehr halten konnte, geschweige über die Kraft verfügte, sich fortzubewegen. „Ihr Zustand war lebensbedrohlich aufgrund einer massiven Unterernährung“, sagte Rechtsmedizinerin Sibylle Banaschak im Prozess gegen Alinas Mutter Monika S. (24, alle Namen geändert) vor dem Kölner Landgericht. Dort sitzen S. und ihr Partner wegen versuchten Mordes auf der Anklagebank.

Die leitende Oberärztin hatte Alina im August 2020 untersucht und anhand der Vorsorgeberichte festgestellt: „Alina wog mit zwölf Monaten exakt genau soviel wie mit fünf Jahren und neun Monaten, nämlich 8,2 Kilogramm.“ Bis zum vierten Lebensjahr habe sich das Kind durchaus „normgerecht“ entwickelt, keineswegs an angeborenem Kleinwuchs gelitten (wie die Mutter behauptet hätte) und auch zugenommen. Sie sei zwar zu klein und zu dünn gewesen, aber eine Kinderärztin habe noch 2018 notiert: „Sie ist fit.“

„Keinerlei Anhalt“ für angeborene Störung durch Alkoholkonsum

Offensichtlich habe die Fehl-und Mangelernährung danach begonnen. Exakt ab dem Zeitpunkt, ab dem Monika S. der Stiefoma den Kontakt untersagt und den Ehemann vor die Tür gesetzt hatte. Die Stiefoma und der Stiefvater hatten sich bis dahin um Alina gekümmert und die Kleinfamilie unterstützt.

Die Ärztin schloss medizinische Gründe für die Entwicklungsstörung aus. Ein Kinderarzt hatte vor Jahren vermutet, der Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft sei der Grund für eine angeborene Störung: „Dafür gibt es keinerlei Anhalt“, sagte Banaschak. Als sie Alina untersucht habe, „lagen die Augen in den Höhlen, sie hatte tief eingefallene Wangen und sämtliches Fettgewebe hatte sich zurückgebildet, sie war völlig ausgezehrt.“

Alina hatte zuletzt die kognitive Entwicklung einer Zweijährigen

Ein „psychosozialer Minderwuchses“ sei denkbar, sagte die Ärztin. Damit ist die fehlende Ausschüttung von Wachstumshormonen im Schlaf gemeint. Bei Kindern mit Schlafstörungen aufgrund von Zurückweisung, fehlender Zuwendung und/oder Zeichen von Hospitalismus, wie es bei Alina dokumentiert ist, sei dies nachgewiesen. Das Kind hätte Liegegeschwüre und eine beginnende Osteoporose entwickelt, weil seine Knochen nicht ausreichend mineralisiert gewesen seien und sich zurückgebildet hätten, sagte die Ärztin aus.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch dass Alina zuletzt lediglich die kognitive Entwicklung einer Zweijährigen hatte, sei erklärbar: „Kinder brauchen Menschen, um sprechen zu lernen. Keine Maschinen oder einen Fernseher“, sagte Banaschak.