Im Interview sprechen die beiden Kulturmanager über die Besonderheiten in Bergheim, ihre Zukunftspläne und Ziele.
MontagsinterviewProgrammleiter Schobbe Vois übergibt im Medio Bergheim an Marcus Möller
Mehr als 20 Jahre lang hat Schobbe Vois das Programm des größten Veranstaltungsortes im Rhein-Erft-Kreis gestaltet, jetzt geht er in Rente. Sein Nachfolger im Medio in Bergheim ist Marcus Möller. Bernd Woidtke sprach mit beiden.
Herr Vois, was waren die Highlights in den mehr als 20 Jahren am Medio?
Schobbe Vois: Da gibt es große Namen wie Klaus Doldinger, Al di Meola oder der Schauspieler Ben Becker. Sehr wichtig ist mir die regionale Kulturförderung: Wenn 250 Kinder der Carl-Sonnenschein-Schule Bergheim hier auf der Bühne stehen, woran sie sich lebenslang erinnern werden – das finde ich toll! Auch die Vielseitigkeit ist ein Gewinn: Große Veranstalter mieten unser Haus und bringen oft eher den Mainstream mit. Wir selbst füllen dann die Nischen, teils mit großen Namen, aber auch mit Künstlern, die noch unbekannt sind, dann aber in die großen Hallen gehen. Torsten Sträter zum Beispiel fing bei uns im kleinen Saal mit einem Poetry Slam an, jetzt füllt er die Lanxess-Arena.
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Marcus Möller, welche der vielfältigen Aufgaben des Programmverantwortlichen liegen Ihnen am meisten am Herzen?
Marcus Möller: Der Kontakt mit den Künstlerinnen und Künstlern. Wenn sie kurz vor der Vorstellung nervös hinter der Bühne stehen und jemanden brauchen, der ihnen Orientierung gibt, dann kann ich die Situation aus beiden Perspektiven beurteilen, da ich ja selber Musiker bin. Ich lerne natürlich gerade viel Neues, was Marketing, Gema-Anmeldung, Kalkulation, Ticketing und so weiter angeht, aber zum Glück haben wir ein tolles Team von erfahrenen Leuten, die mir zur Seite stehen.
Können Sie als neuer Programmgestalter auch Akzente setzen?
Marcus Möller: Ja, das glaube ich schon. Mir kommt es darauf an, gute Qualität ans Medio zu holen. Wir sind hier ein sehr gutes Team, und ich spüre schon jetzt eine große Akzeptanz auch in Hinblick auf künstlerische Schwerpunkte. Das Schöne ist ja, man kann Acts ins Haus holen, die man sich als Zuschauer anderswo auch gerne ansehen würde, jetzt hat man sie quasi zu Hause. Natürlich geht es nicht darum, nur die Leute zu holen, die man selbst interessant findet, die Qualität steht immer im Vordergrund.
Was ist das besondere am kulturellen Standort Bergheim?
Schobbe Vois: Wir haben das Glück, das größte Haus im Kreis zu haben. Wir können ein sehr breites Spektrum anbieten, mit großem Saal, kleinem Saal und dem Gleis11 in Quadrath-Ichendorf. Ausstellungen der bildenden Kunst konnten sich im Medio nicht so gut etablieren, da ist Frechen zum Beispiel besser aufgestellt.
Herr Vois, was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Schobbe Vois: Auf keinen Fall auf die Couch legen! Ich werde weiter kulturelle Projekte begleiten, bin offen für Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen, die etwas auf die Bühne bringen wollen.
Schobbe Vois hat Mitte der 80er Jahre die Offene Zeltstadt in Paffendorf mitorganisiert, spielte in einer Band, hat Sozialarbeit studiert und arbeitete im Jugendamt der Stadt Bergheim. Jugendkultur lag ihm immer am Herzen, er rief Konzertreihen ins Leben, z.B. „Local Heroes“. Seit der Eröffnung des Medio ist er als Programmgestalter dabei.
Marcus Möller, 49, entstammt einer Musikerfamilie. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Erkommt aus Husum und hat in Köln und Arnheim/NL studiert. Er wurde Profi-Musiker mit eigenen Bands, er macht Studiomusik und Theater. In der Volksbühne am Rudolfplatz in Köln hat er zuletzt in dem Musical „Himmel und Kölle“ gespielt.