„Alle warten nur noch ab“Betreiberehepaar der Brühler Kornkammer gibt nicht auf
Brühl – Das neue Jahr begann nicht eben verheißungsvoll für Rüdiger Tillmann. „Gleich die erste E-Mail, die ich bekam, war die Absage einer für Juli geplanten Veranstaltung“, berichtet der Betreiber der Kornkammer. Schon 2020 war kein gutes Jahr für die Veranstaltungs- und Konzertstätte an der Kurfürstenstraße. 2019, vor der Corona-Pandemie, war alles anders. Tillmann zählte 36 öffentliche Veranstaltungen – Konzerte, Lesungen, Tanzpartys. Hinzu kamen zahlreiche private Feiern. „Ich habe das Ding hier drei Jahre lang aufgebaut, endlich war es da. Meine Frau Magdalene und ich waren bereit durchzustarten“, sagt der 49-Jährige.
Doch stattdessen kam die Vollbremsung. Seit März vergangenen Jahres geht kaum noch etwas in dem einstigen Getreidelager, das Tillmann in eine charmante Veranstaltungsstätte für bis zu 150 Gäste verwandelt hat. Inzwischen buche aber niemand mehr Firmen- oder Hochzeitsfeiern. „Alle warten nur noch ab.“
2016 mietete der Brühler den Raum an, stattete ihn mit einer Bühne und moderner Beschallungs- und Lichttechnik aus, damit die Gäste auf dem rustikalen Dielenboden, unter alten Stahlträgern und Holzbalken tanzen, singen und feiern können.
Im Frühling des folgenden Jahres fanden die ersten Veranstaltungen statt. Eine Menge Leute lernten das Ambiente und die vielfältigen kulturellen Angebote schätzen und lieben. „Wir haben den Gästen hier Glücks- und Gänsehaut-Momente beschert“, sagt er.
Weihnachtstüten mit Spenden
Immerhin: Vergessen hat das die Kundschaft nicht. Vor den Feiertagen hätten Stammgäste ihm Weihnachtstüten zukommen lassen und sogar Spenden hineingesteckt, erzählt Tillmann. Andere hätten ein eigens gestaltetes und mit einer Liste abgesagter Events versehenes Benefiz-T-Shirt im Online-Shop der Kornkammer bestellt, um zu ihrem Erhalt beizutragen.
Tillmann hat das beeindruckt. Er ist andererseits nicht der Typ, der die Hände in den Schoß legt und auf Unterstützung wartet. Er organisierte Veranstaltungen ohne Publikum, um diese im Internet zu übertragen, er schrieb erfolgreich Anträge, um an Fördergeld zu kommen, und er bemühte alte Kontakte, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dabei profitiert er davon, dass er einen Lkw-Führerschein besitzt. „Das ist fast wie ein Meisterbrief“, sagt er. Er erledige Transporte für Fernsehproduktionen und sei auch einige Tage für eine Supermarktkette durch die Lande gefahren.
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In der Veranstaltungsbranche hätten sich viele Selbstständige anderweitig orientiert, erzählt er. „Nicht alle werden zurückkommen“, glaubt Tillmann. Sein Lebenswerk sei aber die Kornkammer. Er werde den Glauben an eine Rückkehr zu seinem einstigen Schaffen so schnell nicht aufgeben, versichert er.