„Sonst muss ich schließen“Bergheimer Tanzschule hat schwer zu kämpfen
Bergheim – „Wenn ich im Januar nicht wieder öffnen kann, muss ich im Sommer die Schule schließen“, sagt Inessa Bergs. Seit 2013 betreibt sie an der Bergheimer Hauptstraße die akademisch traditionelle Ballett- und Tanzschule Belaro. Sie hat schwer zu kämpfen mit der Situation, die ihr die Corona-Folgen beschert haben, und fühlt sich von der Öffentlichkeit und auch von der Stadt nicht wertgeschätzt. „Wir wollen nicht vergessen werden.“
Bergs war verunsichert, als im November der Lockdown-Light kam. Sie wusste nicht, ob sie auch schließen musste. Denn künstlerischer Tanz sei kein Kontaktsport und könne mit eingehaltenen Abständen ausgeführt werden, erläutert sie. In zwei Bundesländern sei der Unterricht in Ballettschulen erlaubt gewesen.
Bergs fühlt sich vergessen
Inessa Bergs wandte sich an die Stadtverwaltung. Die antwortete ihr, dass laut dem Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalen Bildungsangebote, also auch Ballettunterricht, nicht zulässig seien, es sei denn, der Schüler oder die Schülerin habe die Absicht, später professionell zu tanzen („berufsbezogene Aus- und Weiterbildung“).
Das sei sehr schwammig, findet Bergs. Immerhin ermöglicht ihr diese Regelung, seit dem 20. November wieder einige wenige Schülerinnen und Schüler in zwei Gruppen mit Masken und Abstand zu unterrichten. Dennoch fühlt sie sich vergessen. Schließlich würde zum Beispiel dafür geworben, Gastronomen weiter zu unterstützen. „Für die Kultur ist es aber schwierig.“
Die ausgebildete Ballett-Tänzerin hat einerseits Verständnis für die Stadt und den Bürgermeister, die gerade viel um die Ohren hätten. Etwas mehr Unterstützung, und sei sie nur symbolisch, würde sie sich trotzdem wünschen.
Rund 130 Schülerinnen und Schüler unterrichtete Bergs vor der Pandemie, sie bereitet einige auf Prüfungen vor, andere auf die Hochschule. Man könne sich das wie bei einem Kampfsport vorstellen. Man hat im Unterricht ein Curriculum, also einen Lehrplan. Um die nächste Stufe in der Ballettausbildung zu erreichen, müsste man bestimmte Prüfungen absolvieren. Dafür lädt Bergs jedes Jahr externe Tanzlehrerinnen und Tanzlehrer ein. Inzwischen haben 30 ihrer Schülerinnen und Schüler gekündigt.
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Einige ihrer Nachwuchstänzerinnen und -tänzer seien sieben bis acht Stunden in der Woche gekommen, jetzt sei es deutlich weniger. Das hat natürlich Auswirkungen auf das Vorankommen. Die Prüfungen hat Bergs für dieses Jahr abgesagt.
Im Frühjahr, als sie ihre Schule zum ersten Mal schließen musste, habe sie auf Online-Stunden umgestellt. Einmal sei sie mit ihren Schülerinnen und Schülern an die frische Luft gegangen und habe dort getanzt. „Aber online ist es wahnsinnig schwierig, wir machen ja keine Theorie.“ Nicht jeder habe gute Möglichkeiten zu Hause, um zu tanzen. Außerdem sei es über Video schwieriger, Schritte und Übungen nachzumachen und für die Lehrerin schwerer, zu kontrollieren und zu korrigieren. „Man sieht einfach nicht alles.“ Dabei sei es für ihre Schülerinnen und Schüler wichtig, am Ball zu bleiben. Kinder wüchsen nun mal und da müsste man schauen, dass sie die Übungen nicht verlernten.