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Serie Altes HandwerkFreitags kommen in der Brühler Tischlerei Giefer die Würstchen auf den Grill

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Bild sind zwei Handwerker in der Werkstatt zu sehen.

In der Tischlerei Giefer wird ein lockerer Tonfall gepflegt, hier setzen Geselle Jeremias Gebertz und der Lehrling Benjamin Lissner (v.l.) Scharniere in Schranktüren ein.

Seit 19 Jahren führt Manfred Giefer seinen eigenen Betrieb. Die Faszination des Naturprodukts Holz hat für ihn seinen Reiz nicht verloren.

Den Umgang mit der Raubank, dem Handhobel zum Glätten, Ebnen und Planhobeln von sägerauen Brettern lernen die Auszubildenden im Tischlerhandwerk so wie einst, weiß der Tischlermeister Manfred Giefer. In der Produktion seines Betriebes im Brühler Industriegebiet Nord 2 spiele der Umgang mit der Raubank und den vielen anderen Handwerkzeugen des Tischlers aber so gut wie keine Rolle mehr.

Die Maschinen zur Holzbearbeitung, wie Formatkreissäge, Plattensäge, Breitbandschleifmaschine, Kantenleimmaschine bis hin zur computergesteuerten CNC-Fräse hätten die alten Werkzeuge längst abgelöst und gewährleisteten eine hohe Produktivität, sagt der Einzelunternehmer und Chef von drei Gesellen und zwei Lehrlingen der Tischlerei Giefer.

Der Umgang mit dem Naturprodukt Holz hat nicht an Faszination verloren

Der Reiz im Umgang mit dem Naturprodukt Holz habe durch den Einsatz von Maschinen nicht an Faszination verloren, erzählen sein Geselle Jeremias Gebertz und der Lehrling Benjamin Lissner. Aus einem aufgesägten Eichenstamm ein bleibendes Produkt zu fertigen, etwa einen Schrank nach Kundenwunsch oder eigener Zeichnung am Computer, vermittele ein „schönes Gefühl“, sind sie sich einig.

Auf dem Bild ist ein Tischler mit Handhobel zu sehen.

Den Umgang mit der Raubank, dem Handhobel demonstriert hier Manfred Giefer, im Alltag spielt das Werkzeug keine Rolle mehr.

Beim Aufarbeiten der sägerauen Bretter, beim Hobeln und Schleifen der Oberfläche zeige Holz erst seine Struktur, Maserung und Farbe. Bisweilen stoße man beim Sägen auf die Nester von Holzwespen aber auch stählernen Schrappnellen aus den Weltkriegen, was im schlimmsten Fall das Aus für das Sägeblatt bedeutet. Und immer fühle sich die Oberfläche warm in der Hand an.

Holz ist ein einsilbiges Wort, aber dahinter verbirgt sich eine Welt der Märchen und Wunder
Manfred Giefer, Schreinermeister aus Brühl zitiert Theodor Heuss

Meister Giefer kommt dazu ein Spruch von Theodor Heuss in den Sinn: „Holz ist ein einsilbiges Wort, aber dahinter verbirgt sich eine Welt der Märchen und Wunder.“ Freilich lässt Manfred Giefer durchblicken, dass sich die Romantik im Alltag in Grenzen hält, wenn es beispielsweise darum gehe, für die Zimmer eines Altenheimes in nur zwei Wochen 80-mal den gleichen Schrankeinbau zu verwirklichen. Eine solche serielle Fertigung sei begleitet von „einer wahren Materialschlacht“, vielen Hundert Quadratmetern an Platten, kistenweise Beschläge, Scharniere, Kantenleimer in großen Rollen.

Brühl: Zum Tageswerk der Tischler gehören auch der Einbau von Türen dazu

Die serielle Fertigung komme seltener vor, das individuell maßgeschneiderte Einzelstück sei die Regel. Zum Tageswerk gehörten auch der Einbau von Türen dazu, Wand- und Deckenverkleidungen sowie Böden. Lehrling Lissner begreift seine Ausbildung in der Tischlerei Giefer als Glücksfall. Der Großvater habe ihn auf der Suche nach geeigneten Teilen zum Basteln immer auf den Schrottplatz mitgenommen. Am Goldenberg-Gymnasium in Hürth habe er bereits eine Ausbildung als Maschinenbautechnischer Assistent gemacht. Ein Handwerk als Berufsziel zu ergreifen, sei für ihn eine folgerichtige Entscheidung gewesen, schildert Lissner.

Seit 19 Jahren führt Manfred Giefer seinen eigenen Betrieb

Auch Manfred Giefer erinnert sich gut an seine Berufswahl, die er zwischen der Ausbildung als Technischer Zeichner und Tischler getroffen habe. Die Erinnerung an seinen Großvater Heinrich, von Beruf Schlosser, ein kräftiger Mann mit „Händen wie Bratpfannen“, habe ihn motiviert, ins Handwerk einzusteigen. Ihm, ein „dünnes, schmächtiges Hemd“, sei schnell klar gewesen, dass ein körperlich anstrengender Beruf nur von Vorteil sein könne, so Giefer.

1991 habe er mit der Lehre begonnen, den Gesellen gemacht, danach den Meisterbrief, erzählt der 50-Jährige. Seit 19 Jahren führe er den eigenen Betrieb. Den Tischlerlehrlingen im Rhein-Erft-Kreis ist Manfred Giefer als Prüfer und als Lehrlingswart bekannt. Bei Problemen mit dem Chef, können sie ihn anrufen. Er versucht dann zu vermitteln.

Den eigenen Betrieb führt er mit bestimmter, aber lockerer Hand. Da nennen ihn die anderen schlicht „Manni“ oder es heißt „Chef, kannst du mal…“. Zur Einstimmung auf das Wochenende legt er jeden Freitag zur Mittagspause Würstchen auf den Grill. Lehrling Lissner hat längst gelernt, zur Mahlzeit in der Tischlerei den Kronenkorken der Limoflasche mit dem Zollstock zu knacken.


Am Dienstag (17. Dezember) stellen wir einen Schornsteinfeger vor.