Abschied aus BrühlWissenschaftlicher Leiter des Max Ernst-Museums geht in Ruhestand
Brühl – Er sei künftig zuständig für die drei „A’s“, nämlich für Ausstellungen, Aktionen und Archiv, teilte ihm der damalige Brühler Stadtdirektor Wilhelm Schumacher 1986 bei seiner Anstellung mit. Da war Jürgen Pech der Geburtsstadt des weltberühmten Künstlers Max Ernst schon eine ganze Weile als freier Mitarbeiter im 1980 eingerichteten Max-Ernst-Kabinett verbunden. Mit einer Hausarbeit über Ernsts Collageroman „Das Kamelienmädchen“ hatte sich der gebürtige Gießener, der in Bonn Kunstgeschichte, Klassische Philosophie und Archäologie studiert hat, noch zu Studentenzeiten für den Job qualifiziert.
Die Beschäftigung mit dem Werk von Max Ernst, das er durch seinen Professor Eduard Trier kennengelernt hatte, ist fortan zu seiner Lebensaufgabe geworden.
Jetzt geht Pech nach fast 40-jähriger Tätigkeit in Brühl, zuletzt als wissenschaftlicher Leiter des Max-Ernst-Museums, in den Ruhestand.
„Das ist ein ganz breites Feld“
„In Max Ernsts Schaffen kommen Natur, Religion und Literatur vor, und man wird in unterschiedlichste Bereiche geschickt“, erklärt Pech seine Faszination für den Surrealisten, der zahlreiche Künstlerfreundschaften pflegte, die wiederum Anlass für viele weitere Entdeckungen boten. „Das ist ein ganz breites Feld“, sagt der Kunsthistoriker, Kurator und Publizist begeistert.
Den Überblick über seine zahlreichen Aufsätze und Veröffentlichungen hat der international renommierte Experte längst verloren, der gerade mit dem letzten Band des Oeuvre-Katalogs befasst ist, der die Zeit von 1970 bis 1975 behandelt.
Friederike Voßkamp wird Nachfolgerin
Jürgen Pech hat im Max-Ernst-Kabinett und später im Museum eine Vielzahl von Ausstellungen kuratiert. 1997 verantwortete er mit zwei Kollegen eine gemeinschaftliche Ausstellung von Berliner Nationalgalerie und Kunsthaus Zürich, die unter dem Titel „Reise ins Ungewisse“ Werke von Max Ernst mit Gemälden von Arnold Böcklin und Giorgio de Chirico konfrontierte. Zu weiteren Höhepunkten seiner Karriere zählt er selbst eine Präsentation der „D-Paintings“ im Jahr 2000, jener 36 Gemälde, die Max Ernst seiner Frau Dorothea Tanning zum Geburtstag schenkte. Knapp 20 Jahre später würdigte Pech diese Werkgruppe in einem opulenten Bildband, der ein Highlight seiner Publikationen darstellt.
Bei der Eröffnung des Max-Ernst-Museums 2005 wurde Pech nicht zum Direktor bestellt. Er nahm die Position des wissenschaftlichen Leiters ein, bei der er sich „auf das Inhaltliche“ konzentrieren konnte. Mit einer Ausstellung über „Surreale Tierwesen“ verabschiedet er sich nun ohne Wehmut aus Brühl. Auf ihn warten im Ruhestand neue spannende Herausforderungen. Gerade ist er mitten in den Vorbereitungen für eine große Max-Ernst-Retrospektive im Mailänder Museo del Novecento, die im Oktober eröffnet wird. „In der Ausstellung werden Werke von Max Ernst aus italienischem Privatbesitz gezeigt, die ich selbst noch nicht gesehen habe“, sagt Pech voller Vorfreude.
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Seine Aufgaben im Max Ernst-Museum übernimmt Friederike Voßkamp, die mit Pech zusammen 2018 eine Ausstellung über die amerikanische Künstlerin Ruth Marten eingerichtet hat.