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Neues AngebotIn Brühl wird ein inklusives Sportcamp auf die Beine gestellt

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen sind Jugendliche im Rollstuhl beim Sport.

Beim jüngsten inklusiven Sportcamp wurde Rollstuhl-Basketball gespielt.

Der Brühler Turnverein (BTV) will Angebote schaffen, bei denen Kinder und Jugendliche mit und ohne Handicap zusammenkommen können.

Gemeinsam Sport machen und inklusiv Spaß haben. Diese Idee ist beim Brühler Turnverein (BTV) präsent. In einem der nächsten Sommercamps des Vereins sollen dann Kinder und Jugendliche unterschiedliche Sportarten spielerisch und altersgerecht kennenlernen und zudem Mädchen und Jungen mit und ohne Behinderungen zusammenkommen.

„Wir stehen dazu in Kontakt mit der Brühler Montessori-Förderschule des Rhein-Erft-Kreises“, sagte Thomas Horstkamp von der BTV-Geschäftsstelle. „Zum Thema Inklusion denken wir derzeit viel über Konzepte und Kapazitäten nach“, führt er aus. Seit längerem gibt es beim BTV eine Mobilitätsgruppe, in der Menschen, die auf einen Rollstuhl oder einen Rollator angewiesen sind, mit speziell ausgebildeten Übungsleitern trainieren. Ein weiterer Baustein könnte jetzt mit dem Sportcamp dazukommen.

Erste Erfahrungen wurden in den Osterferien gesammelt

Erfahrungen dazu wurden bei einem Camp in der ersten Osterferienwoche gesammelt, an dem auch zwei Jugendliche mit Handicap teilnahmen. Erste Erfahrungen Entstanden sei die Idee in Gesprächen von Vertretern des BTV und des Vereins „Bunte Bank“, der sich vor allem für die Schaffung eines inklusiven Wohnprojekts in Brühl einsetzt. Mit Unterstützung der Stadt soll es in unmittelbarer Nachbarschaft zur BTV-Dependance in Badorf entstehen.

So tauschten sich die Nachbarn schon mal aus und entwickelten das erste inklusive Sportcamp in den Osterferien. „Annika war so glücklich, dabei zu sein. So etwas hatte sie noch nicht erlebt. Sie liebt Action, braucht aber bei allem Hilfe“, berichtete ihre Mutter Katrin Kossorz. Ihre 18- jährige Tochter kann nicht sprechen, nicht selbstständig laufen und ist geistig beeinträchtigt.

„Es ist so wichtig, solche Angebote für Kinder und Jugendliche mit einer komplexen Behinderung zu schaffen, um Inklusion zu leben“, ergänzte sie und freut sich über das Engagement des BTV.

„Es gibt in Brühl und über die Stadtgrenzen hinaus seit Jahren keine finanzierbaren Ferienangebote für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen. Das ist ein großes Problem bei 13 Wochen betreuungsfreier Zeit. Wenn man dann die Zeit einrechnet, die wegen des Schulausfalls hinzukommt, zum Beispiel wenn die Schulbegleitung krank ist, ist das für berufstätige Eltern die Quadratur des Kreises“, schildert sie beispielhaft die Nöte vieler Eltern von behinderten Kindern.

Neben Annika war auch der 18-jährige Till Steinhoff beim Sportcamp dabei, bei dem Autismus diagnostiziert wurde. Begleitet wurden Annika und Till in der Woche von Leon Dücker sowie der Abiturientin Flörke Fertig (19), die Sonderpädagogik studieren will und Cassandra Kedanna (19), die gerade ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Montessori-Schule absolviert und Logopädie studieren möchte. Die beiden jungen Frauen betreuen Annika auch in ihrem familiären Umfeld.

Berührungsängste und Vorurteile weichen beim Sport

„Wir waren überzeugt, dass das gut klappt. Weil wir eine entsprechende Tagesstruktur mit Ruhephasen entworfen hatten, die ja aber auch alle anderen Kinder brauchen“, so Flörke Fertig. „Und wir haben den anderen Teilnehmern die Besonderheiten von Annika und Till erklärt, um Berührungsängste und Vorurteile abzubauen“, berichtete Cassandra Kedanna. Mit ihrer Hilfe konnten die beiden dann beim Badminton, Laserrun oder Rollstuhl-Basketball mitmachen.

Sicher müsse man sich in der Vorbereitung von inklusiven Camps mehr Gedanken über das Angebot machen, an Dinge wie Barrierefreiheit, sanitäre Voraussetzungen und Ruheplätze denken, aber die Gegebenheiten dafür in der Dreifachhalle seien gut, resümierten die Helferinnen. Der Anfang ist also gemacht. Schulungsangebote dafür gibt es beim Bundesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung.