Kölner Zuckerfabrikant„Seit Kriegsbeginn schweben Mitarbeiter in Lebensgefahr“
- Der Kölner Zuckerkonzern Pfeifer & Langen produziert unter anderem die Marke Diamant
- Zuckerrüben baut das Unternehmen auch in der Ukraine an – trotz Krieg sei ausgesät worden
- Den Bauern in der Region verspricht das Unternehmen höhere Preise
Bergheim/Rhein-Erft-Kreis – Hätte die Versammlung des Rheinischen Rübenbauernverbandes im Bergheimer Medio zum ursprünglich geplanten Zeitpunkt Ende Januar stattgefunden, hätte Pfeifer-und-Langen-Geschäftsführer Uwe Schöneberg ein anderes Grußwort gesprochen. Doch dann kam Putins Einmarsch in die Ukraine, der auch das 152 Jahre alte Zuckerunternehmen betrifft.
Seit 2010 hat Pfeifer und Langen mit einem einheimischen Partner fünf Fabriken im Westen der Ukraine, rund um Lwiw. 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort angestellt sowie 150 Anbauer, die vorwiegend für den regionalen, aber bei entsprechenden Preisen auch für den überregionalen Markt produzieren.
Ukraine-Werke: Meetings wegen Luftalarms verschoben
„Seit Kriegsbeginn schweben unsere Mitarbeiter mehr oder weniger in Lebensgefahr“, beschreibt der P&L-Geschäftsführer die Lage deutlich. „Teamssitzungen werden wegen Luftalarms verschoben.“
Das Unternehmen habe inzwischen rund 150 Familienmitglieder von ukrainischen Angestellten bei der Belegschaft in Deutschland, Polen und Ungarn untergebracht. Außerdem liefert P&L unter anderem Schutzkleidung und Lebensmittel. In den ersten Kriegswochen ruhten die Geschäfte in der Ukraine. Weil aber keine Fabrik zerstört worden sei und zurzeit keine Bodenoffensiven dort stattfänden, laufe der Betrieb langsam wieder an. Sein ukrainischer Partner habe ihm gesagt: „Zuerst lag der Fokus zu 90 Prozent auf Krieg und zu zehn Prozent auf Arbeit. Wir versuchen, das wieder umzudrehen“, berichtet Schöneberg.
Pfeifer und Langen kann Ziele wohl erreichen
Die Aussaat für dieses Jahr sei trotz des Krieges nahezu vollständig erfolgt. Das Unternehmen wird nach eigener Aussage seine festgelegten Ziele dort wohl erreichen.
„Alles war vorher schon in Unruhe und jetzt haben wir auch noch den Krieg“, sagt Schöneberg. In der Folge des Konflikts mit Russland spiele man durch, was passiere, wenn Putin den Gashahn zudreht. „Aber das ist noch nicht greifbar.“
Bergheim: Anwesende Rübenbauern besorgt
Schöneberg sicherte nicht nur Pfeifer und Langens Festhalten an der Zuckerproduktion und damit an der Abnahme der Rüben der Landwirte zu – schließlich ist das Unternehmen der größte Abnehmer in dieser Region –, sondern hatte eine weitere Botschaft, die bei den rund 250 anwesenden Rübenbauern gut ankam. Er sicherte beim Rübenpreis die sechs vorne zu. Das heißt, Pfeifer und Langen werde 600 Euro plus X pro Tonne Weißwert Zucker zahlen. Wie Bernhard Conzen, Vorsitzender Rübenbauernverbandes, erklärte, komme man damit gerade so hin, denn die Kosten für Energie und Dünger seien massiv gestiegen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Conzen berichtete von schweren Zeiten zwischen 2018 und 2020. Damals lag der Preis bei 330 bis 350 Euro Weißwert. Viele Rübenbauern hätten in der Zeit aufgehört, berichtete er. Auch die Stimmung in der Versammlung war trotz des derzeitigen Preishochs nicht durchweg positiv. Ein Rübenbauer stellte die Zukunft seines Berufs in Frage. Woher sollten die Ackerflächen kommen, wenn immer mehr Industriegebiete erschlossen würden, fragte er. Ein weiterer schilderte Frustration unter den Rübenbauern: „Die Leute haben teilweise keine Lust mehr, weil sie in der Rübe keine Zukunft sehen.“