Seit einigen Monaten sind an acht der 54 alten Grabmale auf dem entwidmeten Friedhof in Brühl-Kierberg Holzpflöcke und blaue Riemen angebracht.
„Der Zahn der Zeit“Das Geheimnis der Holzpflöcke an den Grabsteinen in Brühl
Auf dem ehemaligen Kierberger Friedhof geht es seit seiner Entwidmung 2021 ziemlich munter zu. Dort treffen sich Kinder zum Spielen und Erwachsene zum Gärtnern, Plaudern und gemeinsamen Workshops. In Kooperation mit der Stadt hat sich die Dorfgemeinschaft der grünen Oase zwischen Berrenrather- und Margaretenstraße angenommen und die neue Nutzung ermöglicht.
Und doch dürfte so mancher Besucher das Areal noch immer als Stätte mit besonderer Atmosphäre empfinden. Dafür sorgen die alten Grabmale, deren Inschriften zum Nachdenken über vergangene Kierberger Zeiten anregen.
Kein Zeugnis von Vandalismus
Zeugnisse der jüngeren Vergangenheit gibt es aber auch – und die regen zum Rätseln an. Seit einigen Monaten sind acht der 54 erhaltenen Grabsteine mit Holzpflöcken und blauen Riemen versehen.
Hans-Georg Konert, der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft, kann das Geheimnis auflösen. „Diese Konstruktion dient der Sicherung der Steine. Andernfalls würden noch mehr umkippen“, erklärt er. Mit Vandalismus habe das alles nichts zu tun. Es sei vielmehr der Zahn der Zeit, der den Fundamenten der schweren Steine und Tafeln zusetzten.
Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen und Materialverfall haben so manchen Stein schon umkippen lassen. Konert hat nachgezählt: 17 stehen nicht mehr in der Senkrechten, sondern liegen am Boden. Weil auf dem einstigen Friedhof auch Kinder spielten, sei die Instabilität nicht ungefährlich, findet der Kierberger.
Er hat daher das Gespräch mit dem für die Grünfläche verantwortlichen Stadtservicebetrieb gesucht. „Wir habe die Zusage erhalten, dass man sich kümmern wird“, sagt er.
Dorfgemeinschaft hält Spendenaktion für möglich
Offenbar gestalte sich die Suche nach einem Steinmetz nicht ganz leicht, und es sei wohl auch eine größere Summe nötig, um die Fundamente zu stabilisieren, vermutet er.
Dennoch hofft er auf einen baldigen Abschied von den wenig schmucken Behelfskonstruktionen. Die Dorfgemeinschaft stehe gerne bereit, einen Beitrag zur Lösung zu leisten, betont Konert. Man könne etwa eine Spendenaktion auf die Beine stellen, um die Belastung für den städtischen Haushalt so gering wie möglich zu halten.